30.11.08

Krimi-Adventskalender: Mörderische Vorweihnachtszeit


Die "aufregendste Adventszeit Ihres Lebens" verspricht der Krimi-Adventskalender von Jokers. Jeden Tag muss eine Frage zum Tages-Krimirätsel beantwortet werden. Zu gewinnen gibt es jeweils drei Bücher des Krimi-Autors, von dem das Rätsel handelt. Außerdem nehmen alle Teilnehmer an der Verlosung von drei Reisen zur Criminale in Singen-Schaffhausen am Bodensee vom 06.-10.05.2009 teil. Weitere Preise sind Multimedia-Laptops und Einkaufsgutscheine.

27.11.08

Senghor on the Rocks: Ein klassischer Web2.0-Roman


Ein interessantes Experiment ist der Online-Roman SENGHOR ON THE ROCKS von Christoph Benda, der mittlerweile schon seit einem halben Jahr kostenlos im Netz zu lesen ist. Denn erstmals wurden hier alle Handlungselemente eines literarischen Textes mit geografischen und zeitlichen Koordinaten versehen und so im chronologischen Verlauf auf einer Karte darstellbar gemacht. Im Begleittext heißt es dazu:
Auf Basis von Google Maps wird parallel zu jeder Szene des Textes deren Handlungsort als exakte geografische Position bzw. jede Bewegung als animierte „Fahrt“ auf der Karte dargestellt. Der Leser des virtuellen Buches erlebt die geschilderte Handlung als „Reise über die Landkarte“ und gewinnt über diese visuelle Ebene einen völlig neuen Zugang zum Text. Die Umsetzung als „book-a-like“ kommt trotz der innovativen Präsentation vertrauten Lesegewohnheiten entgegen – der Seitenspiegel bietet eine gut lesbare Textmenge pro Seite, jeder Textseite steht eine Kartenseite gegenüber, ein Lesezeichen ermöglicht, nach einer Pause seitengenau wieder in den Text einzusteigen. SENGHOR ON THE ROCKS kann mit allen gängigen Browsern und auch mit dem iPhone als mobile Applikation abgerufen werden.
Da ja die Protagonisten in meinem Regional-Krimi "Aktion Störtebeker" auch ständig auf der Insel Rügen, in Stralsund und Schwerin-Laage unterwegs sind, würde sich so etwas vielleicht auch anbieten. Allerdings nicht im Buch selbst, das ja ganz traditionell gedruckt werden soll, sondern zur Begleitung im Web. Denn Spiegel online hat sehr schön die Schwachstelle dieser Idee beschrieben:
Das Resultat ist schön anzusehen - und das ist vielleicht auch der Haken an der Sache. Statt sich in den Text zu vertiefen, neigt man dazu, zunächst einmal Seite für Seite voranzuklicken. Das macht Spaß, weil der Cursor sich dabei wie von Geisterhand gezogen über die Karte bewegt, von Ort zu Ort wandert. Erst im zweiten Anlauf schafft man es, sich auch ein wenig mit dem Text zu befassen. Man will ja auch wissen, weshalb das Buch ausgerechnet am Place de l'Independance in Dakar beginnt.Dann aber ist Disziplin notwendig, um wirklich weiterzulesen. Zu einen, weil man zwischendurch gerne mal in den eingeblendeten Google-Satellitenbildern herumstöbert, schaut, was es in der Umgebung der Handlung noch zu sehen gibt. Zum anderen, weil es nicht jedermanns Sache ist, ganze Bücher am Bildschirm zu konsumieren. Eine E-Book-Version, beispielsweise fürs iPhone, wäre da schon Alltagstauglicher.

25.11.08

Advent, Advent oder "Der Tod hat 24 Türchen"

Jetzt werden wieder die Adventskalender ausgepackt. Doch Schokolade macht nur dick. Deshalb lieber jeden Tag einen Kurz-Krimi lesen. Kein Problem mit dem Sammelband "Der Tod hat 24 Türchen". Im Klappentext heißt es:

Besinnliche Adventszeit? Von wegen: Zeit zum Töten! Denn wenn gute Freunde ihr wahres Gesicht zeigen, Christbaumverkäufer wettrüsten und betrogene Ehefrauen kaltblütig Rache nehmen, mischt sich schon mal tannengrün mit blutrot. Und da auch Profikiller Heiligabend feiern, gerät für manch einen die stille Nacht zur ewigen Ruhe

24 Kurzkrimis der beliebtesten deutschsprachigen Krimiautoren, u.a. Friedrich Ani, Oliver Bottini, Petra Oelker, Gisa Klönne, Felicitas Mayall und Jan Costin Wagner.

Hier bestellen:
Der Tod hat 24 Türchen


22.11.08

Informationspakete zum Buch mit Hilfe von Agglom

Da ich beim Schreiben des Regional-Krimis "Aktion Störtebeker" zwangsläufig viel im Internet recherchieren muss, ist mir eine gute Idee gekommen. Denn statt die Links zu Websites, Dokumente, Fotos oder Videos nur für mich zu speichern, kann ich sie doch auch allen Interessierten zur Verfügung stellen. Und mit Hilfe von Agglom (seit heute in einer neuen Version verfügbar) ist das auch leicht möglich.

Gesagt, getan. Drei Informationspakete stehen bereits zur Verfügung:
Weitere werden im Laufe der Zeit sicher folgen. Und das Gute an Agglom: Man kann damit nicht nur die gesammelten Schätze mit einer Art "Dia-Show" hintereinander betrachten. Jede/r darf auch auch gerne neue Quellen hinzufügen und kommentieren. Also nur zu. Mit diesem Werkzeug lassen sich auch sehr einfach Gruppen einrichten. Aber damit werde ich wohl noch etwas warten.

20.11.08

Stimmungsmache gegen Peter Sodann: Einfach zu blöd

Eigentlich wollte ich heute etwas zum Fortgang meines Krimis schreiben: Doch dann kam die Bild-Zeitung (sowohl gedruckt wie online) dazwischen.

Da fehlen einem glatt die Worte. Zum Glück hat Spießer Alfons sie gefunden. Der ist zwar kein Freund der Linken und auch nicht des Bundespräsidenten-Kandidaten Peter Sodann, meint aber trotzdem:
Was heute auf der Titelseite von BILD über Sodann zu lesen ist, das ist Verunglimpfung in übelster Form! Peter Sodann (72) ist Schauspieler. Und Schauspieler treten öffentlich auf. Weil das ihre Arbeit ist. Sodann zum Beispiel arbeitet auf einem Kreuzfahrt-Schiff. Dort hat der Schauspieler ein Engagement. Ein Vertrag, der schon Mitte 2007 abeschlossen wurde. Und Peter Sondann wohnt natürlich auf dem Schiff – wo denn sonst?! Dass er die Übernachtungen nicht bezahlen muss, ist logisch. Und würde er in einem Hotel an Land auftreten, dann wäre die Übernachtung auch kostenlos für ihn, quasi mit im Honorar.
.....
Sagen Sie mal, Herr Diekmann, tickt da wer nicht richtig…?
PS: Dass Sodann in einem Kabarett-Programm mit dem Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm auftritt, der nicht attackiert wird, und dass das Kreuzfahrtschiff früher mal für den DDR-Gewerkschaftsbund FDGB im Einsatz war, runden die Meldung ab. Spießige Frage: Womöglich hat BILD-Chefredakteur Kai Diekmann auch schon mal auf Springer-Geschäftskosten in einem Hotel gegessen oder gewohnt, in dem früher mal Erich Honecker abgestiegen ist…?

19.11.08

Gong und Piper auf der Suche nach neuem Krimi-Starautor

Da müsste ich mich eigentlich dafür bewerben. Es passt wirklich alles. Nur, ich habe ja bereits eine Verlagszusage für meinen Regional-Krimi "Aktion Störtebeker". Aber sollte da etwas dazwischen kommen, wäre das noch eine Chance. Allerdings muss bei einer Einreichung das Manuskript komplett fertig sein. Ist vielleicht ein Ansporn, denn im Moment geht es mir ähnlich wie dieser Kollegin. Hier die Ausschreibung:
Wo ist Deutschland am kriminellsten? Die TV-Zeitschrift Gong und der Münchner Piper Verlag suchen Deutschlands besten Krimiautor – den Nachfolger von Volker Klüpfel & Michael Kobr, Ingrid Noll und Andrea Maria Schenkel.

Dem Gewinner winkt ein Buchvertrag mit Piper und ein Garantiehonorar von 10.000 Euro. Im Rahmen verschiedener Aktionen rund um den 60. Geburtstag der Zeitschrift hat die Gong-Redaktion diesen Wettbewerb ins Leben gerufen. Er wird unterstützt von den Schwesterzeitschriften BILD+FUNK und SUPERTV.

Bewerben kann sich jeder Autor, der bisher noch keinen Kriminalroman veröffentlicht hat (sonstige Veröffentlichungen möglich). Der Roman muss in Deutsch geschrieben sein und zumindest teilweise in Deutschland spielen. Regionale Stoffe sind besonders erwünscht. Interessenten sollten ein Exposé, einen Lebenslauf und das fertige Manuskript (60 Zeilen à 30 Anschläge pro Seite mit anderthalbfachem Zeilenabstand)

bis 31. März 2009 an

Gong Verlag, Redaktion Kino & Kultur, Stichwort “Gong-Krimi”
Münchener Straße 101/09
85737 Ismaning.

schicken.

Eine Jury wird im Frühjahr 2009 aus den eingereichten Manuskripten den neuen Krimi-Star küren. Weitere Informationen finden Interessenten ab Freitag, 21. November, im neuen Gong sowie im Internet unter www.gong.de.

15.11.08

Eigentor: Lutz Heilmann stoppt die Wikipedia (kurzzeitig)


1. Letztes Update (Dienstag-Mittag)

Die Aufregungswelle wird langsam niedriger und die Zahl der Besucher dieses Weblogs schrumpft wieder auf Normalmaß. Ein paar Dinge bleiben nachzutragen: Zunächst einmal das Original der Einstweiligen Verfügung gegen Wikipedia.de, denn darin stehen die konkreten Punkte, die Lutz Heilmann in dem Beitrag über sich nicht lesen wollte. Und auch die Namen der Richterinnen und Richter, die diesen von jeder Technik-Kenntnis ungetrübten Beschluss gefasst haben. Oder wollten sie ihren ehemaligen Referendar Heilmann bewusst ins offene Messer laufen lassen. Das wäre ihnen dann vortrefflich gelungen. Dazu auch ein offener Brief an die RichterInnen. 
 
Interessant der Hinweis von Sebastian Moleski, dem Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland, dass der Wikipedia-Artikel über Heilmann mittlerweile besser ist als vor dem Lübecker Gerichtsbeschluss.
Seit Freitag wurde der Artikel hundertfach überarbeitet und dabei auch einige unbewiesene Behauptungen über Heilmann entfernt. Uns ist Quellengenauigkeit und Glaubwürdigkeit sehr wichtig. Man kann nicht einfach Behauptungen übernehmen, nur weil sie irgendwo gestanden haben.
Spiegel Online wirft ebenfalls einen bedenkenswerten Aspekt in die Debatte:
In den USA würde Heilmanns Geschichte wohl kaum jemandem auffallen. Dort scheint die Manipulation von Online-Lebensläufen längst eine Art Volkssport zu sein - sei es durch Schlechtmachen oder Aufpolieren. Politiker-Biografien werden geschönt, erfunden oder schlicht komplett ausgetauscht. "Edit Wars" nennt sich das auf Englisch, was so viel wie "Krieg der Bearbeiter" bedeutet. Da werden Einträge aufgehübscht - oder eben in die andere Richtung gedreht. Und Stimmung gemacht.
Bei der "Achse des Guten" und der Bild-Zeitung sieht man das natürlich anders und pflegt lieber weiter die alten Feindbilder. Das Springer-Blatt freut sich auch über den sprunghaften Anstieg der Spenden für die Wikipedia, die ja sonst eher etwas suspekt ist.

Freuen kann sich ebenfalls Lutz Heilmann über die Zugriffszahlen auf "seinen" Wikipedia-Text. 518.166 Besucher interessierten sich alleine am Samstag und Sonntag für seine Biographie. Stellenweise hat er es damit unter die Top 3 der internationalen Abrufe geschafft. Netzpolitik.org zieht das Fazit:
Die Öffentlichkeitskampgne von Lutz Heilmann war ein voller Erfolg. Knapp ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl dürfte er jetzt einer der prominentesten Bundestagsabgeordneten von der Linkspartei sein. Keine schlechte PR-Strategie für einen Hinterbänkler.
Die Linke in Lübeck (dem Wahlkreis von Lutz Heilmann) und der Parteivorsitzende Lothar Bisky haben sich übrigens auch deutlich vom Vorgehen des Abgeordneten distanziert:

Der Vorsitzende der LINKEN Lothar Bisky, selbst Medienwissenschaftler und medienpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, war »entsetzt«, als er am Wochenende in Wien von dieser unliebsamen Angelegenheit erfuhr. Wenn man seine Persönlichkeitsrechte wahren wolle, könne man sich »in einem offen zugänglichen Medium wie Wikipedia anders schützen als mit Gerichten«, so Bisky gegenüber ND. »Die Linke schätzt freie Informationsformen außerordentlich hoch.«
Und im Literaturcafé stellt man die Grundsatzfrage, ob das letzte Wochenende nicht die generelle Flüchtigkeit des Online-Wissens beweise. Ja, das tut es. Darum soll mein Regional-Krimi "Aktion Störtebeker" auch als gedrucktes Buch erscheinen. Dessen Erscheinen kann man zwar auch mit Einstweiligen Verfügungen verhindern. Aber dann bleibt mir ja immer noch das Internet.

2. Stand vom Montag-Mittag

Die Startseite http://www.wikipedia.de/ ist nun wieder erreichbar (und wird vermutlich ebensowenig wie früher genutzt, da die meisten Leute direkt oder per Suchmaschine zugreifen). Die Frage, wie man mit sachlich falschen Informationen in der Wikipedia umgeht, bleibt und die Linke distanziert sich von Herrn Heilmann und seinem Vorgehen. Der sächsische Landtagsabgeordnete Heiko Hilker hat es übrigens schon gestern sehr schön auf den Punkt gebracht:

Falls die juristische Aktion von Lutz Heilmann gegen Wikimedia Deutschland keine PR-Aktion war, offenbart dies, dass ihm das technische Verständnis für das Internet fehlt, er juristisch oberflächlich arbeitet sowie als Politiker unfähig ist, die geeigneten Mittel einzusetzen.

3. Stand von Sonntag-Abend:

Es hat zwar ziemlich lange gedauert. Aber rechtzeitig vor Ende des Wochenendes meldete sich die Bundestagsfraktion der Linken zusammen mit dem Lübecker Abgeordneten Lutz Heilmann doch noch mit einer Pressemitteilung zu Wort. Darin ist zu lesen:
Nachdem die falschen, ehrabschneidenden und deshalb mein Persönlichkeitsrecht verletzenden Inhalte weitgehend aus dem entsprechenden Artikel entfernt wurden, habe ich gegenüber dem Wikimedia e.V. erklärt, dass ich keine weiteren juristischen Schritte unternehmen werde und die Weiterleitung auf die Wikipedia-Inhalte unter http://de.wikipedia.org wieder geschaltet werden kann. … Ich bedaure außerordentlich, dass durch die von mir beantragte Einstweilige Verfügung des Landgerichts Lübeck die deutschen Wikipedia-Userinnen und -User in den letzten 24 Stunden keinen direkten Zugriff mehr auf die Wikipedia-Inhalte hatten. Mir ging es dabei keineswegs um Zensur, sondern schlicht um eine wahre Tatsachen-Darstellung. …. Gemeinsam mit Wikimedia e.V. werde ich nach anderen Wegen suchen, um den offenen und freien Charakter von Wikipedia so weiter auszugestalten, dass Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben.
An dem PR-Gau, den die Einstweilige Verfügung verursacht hat, wird das nicht mehr viel ändern. An den Fehlwahrnehmungen in den Medien und bei Bloggern vermutlich auch nicht. Da wird zum Teil ein echter Popanz aufgebaut. Aber immerhin hat die Parteiführung der Linken Lutz Heilmann offensichtlich zur Vernunft gebracht.


Wikipedia war das ganze Wochenende erreichbar

Und man sollte die Kirche auch im Dorf lassen. Denn in den letzten 24 Stunden war weder die Wikipedia (inklusive des strittigen Artikels über den Abgeordneten) komplett gesperrt, noch hat eine Zensur des Internet stattgefunden. Und die “armen Schülerinnen und Schüler”, die sich am Wochenende nicht auf den Unterricht vorbereiten konnten (wie teilweise zu lesen war), sind vermutlich clever genug, um auf Wikipedia-Inhalte entweder direkt oder über eine Suchmaschine zuzugreifen (was sowieso in der Mehrzahl der Fälle der Weg ist).

Was bleibt also von dieser Posse neben dem Imageschaden für die Linke? Vor allem die Erkenntnis, dass sich Politiker intensiver mit den Wirkungsmechanismen des heutigen Web beschäftigen sollten. Dann könnten sie vielleicht das Ergebnis von unbedachtem Handeln besser einschätzen. Und es stellt sich schon die Frage, wie eine Privatperson gegen Falschbehauptungen in der Wikipedia wirkungsvoll vorgehen kann?

Denn inzwischen ist relativ unstrittig und auch gestern bereits in der Wikipedia entsprechend korrigiert worden, das bestimmte Spekulationen aus dem privaten Bereich des Abgeordneten eigentlich in der Online-Enzyklopädie nichts verloren haben. Direkte Korrekturen sind zwar möglich (und wurden wohl auch versucht), arten aber sehr schnell in einen Editoren-Krieg aus. Eine Gegendarstellung - die im Falle von Falschbehauptungen in der Presse funktioniert hat - blieb bei der Wikipedia ebenfalls wirkungslos. So blieb Lutz Heilmann nach eigener Einschätzung nur der juristische Weg. Dabei sollte auch bedacht werden, dass ein deutscher Richter am Landgericht Lübeck die Einstweilige Verfügung erlassen hat. Schlagzeilen wie “Die Linke zensiert das Internet” sind also doppelt falsch.

Letztendlich hat Heilmann vermutlich genau das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte. Sein Name und seine Vergangenheit als Personenschützer in der DDR sind nun wirklich breit bekannt. Und auch die Verbindung “Heilmann” und “Sexshop” scheint - wenn man sich die Google-Suchen etlicher Besucher in diesem Blog hier betrachtet - in den letzten Stunden sehr beliebt gewesen zu sein.

Ein paar weiterführende Links:
(mit Material aus dem PR-Kloster)


4. Die Vorgeschichte (Samstag-Vormittag):

Der Lübecker Bundestagsabgeordnete Lutz Heilmann (Die Linke) ist ein PR-Genie. Denn seit gestern prangt sein Name auf der Einstiegsseite der deutschen Wikipedia. Jeder, der die freie Enzyklopädie aufrufen will, liest nun gezwungenermaßen den Name des Hinterbänklers und informiert sich offensichtlich weiter. Seine Website war am Samstag auf jeden Fall länger nicht erreichbar.

Der Grund für den Ansturm ist allerdings weniger lustig und steht auf der Wikipedia-Startseite: 
"Mit einstweiliger Verfügung des Landgerichts Lübeck vom 13. November 2008, erwirkt durch Lutz Heilmann, MdB (Die Linke), wird es dem Wikimedia Deutschland e.V. untersagt, "die Internetadresse wikipedia.de auf die Internetadresse de.wikipedia.org weiterzuleiten", solange "unter der Internet-Adresse de.wikipedia.org" bestimmte Äußerungen über Lutz Heilmann vorgehalten werden. Bis auf Weiteres muss das Angebot auf wikipedia.de in seiner bisherigen Form daher eingestellt werden. Der Wikimedia Deutschland e.V. wird gegen den Beschluss Widerspruch einlegen."
Hintergrund dieser Verfügung sind wohl vier Passagen in dem Wikipedia-Eintrag zum beruflichen und politischen Werdegang von Lutz Heilmann, mit denen er nicht einverstanden ist. Inhaltlich kann ich das nicht beurteilen. Aber dass man sich mit solchen Aktionen keine Freunde schafft und einen Aufschrei der Empörung hervorruft, sollte einem halbwegs klar denkendem Menschen eigentlich klar sein. Und sofort wird natürlich auch wieder das Demokratieverständnis der Linken in Zweifel gezogen.

Kein Wunder, dass sich auch Mitglieder und Sympathisanten der Linken angesichts dieser wenig sensiblen Herangehensweise entsetzt zeigen. Was Herrn Heilmann fehlt, ist Medienkompetenz. Offensichtlich geht es in dem Wikipedia-Beitrag (der natürlich trotzdem erreichbar ist) vor allem um die Tätigkeit von Heilmann in der Personenschutzabteilung des Ministeriums für Staatssicherheit während und nach seinem Wehrdienst. Er selbst schreibt dazu heute in seinem Lebenslauf: "Von Oktober 1985 bis Januar 1990 Wehrdienst/ Wehrersatzdienst bei der Abteilung Personenschutz des Ministeriums für Staatssicherheit." Wo also liegt das Problem mit den etwas detaillierteren Angaben in der Wikipedia?

Diese jüngste PR-Aktion scheint allerdings nicht das erste Mal zu sein, dass der Abgeordnete für Negativ-Schlagzeilen sorgt. Erst vor wenigen Tagen schrieb die der Linken nahestehende Zeitung "Neues Deutschland":
"Flutsch-Express.de ist im Internet derzeit nicht erreichbar. Noch zu Wochenanfang aber hatte, wer die in dem Online-Sexshop angegebene Nummer anrief, Lutz Heilmann am Apparat, den Schleswig-Holsteiner Bundestagsabgeordneten der LINKEN. Und wer per »whois« die Meldeadresse des fraglichen Versands abfragt, erhält noch immer dessen Lübecker Adresse. Heilmann, der zuletzt mit Parteiausschlussforderungen wegen vermeintlicher Stalin-Geburstagsfeiern gegen den Lübecker Parteichef Ragnar Lüttke in der Landespresse Schlagzeilen gemacht hatte, geriet zu Wochenbeginn plötzlich selbst unter Druck. Zeitungen fragten, ob er einen Sexshop betrieben hatte – und »Bild« meldete, seine Immunität sei aufgehoben worden, weil er einen Dritten bedroht habe."
Lutz Heilmann bestritt gegenüber dem Blatt die Vorwürfe und hatte auch eine Erklärung für die Vorgänge. Wenn man Focus Online glauben darf, liegt hier auch der eigentliche Grund der Einstweiligen Verfügung: „Hierbei handelte es sich um falsche Tatsachenbehauptungen, die meinen Ruf schädigen“, erklärte Heilmann im Gespräch mit dem Online-Medium. So stimme es nicht, dass er für sein Abgeordnetenmandat sein Studium unterbrochen habe, auch die Spekulationen über seine Beteiligung an einem Sex-Versand gehörten nicht in den Artikel. Details zu den Grabenkämpfen bei den Linken in Schleswig-Holstein hat Mein (SPD)-Parteibuch und prophezeit dem klagefreudigen Abgeordneten auch gleich das Ende seiner Polit-Karriere (was angesichts der gerade gewonnenen Bekanntheit ein weiteres Eigentor wäre).

Dubios ist das Ganze allerdings schon und wirft auch auf die Partei, für die er im Bundestag sitzt, kein gutes Licht. Ein PR-Gau ist es allemal. Diesen Fall allerdings zu verallgemeinern und damit generell Stimmung gegen die Linke zu machen, ist auch nicht gerade fair.

 

14.11.08

Störtebeker-Festspiele 2009: Vorbereitungen auf Hochtouren

In einer Pressemitteilung informiert die Leitung der Störtebeker-Festspiele in Ralswiek nicht nur darüber, dass jetzt der Neubau der Sanitäreinrichtungen an der Naturbühne in Angriff genommen wird. Sondern auch über die neuen Kulissen, für die über 300 Festmeter Holz aus Rügens Wäldern verbaut werden sollen und dass zur Zeit im theatereigenen Sägewerk die Kreissägen nicht mehr stillstehen.

Der Aufbau des neuen Bühnenbildes, entworfen von Falk von Wangelin, ist bereits in vollem Gange. Links entsteht die „Templer Burg“ bei Calais (Frankreich) und rechts der „Jagdhof bei Dover“ (England). Womit wir auch schon mitten in der Handlung der Störtebeker-Festspiele 2009 wären. "Das Vermächtnis" - der erste Teil der Trilogie "Störtebekers Gold" - wird ab dem 20. Juni 2009 in Ralswiek aufgeführt.

Hintergrund der Story: Klaus Störtebeker soll den Hamburger Ratsherren nach der Festnahme angeboten haben, um das Rathaus eine armdicke Goldkette zu spannen, wenn sie ihn freilassen. "Woher hatte er so viel Gold?", fragte sich Intendant Peter Hick. Von den Kaperfahrten gegen Handelsschiffe in der Nord- und Ostsee wohl nicht allein?

Deshalb wird der Seeräuber auf der Freilichtbühne am Jasmunder Bodden nächstes Jahr in Frankreich und England in die Mühlen des 100-jährigen Krieges geraten. Er begegnet dabei dem Hüter des Heiligen Grals, der das Geheimnis des legendären Schatzes der Tempelritter kennt. Und nicht nur das: Im Sterben liegend, übergibt er Störtebeker den Schlüssel zum Schatz.

Die Suche danach wird die Schauspieler in Ralswiek die nächsten drei Sommer beschäftigen. Und was wird 2009 das Highlight der Aufführung? "Wir wollen einen meterhohen Berg ganz effektvoll versinken lassen“, verrät Intendant Hick. Ich bin schon ganz gespannt.


12.11.08

Prügelnder Neonazi-Bombenleger als "innenpolitischer Berater" der NPD

Gerade lese ich bei Spiegel Online in einem Beitrag über eine Prügelei zwischen zwei NPD-Leuten im Sächsischen Landtag, dass der eine der beiden Neonazis schon einiges auf dem Kerbholz hat:
Naumann ist seit langem in der rechtsextremistischen Szene aktiv. Er saß Ende der achtziger Jahre wegen der Herbeiführung eines Sprengstoffanschlages und der Verabredung zu Sprengstoffanschlägen in Haft. Dabei ging es unter anderem um die Sprengung von Fernsehmasten, mit der die bevorstehende Ausstrahlung der Fernsehserie "Holocaust" verhindert werden sollte. Naumann wurde von der NPD-Fraktion im Dresdner Landtag zuletzt als parlamentarischer Berater beschäftigt. Er habe unter anderem Fraktionschef Holger Apfel in "innenpolitischen Fragen" beraten, hieß es.
"Beratung in innenpolitischen Fragen" durch einen verurteilten Bombenleger - wirklich toll. Soweit hergeholt ist also meine Buch-Idee nicht, dass hinter dem geplanten Anschlag auf die neue Rügen-Brücke auch Neonazis stecken können. 
 
Um es - angesichts jüngster Polizeiaktionen - aber nochmal zu betonen: Hier wird über ein fiktives Attentat im Rahmen des Regional-Krimis "Aktion Störtebeker" geschrieben. Inzwischen tauchen in Blogs Meinungen auf, ob die gestrige Hausdurchsuchung bei dem Blogger und freien Journalisten Burks nicht vielleicht doch berechtigt sein könnte? 

Aber angesichts von "509.421 detektierten Sprengstoff- und Bombenbauanleitungen in Deutschland", die von einem Sicherheitsunternehmen im Internet gezählt wurden, stellen sich schon einige Fragen. Zum Beispiel die, warum das Exempel der Staatsmacht ausgerechnet an dem - zwar nicht unumstrittenen, aber doch insgesamt kritischen - Blogger Burks statuiert wurde?

11.11.08

Merkwürdige Hausdurchsuchung bei Blogger

Der Berliner Blogger und Journalist Burkhard Schröder (Burks) staunte nicht schlecht, als heute morgen um 7.30 Uhr die Polizei vor seiner Tür stand, die Wohnung durchsuchte und seinen Rechner beschlagnahmte. Der Vorwurf: Verstoß gegen das Waffengesetz.
 
Hat der kritische Schreiber, für den anonyme Rechtsextremisten ein eigenes "Watchblog" eingerichtet haben, nun eine Kalaschnikow in der Küche versteckt? Handgranaten unterm Bett? Oder wenigstens eine kleine Pistole im Wohnzimmer rumliegen. Nichts dergleichen. Der Vorwurf bezieht sich auf ein öffentlich zugängliches Web-Forum, in dem Burks unter der Überschrift “Einführung in die Sprengchemie” eine "Anleitung zur Herstellung von Explosivstoffen" verbreitet haben soll. Am 25.11.2005 wohlgemerkt. So langsam können doch selbst Justizias Mühlen in Deutschland nicht mahlen.

Angesichts der riesigen Menge von Bombenbau-Anleitungen im Web, die eine Studie gerade wieder einmal beschrieben hat, scheint diese verspätete Polizeiaktion mehr als dubios. Da muss also etwas anderes dahinterstecken. Vielleicht ein Zusammenhang mit diesem Fall hier? Oder einfach "nur" eine Einschüchterungsaktion der Staatsmacht? Auf jeden Fall sollten Bloggerinnen und Blogger in diesem Land solche Attacken nicht so einfach hinnehmen. Denn sonst darf man vielleicht irgendwann nicht einmal mehr über Katzen schreiben.

09.11.08

Es muss nicht immer der Gärtner sein

Das Wochenende war ich in Werne. Werne? Nie vorher gehört. In einem Werbeprospekt finde ich folgende Charakterisierung: "Am Rande des Ruhrgebiets. Am Rande des Münsterlandes. Am Rande des Sauerlands". Das ist vielleicht das Problem des kleinen Städtchens. Es liegt immer nur am Rande. Außer bei Europas größtem Krimifestival "Mord am Hellweg", das heute zu Ende ging.

Und deshalb war ich auch in Werne. Denn dort fand im alten Rathaus der Stadt - direkt unterm Dach - der Workshop "Es muss nicht immer der Gärtner sein ... Krimischreiben für Anfänger und Fortgeschrittene" statt. Geleitet von der Autorin Birgit H. Hölscher, die mit Mann und 15 Katzen in Mecklenburg lebt, und dafür an den Rand von Münsterland, Ruhrgebiet und Sauerland gereist war. 

Angesichts der bundesweiten Ausstrahlung des Festivals hätte ich mit mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem ganzen Land gerechnet. Aber mehrheitlich kamen die angehenden Autorinnen und Autoren aus der Nachbarschaft und haben tatsächlich meist gerade erst mit dem Schreiben angefangen. Deshalb waren wir gestern Abend auch nur zu viert, um uns in das Nachtleben von Werne zu stürzen.

Nichts desto trotz war es eine interessante Veranstaltung und ich habe eine Menge gelernt. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, in diesem Stadium des Manuskripts noch einmal auf ein paar Grundlagen des Krimischreiber-Handwerks hingewiesen worden zu sein. Ich hatte das zwar alles schon mal gehört oder gelesen, aber da war das doch eher theoretisch. Jetzt hingegen kann ich das bereits Geschriebene an dem an den letzten beiden Tagen Gehörtem messen. Und komme leider zu dem Schluss: An dem Text muss noch ziemlich gearbeitet werden.
Vor allem die Dialoge sind zu langatmig. Auch wenn in der Realität die Ermittler in der Mordkommission zweimal am Tag eine Lagebesprechung durchführen, um sich zu koordinieren, ist deren genaue Beschreibung in einem Krimi fehl am Platze. Denn darunter leidet die Spannung. Also werde ich schweren Herzens etliche Dialoge streichen müssen und insbesondere die Teamsitzungs-Beschreibungen radikal zusammenkürzen. Auch an anderen Punkten gibt es noch erheblichen Überarbeitungsbedarf.

Von daher hat sich der Besuch in Werne - auch Dank der netten Workshop-Teilnehmer(inn)en und der kompetenten Leiterin - auf jeden Fall gelohnt. Zumal mir auf der Rückfahrt auch noch eine gute Schlußszene für den Regional-Krimi "Aktion Störtebeker" eingefallen ist.


06.11.08

12 Meter ohne Kopf : Dreharbeiten in Stralsund laufen

Unter der Regie von Sven Taddicken („Emmas Glück“) und nach einem Drehbuch von Matthias Pacht („Das wahre Leben“) haben am 9. September in Stralsund die Dreharbeiten zu dem Piratenfilm "12 Meter ohne Kopf" begonnen. Die Hauptrollen spielen Ronald Zehrfeld („Der Rote Kakadu“) als Klaus Störtebeker und Matthias Schweighöfer („Keinohrhasen“) als Gödeke Michels.

Mit dabei: Jede Menge Komparsen aus der Hansestadt. "Am Set wurde sich gut um die Statisten gekümmert – bei Kälte gab es Wärmedecken, auch für Verpflegung und Regenschutz wurde an den teilweise von 5 Uhr morgens bis 20 Uhr abends dauernden Drehtagen gesorgt", berichtet die Ostsee Zeitung. Gedreht wird der Film noch bis Mitte November, allerdings nicht nur in Stralsund, sondern auch in Schleswig-Holstein und Dänemark. Im Sommer 2009 soll er dann in die Kinos kommen. Ich bin gespannt.