31.03.09

Vorpommern-Thriller im ZDF: Etwas mehr Stralsund bitte

Nun ja, Attribute wie "CSI Stralsund" oder "Vorpommern-Thriller" (so die taz) sind für "Stralsund - Mörderische Verfolgung" vielleicht etwas übertrieben. Aber ansonsten war der ZDF-Montagsfilm nicht ganz so schlimm wie vorher befürchtet. Natürlich: Polizeiarbeit im Nordosten der Republik sieht in der Realität anders aus. Aber ein Unterhaltungsfilm soll - ebenso wie ein Regionalkrimi - kein 1:1-Abbild der Wirklichkeit sein. Trotzdem schade, dass außer dem Showdown am Bodden und ein paar mehr oder weniger sinnvolle Überquerungen der neuen Rügen-Brücke sehr wenig von der Hansestadt zu sehen war. Der Berliner Tagesspiegel kritisiert zu recht:

"Der hochklassige Krimi mit Katharina Wackernagel, Bernadette Heerwagen und Harald Schrott zeigt von dem ins Weltkulturerbe aufgenommenen Städtchen nicht viel mehr als ein Gewerbegebiet, das auch sonstwo stehen könnte. Hin und wieder schwenkt die Kamera zur neuen Rügenbrücke hinüber, und am Ende, als es tatsächlich noch zu einer Verfolgung kommt, führt die Geschichte immerhin in die Natur am Stadtrand. Die prächtige Altstadt bleibt dagegen außen vor – rätselhaft, warum das ZDF dennoch die Zuschauer mit einem gewissermaßen touristischen Hinweis im Titel lockt."
Die WELT stößt in ein ähnliches Horn:

"Was so gut wie keine Rolle spielt, ist die adrette Hansestadt, deren Namen der Film doch so verführerisch im Titel führt: Statt architektonischer Attraktionen, von der neuen Rügenbrücke mal abgesehen, tauchen lediglich ein paar anonyme Betonbauten, verrottete DDR-Liegenschaften sowie die Stralsunder Kanalisation auf. Okay, es ist ja auch keine Auftragsarbeit fürs Fremdenverkehrsamt. "
Und weiter:
"Vorpommern ist wunderbar. Für Pensionäre. Und Urlauber ohnehin. Zum Geldverdienen aber eher nicht. Es ist der ärmste Landstrich Deutschlands und wohl auch der langsamste. Abseits der Küste herrscht Mangel an Kapital und Geschwindigkeit. Womöglich hat es das Fernsehen deshalb kaum je gewagt, in der Gegend telegene Kapitalverbrechen abzudrehen. Vorpommern klebt auf der Landkarte des Fernsehkrimis als weißer Fleck an der polnischen Grenze. Doch vielleicht nur noch bis heute Abend: Denn dann beginnt im ZDF etwas, was man sich beim Sender – Publikumsinteresse vorausgesetzt – als Auftakt zu einer Krimi-Reihe aus dem fernen Osten der Republik vorstellen kann."
Über Einschaltquoten habe ich noch nichts gehört, aber mir soll es recht sein. Wenn der ZDF-Thriller das Interesse auf den "fernen Osten der Republik" lenkt, ist das für meinen Rügen-Krimi "Aktion Störtebeker" nur gut. Denn schließlich hat Kommissar Bratfisch sein Stralsunder Büro in einem seit zwanzig Jahren kaum veränderten Plattenbau der DDR-Transportpolizei. Wie in der Realität.  

29.03.09

"Stralsund - Mörderische Verfolgung" - Schwacher Auftakt zu neuer ZDF-Krimiserie

Als ich im vergangenen Herbst bei der Kripo in Stralsund für "Aktion Störtebeker" recherchiert habe, waren die Dreharbeiten für den ersten Film der neuen ZDF-Krimiserie "Stralsund - Mörderische Verfolgung" schon abgeschlossen. Morgen (Montag, 30. März 2009, 20.15 Uhr) ist nun das Ergebnis auf der Mattscheibe zu sehen.

Der Plot:

Hauptkommissarin Susanne Winkler von der Kripo Stralsund erhält einen Anruf auf ihrem Handy. Seltsam aufgeregt und ohne weitere Erklärungen verlässt sie das Präsidium. Nach einer Fahrt durch die Hansestadt lässt sie ihren Wagen stehen und geht auf ein Bürogebäude zu. Sie betritt das leere Foyer einer Versicherung und verharrt dort einen Moment. Sie scheint auf jemanden zu warten. Doch niemand kommt.


Dann entschließt sie sich, in den Bürobereich zu gehen. Auch hier ist alles leer. Sie wirkt besorgt und will zu ihrem Handy greifen, als sie plötzlich eine Pistole im Nacken spürt. Eine vermummte Person zwingt sie, die Hände auf den Rücken zu legen. Mit Kabelbindern werden ihre Hände gefesselt. Anschließend wird sie in das angrenzende Großraumbüro gezerrt und an einem Schreibtischstuhl gefesselt. Dort liegen etwa fünf Mitarbeiter geknebelt und gefesselt.


Der Geiselnehmer Wolf Broder will nicht nur Geld, sondern auch seinen inhaftierten älteren Bruder Micha frei pressen. Der sitzt wegen Versicherungsbetrugs und Totschlags eine fünfjährige Strafe ab.
Die junge Kommissarin Nina Petersen, die das Leben ihrer Chefin retten will und erstmals einen Großeinsatz leiten muss, übernimmt alleine die Verantwortung für die heikle Operation.

Geradlinig, klug und schlagfertig nimmt sie die Verhandlungen mit dem Geiselnehmer auf - eigentlich hatte ihr Kollege Stefan Prinz mit dem Job gerechnet. Als Chefin des Einsatzteams steht nun Nina Petersen in vorderster Schusslinie und muss dabei die Wucht der Geschehnisse verarbeiten. Einzige Unwägbarkeit: Sie ist bekannt dafür, selbst unter emotionalem Druck, hoch zu pokern.

Kritische Stimmen

Während das ZDF "Stralsund - Mörderische Verfolgung" als einen "Thriller, der den Schwebezustand zwischen unbarmherziger Spannung und überraschenden Momenten hält" lobt, ist die Kritik anderer Meinung. "Der Film ist alles andere als gelungen", schreibt das Quotenmeter und fährt in seinem Verriss fort:

Schon die Dramaturgie macht einen recht heruntergekommenen Eindruck, wandert die Geschichte doch spätestens nach Ende der Geiselnahme vollkommen ziellos und wirr umher. Es gibt kein klares Thema, das hier bearbeitet wird und alles wiederholt sich dutzendfach. Ständig sieht man, wie sich die Geiselnehmer um die Forderungen zanken und wie die Polizisten, die allesamt ein wenig schwer von Begriff geraten sind, mittels modernster Technik das Gebäude abhören. Doch das alles führt zu nichts und nahezu jeder Wendepunkt und Plot-Point entsteht durch einen Zufall. Und schon hat man es geschafft, dass von Glaubwürdigkeit nicht mehr die Spur ist. Ebenso platt wie die Handlung sind die Figuren, die allesamt zu grässlich eindimensionalen Archetypen verkommen sind. Sie haben keinerlei interessante Eigenschaften an sich, die über ihre absolute dramaturgische Notwendigkeit hinausgehen, und von einem gewissen Grad an Individualität lässt sich nur träumen.
Und auch monstersandcritics ist enttäuscht:

Die beteiligten Figuren bleiben eher blass. Eine Handschrift oder ästhetische Vision sucht man in diesem Krimi vergebens. Übrig bleibt solides Handwerk, bei dem die Darsteller allerdings ein wenig unterfordert wirken. Zwar dürfen die Bösewichte ordentlich auf den Putz hauen, Zwischentöne lässt das Buch von Sven Poser und Martin Eigler (auch Regie) aber kaum zu. Schlimmer noch wird's aufseiten der Polizei. Wie mit einer derart blassen Figur wie Nina Petersen eine Identifikation geschaffen werden soll, die die Stralsunder Polizistin zur Serienreife führt, müssten einem die Autoren vielleicht einfach mal erklären.
Da ich den Film noch nicht gesehen habe, bin ich genauso wie die Stralsunder Kripo-Beamten bei meinem Besuch damals auf das Ergebnis der aufwändigen Dreharbeiten in der Hansestadt gespannt. Morgen Abend wissen wir mehr.


24.03.09

Fünf Todsünden beim Verfassen von Kriminalromanen

Bei Watching the detectives bin ich dieser Tage auf den Beitrag "Fünf Todsünden beim Verfassen von Kriminalromanen" gestoßen. Das sind nach Meinung des Autors folgende:
  • Sie belassen es bei EINEM Mord.
  • Sie schreiben aus zu vielen Perspektiven.
  • Sie arbeiten mit Sprache.
  • Ihre Protagonistin / Ihr Protagonist ist unsympathisch.
  • Ihr Krimi endet nicht mit einer Auflösung.

Wenn ich mir das so recht überlege, habe ich nach diesen Kriterien bei "Aktion Störtebeker" eigentlich alles richtig gemacht: Es gibt mehrere Tote und die Perspektiven sind überschaubar (im Wesentlichen nur 2). Großartige Sprachverrenkungen gibt es auch nicht und Kommissar Bratfisch ist trotz (oder wegen?) seiner Mitgliedschaft in der LINKEN ein Sympathieträger. Und eine Auflösung für die Morde ist natürlich vorhanden. Allerdings geht der Krimi dann als Thriller noch ein Stück weiter. Aber auch dann kommt schließlich das Happy-End.

22.03.09

Lustige Geschichten über die DKP auf Spiegel einestages

Beim Spiegel-Ableger einestages verwertet der Journalist Adrian Geiges gerade sein Buch "Wie die Weltrevolution einmal aus Versehen im Schwarzwald begann" nochmal in kleinen launigen Geschichten. Mit solchen Überschriften wie "Drückerkolonnen für die Weltrevolution", "Als West-Revolutionär in der DDR-Kaderschmiede" oder "Auf geheimen Kanälen in die DDR".

Was sich hier - mit 20 bis 30 Jahren Abstand - so lustig liest, hatte aber durchaus einen ernsten Hintergrund. Es war ebenfalls der Spiegel, der am 1.1. 1990 über eine geheime Militärorganisation der DKP berichtete, die am Springsee in Brandenburg an Waffen aller Art ausgebildet wurde. Könnte es sein, dass auch in Prora auf Rügen eine solche militärische Ausbildung von westdeutschen Kommunisten stattgefunden hat? Und das sogar der heutige DKP-Parteivorsitzende einer dieser Partisanen war?

In meinem Rügen-Krimi "Aktion Störtebeker" stößt Kommissar Bratfisch bei der Suche nach einem Mörder und bei der Verhinderung eines Sprengstoffanschlages auf die neue Rügenbrücke auch auf ehemalige DKP-Partisanen. Ob sie oder islamistische Gotteskrieger, Neonazis oder ehemalige DDR-Spezialeinsatzkräfte hinter den Straftaten stecken (von privaten Mordmotiven mal ganz abgesehen), kann hier natürlich noch nicht verraten werden.

Aber eines ist gewiss: In dem Buch wird es auch einige neue Fakten zur "Gruppe Ralf Forster" (so war der Tarnname der DKP-Militärorganisation) geben. Es handelt sich schließlich um einen Faction-Thriller. Und wenn er erschienen ist, werde ich bestimmt einige dieser Tatsachen bei einestages aufschreiben. Auch wenn sie vielleicht nicht so lustig wie die Schilderungen von Adrian Geiges sind.

21.03.09

Verlagssuche - eine kleine Zwischenbilanz

Anfang der Woche habe ich - nach den Gesprächen auf der Leipziger Buchmesse - einigen Verlagen das Manuskript für "Aktion Störtebeker" geschickt. Von einem kam gleich am Mittwoch die Absage: "Nach Rücksprache mit meinen Kollegen von Marketing und Vertrieb haben wir uns entschieden, das Projekt nicht in Angriff zu nehmen." Schade, das war leider zu befürchten. Ein anderer Verlag hatte sich schon am Montag gemeldet und wollte einen Ausdruck des Manuskripts per Post. Also den Drucker angeworfen und das Ergebnis per Päckchen losgeschickt. Die DHL-Sendeverfolgung meldete allerdings am Donnerstag: Empfänger nicht anwesend, Benachrichtigung erstellt. Hoffentlich gehen die zum Postamt und holen das mühevoll gepackte Manuskript-Paket auch ab. Sonst springe ich im Dreieck.

Heute nun in der Post ein paar kritische Anmerkungen eines Lektors: "Auf den ersten Seiten Ihres Manuskripts werden alle sprachlichen Elemente und Klischees eines ausgelutschten Krimis bedient. Das wird so stark betrieben, dass es auffällt und nicht sehr originell wirkt. Erst über 'Brathuhn' wird die Story erträglich. Er wirkt menschlich zurückhaltend, spröde und nachdenklich. Hier gewinnt die Geschichte an Glaubwürdigkeit. Es wäre gut, die ersten zehn Seiten nochmals stilistisch neu zu fassen und die wirklich bedrückenden Allgemeinplätze der Sprache aufzulösen und ein wenig mit anderen Synonymen aufzufrischen. Ebenso müssen die Floskeln raus, bis der Leser sich eingelesen hat."

Brathuhn? Er meint sicher meinen Kommissar Bratfisch. Na ja, kann im Eifer des Gefechts passieren. Ansonsten bin ich lernfähig und auf ein gutes Lektorat kam es mir bei der Verlagssuche schließlich auch an. Da muss man dann auch harte Kritik einstecken. Aber das Schreiben geht weiter: "Ja, man kann eine solche Reihe veröffentlichen und ich glaube sogar, es wird ein Erfolg. An uns muss es nicht liegen, der Titel würde in unsere Reihe XY passen". Mit dabei ein Vertragsentwurf, der auf auf den ersten Blick ganz seriös aussieht.

Ob ich unterschreibe, weiß ich noch nicht. Erst einmal abwarten, was die anderen ins Wasser geworfene Steine so bringen. Aber mit der ersten Zwischenbilanz kann ich schon ganz zufrieden sein. Passend zum tollen Frühlungswetter. Jetzt bin ich auf die nächste Woche gespannt.

18.03.09

Themenwoche "Buch 2.0" mit neuen Erkenntnissen

Die "Themenwoche Buch 2.0" im Upload-Magazin ist für mich als Autor natürlich eine interessante Sache. Nicht nur der Beitrag "Fünf Wege zum eigenen Buch" brachte neue Erkenntnisse (da ich ja immer noch auf Verlagssuche bin), auch das heutige Interview mit Horst Klier über die Erfahrungen mit der Selbstvermarktung seines Sachbuchs “Leben ohne Diät” ist sehr spannend.

Und irgendwie an mir vorbeigegangen war bisher das Experiment von Karen Wiborg mit ihrem ersten Roman “Sechzig Grad”, der gerade im Internet entsteht. Mitten im Web 2.0 - mit einer Handlung, die vom 1. Januar 2009 bis zum 1. Januar 2010 spielt und so parallel zur Wirklichkeit verläuft. Auch wenn diese Arbeitsweise für mich wohl nichts wäre, verfolge ich nun den Schreibprozess im Blog, auf Twitter und bei Facebook. Bemerkenswert auch ihre Marketingaktivitäten für das noch nicht geschriebene Buch, Hut ab. Nicht nur in den Blogs wird das Projekt bereits sehr schön aufgegriffen.

Geld kann man wohl auf diese Weise mit dem Schreiben nicht verdienen. Aber manchmal bietet das Web 2.0 ja auch in dieser Hinsicht noch Überraschungen.



16.03.09

Wie kann ich ein E-Book signieren?


Eines der Themen auf der gestern - mit großem Erfolg - zu Ende gegangenen Buchmesse in Leipzig waren die E-Books. Sony präsentierte dort seinen Reader und ich muss sagen, dass mich das Gerät durchaus überzeugt hat. Ob ein Verlag Bücher in Zukunft auch im E-Book-Format anbietet, ist für mich durchaus auch ein Kriterium bei der Verlagswahl.

Doch man stelle sich die Situation in ein paar Jahren vor: Da sitzt man auf einer Lesung und dann wollen die Zuhörer am Ende, dass man das frisch erworbene Buch signiert. Bei einem gedruckten Werk kein Problem, aber wie macht man das mit einem E-Book? Den Reader vollkritzeln geht ja nicht. Hier muss dringend eine Lösung gefunden werden.

Ein anderes Problem in diesem Zusammenhang sind die Raubkopien. Nachdem die Plattenindustrie mit Kopierschutz und Digital Rights Management bereits mehr oder minder gescheitert sind, steht die Verlagsbranche nun vor einem ähnlichen Problem. "Die Lesung ist die Lösung" rät der Berliner Tagesspiegel in einem Artikel und empfiehlt, die Strategie der Musikindustrie zu kopieren. Die Künstler dort verdienen ihr Geld nicht mehr in erster Linie mit CDs und zahlungspflichtigen MP3-Downloads, sondern mit Live-Konzerten. Also gut inszenierte Lesungen, bei den die Besucher ordentlich Eintrittsgeld hinlegen, als Haupteinnahmequellen für Autoren? Leider kann nicht jeder, der Schreiben kann, auch gut Vorlesen. Und die Honorare sind auch nicht so hoch, dass man sie mit einem Vorleser teilen mag. Ob das nun wirklich die Lösung ist?

Die FAZ hat noch eine weitere Idee: Die Attraktivität eines E-Books durch einen Bonus-Track - ähnlich wie heute schon bei vielen DVDs üblich - zu steigern. Dort können dann sogar Figuren, die es nicht in das Buch geschafft haben, wieder zum Leben erweckt werden. Das löst zwar nicht das Raubkopie-Problem, ist aber ein interessanter Vorschlag. Mit diesem Weblog hier und den Info-Paketen dazu (z.B. hier zu Prora) will ich ja etwas Ähnliches bieten. Und das sogar vollkommen kostenlos.

14.03.09

Auf Verlagssuche: Etliche Steine ins Wasser geworfen

Ich bin erst heute dazu gekommen, über meine Gespräche auf der Leipziger Buchmesse intensiver nachzudenken. Doch schon seit Donnerstag nagen an mir die Zweifel: Braucht die Welt angesichts dieser Unmengen von Neuerscheinungen auch noch meinen Rügen-Krimi? Muss ich mir jetzt wirklich die Hacken ablaufen, um einen Verlag zu finden? Andererseits: Ein Großteil der Arbeit ist bereits getan, das Manuskript in der ersten Fassung fertig. Und mit Absagen kann ich - dank einer intensiven Diskussion im Montsegur-Autorenforum - inzwischen auch umgehen. Denn es trifft nicht nur mich. "Von den eingereichten Manuskripten veröffentlichen wir knapp ein Prozent und damit liegen wir noch deutlich über dem Branchenschnitt", habe ich auf der Buchmesse in Leipzig gehört. Schöne Aussichten.

Dazu kommen die Zweifel am Ergebnis meiner Arbeit. Funktioniert zum Beispiel die Idee, allgemeine politische Fragen unter ein gemeinsames Dach mit einem Regionalkrimi zu stecken? Bringe ich nicht viel zu viele Fakten auf den knapp 300 Seiten unter, so dass die Handlung auf der Strecke bleibt? Und ist die Überlegung, dass der ermittelnde Kommissar Mitglied bei der LINKEN ist, wirklich so gut? Ich halte dieses Novum in der deutschen Krimilandschaft ja für ein Differenzierungsmerkmal und deshalb für verkaufsfördernd. Aber die Vertriebsfrau eines Krimiverlages, mit der ich in Leipzig gesprochen habe, findet das zu polarisierend und Teile der potenziellen Leserschaft ausgrenzend.

Eine Verlegerin stellte mir auch die Frage: "Gehört der Kommissar nun zu den Bösen oder zu den Guten?" Ich konnte sie beruhigen: Kommissar Kurt Bratfisch war zwar SED-Mitglied, eckte aber schon in der DDR öfters mit Karrieristen und Paragraphenreitern an. Und das ist auch nach der Wende so geblieben. Er gehört also eindeutig zu den "Guten", zumindest aus meiner Sicht.

Ich habe auf der Buchmesse mit Leuten aus ganz unterschiedlichen Verlagen gesprochen. Die etablierten Herausgeber von Regionalkrimis haben natürlich ihre Vorteile: Einen Vertriebsapparat, der die Bücher in den Handel bringt. Kontakte zu den Rezensenten in den Medien. Marketingleute, die (vielleicht) die Werbetrommel rühren. Übliche "faire" Verträge. Und vor allem ein Lektorat, dass sich mit der Materie auskennt, sich aber auch (wie manche Kollegen in Leipzig lauthals klagten) ganz schön in die Arbeit des Autors einmischt.

Demgegenüber stehen die Klein- und Kleinstverlage auf diesem Gebiet. "Marketing für Ihr Buch können wir nicht machen, dass ist viel zu teuer", sagte mir ganz offen eine Mitarbeiterin eines solchen Verlages. Um den Verkauf meiner Bücher müsse ich mich in erster Linie selbst kümmern. Andererseits bieten solche Verlage teilweise aber auch deutlich bessere Konditionen - etwa einen Anteil von 30 bis 40 Prozent am Ladenpreis, wenn man die Druckwerke selbst verkauft - etwa auf Lesungen oder im eigenen Online-Shop.

Schwierige Frage, welcher Weg nun der richtige ist? Wenn man überhaupt selbst entscheiden kann. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Für mich persönlich wichtig ist vor allem das Lektorat und ob der Verlag einen Draht zum Buchhandel - vor allem in der Ostseeregion - hat. Und er muss das Buch schnell realisieren können - bis zur Feriensaison im Sommer und rechtzeitig vor der Bundestagswahl. Ich habe in der letzten Woche eine Menge Steine ins Wasser geworfen und werde nach Abschluss der Messe einigen Verlagen nun das komplette Manuskript zum Lesen schicken. Auf das Echo bin ich schon sehr gespannt.

12.03.09

Buchmesse Leipzig: Puhdys, Lektoren und Kriminacht

Ich bin in Leipzig, Buchmesse. Wenn man die vielen jungen Leute auf den Gängen sieht, braucht man sich über das Leseland Deutschland eigentlich keine Sorgen machen. Gerade komme ich von einem ZDF-Talk mit den Puhdys. Die legendäre DDR-Rockband feiert in diesem Jahr ihr 40. Jubiläum und hat dazu ein Buch mit Anektoden herausgebracht. Eine kurzweilige Diskussion, in der die alten Herren souverän auf die bewusst provokativen Fragen antworteten.

Gestern abend war ich bereits bei der "Langen Leipziger Kriminacht" in einem etwas abgelegenen Studentenclub am anderen Ende der Messestadt. "Ein bisschen mehr Publikum könnte es schon sein", las Lokalmatador Henner Kotte aus seinem neuen Kommissar-Ehrlicher-Krimi "Frederikes Höllenfahrt". Und das traf auch auf die Lesung zu. Für knapp 30 Zuhörer wurden vier AutorInnen aufgeboten: Nebe
n Kotte noch Beate Baum ("Häuserkampf"), Romy Foelck ("Täubchenjagd") und Uwe Schimunek ("13 kleine Thriller"). Besonders der letzte Autor hat die Lesung sehr spannend gestaltet, nicht einfach nur vorgelesen, sondern jeder Figur eine eigene Stimme gegegeben. Für mich sehr lehrreich. Nur schade, dass so wenig Leute anwesend waren.

Warum ich überhaupt so überraschend in Leipzig bin? Leider habe ich von dem Krimiverlag, der zunächst Interesse an "Aktion Störtebeker" hatte, nun doch eine Absage bekommen. Über den Grund kann man trefflich spekulieren. Auf jeden Fall hat die Lektorin betont, dass die Ablehnung des Manuskripts ihre subjektive Entscheidung ist und andere Verlage das durchaus anders sehen können. Deshalb habe ich mein Exposee am Anfang der Woche an verschiedene andere in Frage kommende Verlage verschickt und bei einigen ist es auch auf Interesse gestossen. Mit der Lektorin eines renommierten Regionalkrimi-Verlages konnte ich für heute morgen einen Termin vereinbaren und deshalb bin ich in Leipzig auf der Buchmesse.

Das Gespräch verlief ganz gut, auch wenn ein paar Hürden deutlich wurden. Aber auf jeden Fall will die Lektorin das Manuskript nun komplett lesen und danach entscheiden. Zeitlich würde das auch noch hinhauen. Bei anderen Verlegern und Lektoren, mit denen ich hier auch noch gesprochen habe, wird es dagegen schon sehr eng. Aber immerhin: Es gibt noch jede Menge Verlage, bei denen ein Rügen-Krimi mit politischem Hintergrund ins Programm passen würde.

Ich hatte ja gedacht, dass mir die für neue Autoren übliche Ochsentour durch die Lektorate erspart bleiben würde. Das war leider zuviel Optimismus. Aber der Spontanbesuch in Leipzig macht mir wieder Mut. Und heute morgen hat hier sogar die Sonne geschienen, wenn das kein gutes Omen ist.

09.03.09

Ein Stich ins Wespennest

Nachdem ich an verschiedenen Stellen auf den neuen Krimi "Wespennest" der Journalistin und Schriftstellerin Uta-Maria Heim aufmerksam gemacht worden bin, habe ich ihn mir sofort bestellt und heute kam das Päckchen. Gleich mit dabei: Der 1991 erstmals veröffentlichte Kriminalroman der Autorin "Das Rattenprinzip", der letztes Jahr neu aufgelegt wurde und der 1992 den Deutschen Krimi-Preis bekommen hat.

"Der Roman erzählt von einem jungen Lebensgefühl, das gegen die Verdummung und die skrupellose Vermarktung rebelliert, und hat heute längst Kultstatus erreicht", schreibt der Verlag. Im Februar 2009 erschien nun die lang erwartete Fortsetzung, in dem die Geschichte der „Rattenprinzip“-Protagonisten und ihrer Nachkommen weitererzählt wird.

Und die klingt interessant und hat auch mit den Themen meines Rügen-Krimis zu tun.
Denn ein Held in dem Roman ist der inzwischen 86jährige Kommunist Karl Roth. Der "rote Karle" haut in dem neuen Krimi noch einmal richtig auf den Tisch. "Vom Nazi-Terror über den RAF-Terrorismus bis zum weltweiten Wirtschaftskollaps – Furcht, Schrecken und Dummheit sind einfach nicht totzukriegen. Doch im Ländle rumort es. Auf zum Widerstand! Während in Baden-Baden die postbürgerliche Revolution tobt, regt sich auch in Stuttgart Protest. Und Karle holt in Schramberg die Waffe aus dem Schrank", heißt es im Klappentext.

Auch wenn es viel Lokalkolorit gibt und die Protagonisten aus Kornwestheim und Stuttgart miteinander schwäbeln, will das "Wespennest" kein Lokal- oder Regionalkrimi sein. "Aber ich siedele meine Bücher immer an meinem Wohnort an. Da kenne ich mich aus", sagt die Autorin im Interview. Doch "an der bloßen Wiedererkennbarkeit" liegt ihr nichts.

Darüber, warum
Uta-Maria Heim mit dem "roten Karle" den "letzten Kommunisten im Schwarzwald" zum Helden macht, habe ich noch nichts gefunden. In ihrer Biographie ist kein persönlicher Anknüpfungspunkt zu erkennen. Aber vielleicht bin ich nach dem Lesen der beiden Bücher schlauer. Gut finde ich auf jeden Fall, dass mit "Anna Blume" auch eine Katze eine wichtige Rolle spielt. Das sind interessante Parallelen zum Kater "Klimaschewski", der in "Aktion Störtebeker" ab und zu auftauschen wird.



06.03.09

Eine geplatze Buchlesung mit Jürgen Elsässer

Da bin ich nun in Berlin auf der 6. Linken Medien Akademie (LiMa). Um etwas Werbung für meinen (ungedruckten) Rügen-Krimi zu machen und um etwas zu lernen. Darum habe ich mich auch auf die Lesung mit dem Journalisten und Autor Jürgen Elsässer gefreut, der heute nachmittag über sein Buch "Terrorziel Europa - Das gefährliche Doppelspiel der Geheimdienste" diskutieren sollte. Passt ja irgendwie auch zu meinem Buchthema und der Verlag kündigt Elsässers Werk mit den Worten: "Ein Sachbuch, so spannend wie ein Thriller. Ein Kenner gibt Einblick in die Machenschaften der Geheimdienste" an.

Doch dazu kam es leider nicht. Der Saal war voll und der - durchaus umstrittene - Autor verkündete dem erwartungsvollen Publikum: "Die Lesung wird nicht stattfinden". Der Hintergrund sind schon länger schwelende Grabenkämpfe in der Linken, auf die ich hier nicht eingehen will. Auch wenn mir Jürgen Elsässer wie eine beleidigte Leberwurst vorkam, lässt sich sein Ärger nachvollziehen. Denn die LiMa-Veranstalter hatten vorher in einem Blog ankündigen lassen: "Um zu gewährleisten, dass sich Elsässer an die Absprachen hält, haben wir ihm einen Moderator zur Seite gestellt. Wenn er dies nicht tut, werden die Veranstaltungen umgehend von uns beendet."

Man muss ja kein Fan von Jürgen Elsässer sein oder seine politischen Ansichten und manchmal überspitzte Wortwahl teilen. Aber bei einer Lesung einen Aufpasser neben sich zu haben, der bei mißliebigen Äußerungen eingreift und die Veranstaltung dann willkürlich abbricht, das ist schon harter Tobak. Zumal der "Moderator", wie sich dann zeigte, extrem unsouverän reagierte. Während ein Großteil des Publikum (nach Abstimmung) zumindest die Erklärung Elsässers für seine Absage hören wollte, rief er immer wieder mit lauter werdender Stimme "Diese Veranstaltung ist beendet".

Irgendwie löste sich dann alles im Tumult auf. Wäre aber sicher interessant geworden, wenn das Publikum einfach sitzengeblieben wäre und das Geschrei und die Drohung mit dem Hausrecht ignoriert hätte. Aber soweit geht es dann aber mit der vielbeschworenen Partizipation der LiMa-Besucher dann doch nicht, dass sie einfach ihr eigenes Programm durchsetzen. Ein schaler Beigeschmack bleibt auf jeden Fall. Genauso falsch wie das unprofessionelle Agieren der Veranstalter war es in meinen Augen auch, dass Jürgen Elsässer seine Absage nicht früher mitgeteilt hat. So war das Publikum umsonst zur Lesung gekommen und musste sich dieses absurde Schauspiel anschauen.

Nun hätte Jürgen Elsässer heute ja nicht zum ersten Mal aus seinem Buch gelesen. Darum können sich alle, die an dem durchaus spannenden Thema interessiert sind, hier einen Mitschnitt einer früheren Lesung anhören.

05.03.09

Wolfgang Schreyer - ein fast vergessener Bestsellerautor

Zu den DDR-Büchern, die von der Peter-Sodann-Bibliothek vor dem Verschwinden gerettet werden, sollten auf jeden Fall die von Wolfgang Schreyer gehören. Mit einer Gesamtauflage von über 6 Millionen war der Verfasser von spannenden Romanen, die meist in Lateinamerika spielen, ein echter Bestseller-Autor. Auch etliche Krimis stammen aus seiner Feder. Ich erinnere mich noch gut an "Der Mann auf den Klippen", in dem er sich mit den Ereignissen im Jahr 1983 auf der Karibikinsel Grenada beschäftigte.

Auch nach der Wende war der 1927 Geborene weiter produktiv, konnte aber eine seine großen Erfolge nicht mehr anknüpfen. Auf den fast Vergessenen, der heute in Ahrenshoop lebt, bin ich über die Rechercheliste zu dem Buch "Die Legende" gestossen. Das beschäftigt sich mit dem 11. September und wurde vom Altmeister zusammen mit seinem Sohn Paul geschrieben. Eine gute Idee und ein schöner Leserservice, die zahlreichen Quellen - für die im Buch selbst kein Platz ist - im Web zur Verfügung stellen.