28.02.09

Peter Sodann: Das Wertvollste an der deutschen Einheit ist die Bananenkiste

Still war es in letzter Zeit um den Ex-Fernsehkommissar und Bundespräsidentenkandidaten der Linken Peter Sodann. Es ist auch nicht so einfach, Schlagzeilen zu provozieren, wenn selbst Angela Merkel laut über die Verstaatlichung von Banken nachdenkt. Aber heute war es wieder mal soweit. Nicht auf dem Europaparteitag der Linken in Essen (hier der Liveticker), wo der Schauspieler auch anwesend ist, sondern durch ein Interview mit der Berliner "Tageszeitung".


Darin ging es darum, dass Peter Sodann zusammen mit einem Merseburger Verein sämtliche Bücher, die zwischen 1945 und 1990 in Ostdeutschland erschienen sind, vor dem Zerfall bewahren will. "Wir sammeln Schrott und Gutes", wird der Kandidat zitiert. "Denn die Leute sollen einmal selber rausfinden, was damals war, wer gelogen hat, wer nicht." Die Peter-Sodann-Bibliothek in Merseburg umfasst inzwischen eine Viertel Million Titel, die bis zur Bibliothekseröffnung in Kartons zwischengelagert sind. Und die lieferten auch die Schlagzeile, denn Peter Sodann sagte dazu: "Das Wertvollste an der deutschen Einheit ist die Bananenkiste, mit der kann man am besten Bücher transportieren."

24.02.09

Regionalkrimis bei Aldi zum Schleuderpreis von 1,99 Euro

Gerade beim Einkaufen im Prospekt von Aldi-Nord für die nächste Woche entdeckt:


"Spannende und mitreißende Kriminalromane von bekannten und ausgezeichneten Autoren, z. B. Jacques Berndorf: Eifel-Gold, Jürgen Kehrer: Wilsberg und die Wiedertäufer", steht im Begleittext. Das ganze für 1,99 Euro pro Taschenbuch.

Was da wohl noch für Verlag und Autor übrig bleibt? Oder macht es die Masse? Aber vielleicht räumt der Grafit-Verlag mit Hilfe des Discounters auch nur sein Lager. Ob "Eifel-Kreuz" von Berndorf wohl dabei ist? Denn in dem Krimi arbeitet ja eine der Protagonistinnen in einem Aldi-Markt. Aber das ist dann doch eher Aldi-Süd gewesen.  

20.02.09

Das unsichtbare Visier - Die Guten von der Staatssicherheit

Während im Westfernsehen morgen auf allen Kanälen Karnevals-Frohsinn flimmert, schlägt der RBB gnadenlos zu: Gleich drei Teile der DDR-Kultserie "Das unsichtbare Visier" werden am Samstag-Abend gezeigt. Es sind auch die erste drei Episoden, gedreht 1973.

Damals schien die Welt noch in Ordnung: Auf der einen Seite die bösen Nazis, die in der Bundesrepublik wieder an der Macht gelangen, und auf der anderen Seite die unerschrockenen Kundschafter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR, die diese fiesen Machenschaften enttarnen. Heute stellt sich das Alles - wie wir inzwischen wissen - doch etwas differenzierter dar.

Kurz die Handlung der 16teiligen Serie, in der immer drei Filme eine abgeschlossene Handlung bilden:
Der MfS-Kundschafter Werner Bredebusch (ein Glanzrolle für den jungen Armin Müller-Stahl) wird in eine Organisation von faschistischen Ex-Militärs und ihre argentinischen Schlupfwinkel eingeschleust. Die Herren weihen ihn in ihre geheimen Pläne ein. So kundschaftet er die Planungen der westdeutschen Bundesregierung zur Aufstellung einer neuen Armee aus und vereitelt den Versuch von westlichen Geheimdiensten und Konzernen, an geheimes Metarial der Nazis über chemische Kampfstoffe heranzukommen. Bei seinem letzten Auftrag im Jahre 1961 (Folge 9) fliegt Bredebuschs Tarnung auf, und er kehrt in die DDR zurück. Doch der westdeutsche Rechtsanwalt Dr. Clemens setzt ab Folge 10 zusammen mit seinen Mitarbeitern die gefährlichen Missionen als "Kundschafter für den Frieden" fort. Er kann beispielsweise einen geheimen Test von Psychodrogen an Bundesbürgern verhindern oder von westlichen Geheimdiensten unterstützte Terroranschläge beenden, die den Kommunisten in die Schuhe geschoben werden sollen.
Die ersten drei Teile, die morgen vom RBB gesendet werden, haben diese Handlung:
1. Der römische Weg
 
Werner Bredebusch kommt in der Rolle des toten Jagdfliegers Achim Detjen mit einem Spätheimkehrertransport in der Bundesrepublik an. Organisiert durch das faschistische „Kameradenhilfswerk“ entgeht er einer drohenden Verhaftung und gelangt auf dem "römischen Weg" über Italien nach Südamerika. Der falsche Detjen übersteht erfolgreich alle Überprüfungen und vermag auch seinen ehemaligen Dienstvorgesetzten, der jetzt in Argentinien als militärischer Ausbilder eingesetzt ist, von seiner Identität zu überzeugen. Er schafft es, auch den ehemaligen SS-Offizier Born perfekt zu täuschen und erringt dessen Vertrauen.
2. Das Nest im Urwald
 
Detjen bildet in der Stadt Cordoba argentinische Flugschüler aus und gewinnt an der Seite seines Chefs Krösing Einblicke in Schlupfwinkel und Anlaufstellen ehemaliger hoher Nazioffiziere in Südamerika. Diese bereiten die Wiederherstellung militärischer Strukturen in der Bundesrepublik vor. Dem französischen Journalisten Carles André, der ebenfalls die Spur der in Lateinamerika untergetauchten Nazis recherchiert, spielt Detjen eine ernste Warnung und enthüllendes Material zu. Charles André wird kurz darauf von einer Schlägertruppe ermordet.
3. Das Wasserschloss
 
Der MfS-Kundschafter kehrt an der Seite Krösings nach Westdeutschland zurück und übernimmt im Rahmen der forcierten Militarisierung der Bundesrepublik („Amt Blank“) Aufgaben beim Aufbau einer neuen Luftwaffe. Auf einer geheimen Tagung im Wasserschloss Delmenhorst gelingt es Detjen, einen kompletten Satz der streng geheimen Unterlagen aus dem Schloss zu schmuggeln und in die DDR zu schicken.
"Das unsichtbare Visier" gibt es auch als E-Book, mehr dazu ist in der Wikipedia zu finden und ein Fan-Club erforscht emsig die Details des Fernseh-Mehrteilers. Ein Highlight auf jeden Fall: Hauptdarsteller Armin Müller-Stahl, der einige Jahre später die DDR verlassen hat, spielt seine Rolle nicht bierernst, sondern er bringt auf gekonnte und humoristische Weise eine gewisse Distanzierung rüber. Da muss man auch heute noch manchmal schmunzeln. Die Musik von Walter Kubizcek ist spannungsgeladen und teilweise richtig fetzig, wie man sich hier überzeugen kann:






 





16.02.09

Linke will Geschichte mit Büchern aufarbeiten

Dietmar Bartsch, Bundesgeschäftsführer der LINKEN, schrieb heute auf der Website der Partei:
Dieser Tage fiel mit ein Buch von Richard David Precht in die Hand: „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“. Über Lenin weiß ich einiges, nicht aber, ob er je dort war. Wo liegt das eigentlich, dieses Lüdenscheid? Nun, um Lenin und um Lüdenscheid geht es in dem Bändchen tatsächlich nur am Rande. Thema ist der Alltag von Linken in der alten Bundesrepublik. Ich hatte mich rasch fest gelesen in diesem heiter-nachdenklichen Report, in dem ich auch einige jetzige Mitstreiterinnen und Mitstreiter traf, deren Denken und Tun ich nun noch ein bisschen besser verstehen kann. Im jubiläumsreichen Jahr 2009 sollten wir, Mitglieder der LINKEN aus Ost und West, versuchen, mehr darüber zu erfahren, was wir erlebten und was uns prägte. Da helfen Bücher wie das von Precht oder Werner Bräunigs „Rummelplatz“ oder „Das Treibhaus“ von Wolfgang Koeppen oder „Der Turm“ von Uwe Tellkamp … und -zig Titel mehr, die zu lesen und über die zu streiten sich lohnt. Da sollten wir natürlich miteinander sprechen,  wie das war, damals in der DDR und in der alten Bundesrepublik, in BWK oder FDJ oder SDAJ oder FDGB … Dieses Aufeinander-Neugierig-Sein ist doch spannender Teil des Wachsens der neuen Partei DIE LINKE.
Ich habe "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" als Film in einem - erstaunlicherweise - völlig ausverkauften Kino gesehen und fand in ganz nett und sympathisch. Über manche Sachen konnte ich auch richtig schmunzeln, eine kleine Reise in die eigene Vergangenheit. Unten ist als kleiner Vorgeschmack der Trailer zu sehen. 

Aber zurück zum Thema: Auch der Roman "Aktion Störtebeker", soviel sei schon verraten, wird einen Beitrag zur Aufarbeitung der linken Geschichte in Ost- und Westdeutschland leisten. Zwar im Gewand eines (hoffentlich) sehr spannenden Regional-Krimis, doch immer wieder mit Bezügen zur Geschichte. 





13.02.09

Passend zum Valentinstag ....

... und wo es doch im Rügen-Krimi "Aktion Störtebeker" auch eine kleine Liebesgeschichte als Nebenhandlung gibt.

10.02.09

Endstation Ostsee - Kurzkrimis von Rostock bis Henningsdorf

Während es draußen stürmt und schneit, flattert mir gerade die Ankündigung für eine neue Regionalkrimi-Anthologie aus dem KBV-Verlag ins Postfach, die mich natürlich besonders interessiert. "Endstation Ostsee" heißt sie und enthält Mordsgeschichten von der Küste im Nordosten Deutschlands. In der Verlags-Info wird eifrig geschwärmt:
Wildes Wasser, blühende Landschaften. Die Ostseeküste samt Usedom und Rügen ist Schauplatz von stürmischen Mordgeschichten, cleveren Gaunerstories und wildromantischen Piratenkrimis. Der Herausgeber H.P. Karr hat unter anderem Henrike Heiland und Petra A. Bauer nach Rostsock geschickt, Peter Gerdes nach Stralsund, Anne Chaplet nach Bad Boltenhagen, Nina George nach Kühlungsborn, Birgit H. Hölscher nach Darss, Hartmut Mechtel nach Warnemünde und hat am Ende ihre mörderische Ernte eingesammelt. Blutrot schlagen die Wellen an den Ostseestrand, tiefschwarz sind die Geschichten in diesem Band.
Mal abgesehen davon, dass es wohl "auf den Darss" heißen müsste, zeigt dieser Sammelband vor allem die wachsende Konkurrenz für meinen Rügen-Krimi. Ob Deutschlands größter Insel eine eigene Geschichte spendiert wurde, ist aus der Ankündigung nicht zu ersehen. Ich habe das Buch aber sofort bestellt und lasse mich überraschen. Wettbewerb soll ja das Geschäft beflügeln.

Der KBV-Verlag will offensichtlich noch mehr solcher Anthologien auf den Markt bringen und schreibt:

Der Regionalkrimi boomt. Es gibt keinen Landstrich mehr im deutschsprachigen Raum, der nicht seine eigene Riege von versierten Krimiautoren entdeckt hat. Kein Mittelgebirge, kein Landkreis, kein Flusslauf, kein Küstenstreifen mehr, an dem nicht Mord und Totschlag als prickelnde Unterhaltung und amüsanter Nervenkitzel Einzug gehalten haben. Lokale Krimifestivals schießen wie Pilze aus dem Boden, Fernsehsender zieht es mit den Krimiformaten in die Provinz. MORDLANDSCHAFTEN knöpft sie sich nun vor, diese Schauplätze, diese Städte und Städtchen, diese Urlaubsregionen, Inseln und Nationalparks. Einen nach dem anderen ... KBV versammelt in dieser Anthologiereihe die Besten der Besten. Wir zeigen in MORDLANDSCHAFTEN, dass der deutschsprachige Raum nicht nur exquisite Tatorte, sondern auch brillante Autorinnen und Autoren vorzuweisen hat.
Nun bin ich ja kein besonderer Freund von Kurzkrimis, aber man darf natürlich auf die weiteren MORDLANDSCHAFTEN gespannt sein.

Die Arbeit an der ersten Fassung des Manuskripts von "Aktion Störtebeker" ist auf jeden Fall erst einmal abgeschlossen. Gestern habe ich es an den Verlag geschickt und warte jetzt gespannt auf Antwort. Immerhin handelt es sich um den "ersten Regionalkrimi mit Thrillerelementen in Deutschland", in dem der Ermittler ein Parteibuch der Linken hat. Das ist doch schon einmal ein interessantes Unterscheidungsmerkmal.






07.02.09

War die "Sauerland-Zelle" vom Geheimdienst gesteuert?

Wenige Wochen vor Beginn des Prozesses gegen die sogenannte islamistische "Sauerland-Zelle" wartet der Stern mit einer Überraschung auf:

Die Hintergründe der Gruppe, die 2007 Terroranschläge in Deutschland geplant haben soll, werden immer mysteriöser: Ein mutmaßlicher Kontaktmann des US-Geheimdienstes CIA spielte bei der Attentatsvorbereitung eine größere Rolle als bislang bekannt.
Konkret geht es um Mevlüt K., einen 29-jähriger Türken aus Ludwigshafen, gegen den das BKA wegen des Verdachts ermittelt hat, bei der Beschaffung und Übergabe von 26 Sprengzündern an die "Sauerland-Gruppe" eine zentrale Rolle gespielt zu haben. Er soll außerdem Kontakte zu hochrangigen al-Qaida-Mitgliedern und tschetschenischen sowie iranischen Mudschahidin haben. 

"Doch seine Rolle ist noch in anderer Hinsicht interessant: Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll es sich bei Mevlüt K. um einen Kontaktmann des türkischen Geheimdienstes MIT und der amerikanischen CIA handeln"
schreibt der Stern. Und: "Der mutmaßliche CIA-Informant aus Rheinland-Pfalz soll in den Attentatsvorbereitungen dieser Terrorzelle eine zentrale Rolle gespielt haben, wie aus Ermittlungsunterlagen des BKA hervorgeht." Aus abgehörten Gesprächen wisse man, dass Mevlüt K. für die Terroristen "der Chef" war, von dem die jeweiligen Anweisungen kamen.

Wundern würde mich das alles nicht. Denn die Islamische Dschihad Union (IJU), die hinter den Gotteskriegern aus dem Sauerland stecken soll, ist ja selbst wohl eine Geheimdienst-Erfindung. Craig Murray, ehemaliger britischer Botschafter in Usbekistan (dem Herkunftsland dieses Netzwerks), sagte schon vor einiger Zeit:

Ich persönlich glaube, dass die Islamische Jihad Union höchstwahrscheinlich von den usbekischen Geheimdiensten erschaffen wurde. Entweder dadurch, dass sie Anschläge wie in Taschkent selbst inszeniert haben oder indem Agents Provocateur naive Menschen dazu verleitet haben, Terroranschläge zu verüben.

     



Soll mein Kommissar twittern?

Interessante und kontroverse Diskussion im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels, ob Verlage und Buchhändler was Sinnvolles mit Twitter anfangen können. Noch interessanter dieser Hinweis in den Kommentaren:
Mit etwas Phantasie lässt sich Twitter dennoch in Buchverlagen einsetzen. Weshalb soll z. B. der Hauptcharakter aus einer Neuerscheinung nicht twittern?
Den Twitterkanal http://twitter.com/stoerti gibt es ja bereits. Aber ob ich wirklich Kommissar Bratfisch von Rügen aus twittern lassen soll, wenn der Krimi erschienen ist? Da müsste ich mich voll ihn ihn hineinversetzen und ziemlich viel Zeit zum Zwitschern aufbringen.


Noch eine Meinung dazu in den Kommentaren des Börsenblatt-Artikels:

Jede Dialog-Option mit KundInnen/MultiplikatorInnen ist es wert, genutzt oder zumindest ausprobiert zu werden - über den Erfolg entscheiden dann natürlich Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, Zeit- und Geldeinsatz - und auch Leidenschaft für Kommunikation.


01.02.09

Ein falscher Mausklick, und du bist ein Terrorist

Zum Bloggen ist mir in den letzten Tagen keine Zeit geblieben, da das Manuskript von "Aktion Störtebeker" in den letzten Zügen liegt und mir ständig noch dringend notwendige Änderungen einfallen. Aber der Kommentar von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung zum sogenannten "Terrorcamp-Gesetz" ist unbedingt eine Nachricht wert:

Der Bundestag hat in erster Lesung ein Gesetz verhandelt, das nicht mehr zur Bestrafung, sondern nur zur Verfolgung taugt, ja nur diese bezweckt: Der Gesetzgeber weiß, dass es zu einer Bestrafung der angeblich gefährlichen Person nach dem neuen Gesetz nicht kommen wird; aber das ist ihm ziemlich egal.

Die Hauptsache ist, dass der Staat ermitteln, belauschen und Computer durchsuchen darf. Die Straftat wird quasi fingiert, weil man sie braucht, um massiv in die Grundrechte des Beschuldigten eingreifen zu können.

Schon der amtliche Titel des neuen Gesetzes verrät dies. Es lautet: "Gesetz zur Verfolgung der Vorbereitung von schweren staatsgefährdenden Gewalttaten". Das Gesetz wird landläufig Terrorcamp-Gesetz genannt, weil mit ihm angeblich die Leute gepackt werden sollen, die sich dort ausbilden lassen. Davon findet sich im Gesetzestext kein Wort.

Er umfasst jegliche Unterweisung, die sich ein Einzelner im Umgang mit gefährlichen Stoffen oder mit Stoffen geben lässt, aus denen gefährliche Stoffe hergestellt werden können - auch per Internet. Ein falscher Mausklick, und du bist ein Terrorist.