30.10.09

TV-Bericht von der Lesung im Cliff-Hotel Rügen



Nachdem rügen campus tv den Bericht von der Lesung aus "Aktion Störtebeker" am 19. Oktober im Cliff Hotel Rügen bei YouTube veröffentlicht hat, kann ich ihn auch hier im Blog problemlos einbinden. Mein YouTube-Kanal mit dem Trailer, Hintergrundinfos und vieler schöner Musik ist übrigens hier zu finden.

29.10.09

Auch der Westen hat(te) seine Untergrundarmee

Die Aufregung über die "Gruppe Ralf Forster" und diverse DDR-Spezialeinheiten, die während des Kalten Krieges zwischen Ost und West hinter den "feindlichen Linien" eingesetzt werden sollten, ist aktuell wieder einmal sehr groß. Darüber gibt es inzwischen ja auch eine Menge Informationen, weil die Archive von Staatssicherheit, SED und NVA heute offen sind. Was man von denen auf westlicher Seite nicht behaupten kann.

Und so sind die Fakten über die NATO-Geheimarmeen - unter dem Namen "Gladio" oder "Stay behind" Anfang der 50er Jahre aufgestellt - immer noch mehr als spärlich. Noch viel weniger weiß man über die Verstrickung von Angehörigen dieser Organisationen, die vom US-Geheimdienst CIA in allen westeuropäischen NATO-Staaten aufgebaut wurden, in terroristische Aktivitäten. Wie beispielsweise in das Attentat auf das Münchner Oktoberfest im Jahr 1980.

Der Schweizer Friedensforscher und Historiker Dr. Daniele Ganser, traditionell zur Neutralität verpflichtet, beschäftigt sich schon länger mit den westlichen Untergrundarmeen und hat bereits einige interessante Einzelheiten an Licht gebracht. In seinem im vergangenen Jahr erschienenen Buch
"NATO Geheimarmeen in Europa -
Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung"
ist darüber einiges zu lesen. Im Klappentext heißt es u.a.:

Die in diesem Buch erstmals dargelegte internationale Geschichte der NATO Geheimarmeen, im Fachjargon als „stay-behind“ Armeen bezeichnet, wird in der historischen Forschung erst langsam wieder neu aufgerollt und ist heute noch weiten Kreisen unbekannt. Es geht dabei um antikommunistische verdeckte Einheiten, welche nach dem Zweiten Weltkrieg von CIA und MI6 aufgebaut wurden und sich darauf vorbereiteten, im Falle einer sowjetischen Invasion von Westeuropa hinter den feindlichen Linien als Guerilla zu kämpfen um die besetzten Länder wieder zu befreien.
Als die italienische Geheimarmee unter dem Namen „Gladio“ im Jahre 1990 vom italienischen Premierminister Giulio Andreotti enttarnt wurde, folgte die Entdeckung von ähnlichen bewaffneten Netzwerken in Frankreich, Deutschland, Griechenland, Holland, Belgien, Spanien, Portugal, Norwegen, Luxemburg, Dänemark, Österreich, Finnland, Schweden und der Schweiz. Die wenigen Daten zu den geheimen Armeen, welche heute verschiedenen Parlamentariern, Richtern, Journalisten und Akademikern zugänglich sind, zeigen, dass die Geheimarmeen in einigen Ländern auf die sowjetische Invasion warteten, während sie in anderen Ländern den inneren politischen Feind bekämpften und in schwere Verbrechen verwickelt waren.
Mitte September hielt Dr. Daniele Ganser zu diesem Thema eine zweistündige Vorlesung an der Uni Basel, die nun auch als Video vorliegt. Schön unterteilt in kleine Häppchen und sehr zu empfehlen.

28.10.09

Bremen: War der SPD-Mann Jürgen Pohlmann kommunistischer Partisanenkämpfer?

Gut, ich habe mich offensichtlich geirrt. Als vor einigen Monaten der Berliner Vorsitzende des Humanistischen Verbandes Deutschlands Bruno Osuch wegen der angeblichen Mitgliedschaft in der DKP-Militärorganisation "Gruppe Ralf Forster" öffentlich angegriffen wurde und in diesem Zusammenhang auch von einem "Betriebsrat in Bremen und einem Funktionär der Linkspartei" als möglichen Ex-Guerilla-Kämpfern die Rede war, prophezeite ich das "Platzen der Bombe im Wahlkampf". Das ist nicht passiert. Sondern die Enthüllung kam erst gestern Abend und bezieht sich auf einen SPD-Funktionär, nicht auf einen Politiker der Linken.

Die Recherchen von Radio Bremen bei der Stasi-Unterlagenbehörde gegen den sozialdemokratischen Bürgerschaftsabgeordneten Jürgen Pohlmann haben offensichtlich etwas länger gedauert. Aber nun wird er - zumindest unterschwellig - beschuldigt, der kommunistischen Untergrundorganisation während der Zeiten des Kalten Krieges angehört zu haben. Diese "Gruppe Ralf Forster", die in den neuen Unterlagen aus Berlin auch "Gruppe Aktion" genannt wird, spielt bekanntlich auch in meinem Politthriller "Aktion Störtebeker" eine Rolle.
Wie Recherchen von Radio Bremen nun zeigen, sind auch mehrere Bremer DKP-Kader bei der Truppe gewesen – vermutlich einschließlich eines Landtagsabgeordneten,
verkündete der ARD-Sender gestern. Um allerdings dann gleich einzuräumen:

Die Akten der Stasi-Unterlagenbehörde belegen zwar, dass Pohlmann Kontakt zu der "Gruppe Aktion" hatte. In welcher Funktion, ist offen. Hinweise, dass er tatsächlich zum Kämpfer ausgebildet wurde, gibt es nicht.
Also - wie seinerzeit schon bei Dr. Bruno Osuch - eine ziemlich an den Haaren herbeigezogene Geschichte. Belegt durch Unterlagen aus der Birthler-Behörde, die nur auf einen speziell avisierten Grenzübertritt Pohlmanns im November 1987 hinweisen. Was aber nicht so stark verwunderlich ist, weil der heutige SPD-Abgeordnete vor über 20 Jahren DKP-Funktionär in Bremen war und als Sekretär für Organisations- und Personalfragen wohl öfters in der DDR zu tun hatte. Dabei sollte er sicher nicht durch die üblichen peniblen Grenzkontrollen belästigt werden.

Interessant wäre in diesem Zusammenhang zu erfahren, wer die anderen Mitreisenden auf dieser Liste waren? Denn deren Namen sind in dem von dem ARD-Sender veröffentlichten Stasi-Dokument geschwärzt. Dass es sich, wie der Radio Bremen-Bericht suggeriert, um ein "Mitgliederverzeichnis der Gruppe Ralf Forster" handelt, erscheint äußerst unwahrscheinlich.


Weil das auch dem Autor klar zu sein scheint, baut er schon einmal eine Rückzugslinie auf:
Denkbar ist also, dass Pohlmann sich nicht selbst zum Kämpfer hat ausbilden lassen. Dass er aber genau im Bild war über die Gruppe "Ralf Forster" scheint sicher.
Ja, was den nun? Vielleicht geht es auch nur darum, einen unliebsamen SPD-Politiker öffentlich zu demontieren. Jürgen Pohlmann bestreitet die Vorwürfe energisch und immerhin hat sich auch seine Fraktion heute hinter ihn gestellt.

Den Rechercheuren von Radio Bremen muss man zu Gute halten, dass sie - im Gegensatz zu ihren MDR-Kollegen vor einiger Zeit - tatsächlich ein paar neue Informationen zur "Gruppe Ralf Forster" zu Tage gefördert haben.
Darunter einen Brief von deren Chef Harry Schmitt ("Ralf Forster") an den DDR-Staatsicherheitsminister Erich Mielke, in dem die Ausbildungskonzeption für die Partisanentrainings vorgestellt wird.

Und eine Einkaufsliste für den Sprengstoffunterricht im Jahr 1978. Neben diversen Chemikalien aus dem Westen forderte Schmitt darin mehrere Tuben Pattex und das "Kochbuch der Anarchisten" an. Offensichtlich wollte man auch bei der politischen Konkurrenz lernen, wie man richtig sprengt.

Kleiner Nachtrag: Während in Bremen die Staatsanwaltschaft ein Vorermittlungsverfahren gegen Jürgen Pohlmann eingeleitet hat (die inzwischen strafbare "Ausbildung in einem ausländischen Terrorlager" kann ja gegenüber der DDR wohl kaum verfolgt werden),
hat heute das Landgericht Berlin der Klage von Bruno Osuch gegen die verleumderischen Artikel in „Die Welt" und „Berliner Morgenpost" in vollem Umfange stattgegeben.

19.10.09

Offiziershochschule "Otto Winzer" in Prora: Keine Terroristenausbildung



Von dem Kollegen von rügencampus TV, der heute auf meiner Lesung im Cliff-Hotel in Sellin gedreht hat, stammt der Hinweis auf diesen Film. Er beschäftigt sich mit der Ausbildung von ausländischen Militärkadern an der NVA-Offiziershochschule "Otto Winzer" in Prora auf Rügen. Natürlich - so der ehemalige Kommandeur - seien dort keine Terroristen trainiert worden. Der ehemalige Ausbilder Prof. Dieter Reinhardt leugnet zwar nicht die Existenz von militärischen Trainingscamps für westdeutsche Partisanen, aber halt nicht auf Rügen. Die Hochschule sei vielmehr vor allem eine Devisenquelle für die DDR gewesen.

Nun, ich habe heute auf der Lesung auch wieder betont, dass die Handlung in "Aktion Störtebeker" rein meiner Phantasie entsprungen ist. Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig.

18.10.09

Gotteskrieger mit Nummernschild und Sparkassenkonto

Nun haben wir schon wieder einen Sonntag im Oktober und eigentlich müsste heute - wenn man den Ankündigungen in diversen Drohvideos Glauben schenken darf - der große Terroranschlag in Deutschland passieren. Schließlich ist der Teufel lange genug an die Wand gemalt worden. Aber vermutlich ist es so, wie die Financial Times Deutschland am Freitag geschrieben hat:

Zurück bleibt eine reichlich verwirrte Öffentlichkeit. Ist Deutschland in den letzten Wochen nun knapp einem Anschlag entgangen? Wie ernst war die Gefahr? Oder sind die vielen Videos nicht ernst zu nehmen? So richtig aus der Deckung traut sich derzeit keine Behörde. Zu groß ist die Sorge, dass noch etwas passieren könnte. Doch es zeichnet sich ab, dass es keine direkte Bedrohung gegeben hat. Ein konkreter Anschlagsplan ist auch heute nicht bekannt. In einer vorläufigen Bilanz sprechen Sicherheitskreise eher von einer "Medienoffensive" durch al-Kaida und befreundete Gruppen. Einen greifbaren Effekt auf deutsche Terrorschläfer haben die Drohvideos anscheinend nicht gehabt.
Und in der Süddeutschen Zeitung war zu lesen:

Vieles deutet darauf hin, dass die Terrororganisation nicht mehr so stark wie früher ist und mittlerweile Probleme hat, Gotteskrieger zu rekrutieren. In Deutschland ist das Netzwerk der potentiellen Dschihadisten bis in die kleineren Knoten den Behörden bekannt.Möglicherweise also war das Video vom 18. September nur von oben verordnete Stimmungsmache.
Auf eine Merkwürdigkeit im Zusammenhang mit einem der Drohvideos weist das Blog "Ruhrbarone" hin:
Ich hab gerade einen Terrorfilm im Internet gesehen. Das Stück ist seit ein paar Tagen oben. Angebliche Gotteskrieger aus Deutschland schwadronieren da über den heiligen Krieg und versuchen Leute in Deutschland anzuwerben.Ich fand den 55 Minuten-Streifen echt zäh und nur mit Vorspulmechanik zu ertragen. Da singen die ganze Zeit kehlige Brüder irgendeinen Unsinn. „Murarabaabahahaha“ und dann knallt was. Mündungsfeuer. Dazwischen erzählen zwei Vögel aus Bonn und Hamburg irgendeinen Quatsch von Gotteskrieg mach frei und dem Propheten, dem man folgen soll. Präsentiert von „Jundullah“.Ich weiß nicht, ob das eine echte Terrornummer ist. Irgendwie kann ich das nicht glauben. Da fährt zum Beispiel ein Wagen mit den schwerbewaffneten Gotteskriegern durch irgendeine Pampa. Keine Ahnung wo. Afghanistan oder Pakistan oder Sonstwostan. Und der Pick-Up hat doch tatsächlich Nummernschilder. Kein Scheiß. Da kann sogar ich mit ein wenig Mühe den Halter ausfindig machen. Kann sein, dass die Kennzeichen geklaut sind. Oder nicht mehr gültig. Komisch ist es trotzdem. Das sieht aus wie Geländespiele von bärtigen Komikern.
Zu dieser Merkwürdigkeit passt dann auch eine Meldung von gestern in der "Welt" über einen Spendenaufruf der Gotteskrieger:

“Das Geld wird ausschließlich auf dem Weg Allahs verwendet”, verkünden die Macher eines jüngst im Internet aufgetauchten Spendenaufrufs. Wer spenden wolle, der solle als Verwendungszweck „4ALLAH“ angeben. In Form eines deutschsprachigen Videos erschien der ungewöhnlich direkte und offene Spendenaufruf an deutschsprachige Muslime. „Auf dass Allahs Wort zum höchsten und die Religion ihm einzig allein gerichtet sein werde”, heißt es da. Zu sehen ist ein Standbild, eingeblendet eine deutsche Bankverbindung der “Nord-Ostsee Sparkasse”. Dazu gibt es auch den Identifizierungscode der Bank (BIC) und die international standardisierte Notation für Bankkonto-Nummern, kurz IBAN-Code. Im düsteren Hintergrund eingearbeitet sind die Silhouetten arabischer Reiter vor dem islamischen Glaubensbekenntnis. Der Name des Kontoinhabers, so ist zu lesen, sei nur auf Nachfrage erhältlich. Als Kontakt wird eine kanadische Handynummer angegeben, die jedoch nicht erreichbar zu sein scheint.
Irgendwie werden diese Sachen immer absurder. So etwas kann sich nicht einmal ein Krimiautor in seiner blühendsten Phantasie ausdenken. Da kann ich mich nur diesem Kommentar in telepolis anschließen:
In Nordrhein-Westfalen ist beispielsweise die Terrorgefahr so akut, aber natürlich nicht bedenklich, nur zur Vorsicht mahnend, aber doch nicht Panik verursachend, dass die Polizei nun die Maschinenpistolen von den Waffenkammern der Polizei in die Streifenwagen verlegen kann. Natürlich nur temporär - wie die ganze Terrorgefahr halt so ist. Das Ganze ist eine Antwort auf die Terroranschlagswarnungsvideos. Wenn ich nun ein polizeilicher Waffennarr wäre, würde ich wohl die hier anheuern: für neue Videos.
 

12.10.09

Lesung im Cliff-Hotel Rügen

Heute in einer Woche werde ich um 20.00 Uhr im Cliff-Hotel Rügen in Sellin zum ersten Mal öffentlich aus "Aktion Störtebeker" lesen. Das ist also nicht nur eine Premiere, sondern auch ein denkwürdiger Ort. Denn das Cliff-Hotel, ehemals Erholungsheim Baabe des Zentralkomitees der SED, kommt in meinem Rügen-Krimi gleich zweimal vor. Und zwar nicht unbedingt in einer besonders schmeichelhaften Erwähnung. Trotzdem hat die Hotel-Leitung mich eingeladen und den Krimi sogar als Geschenk für die Stammkunden des Hauses gekauft.

Wer am Montag zum Leseabend kommen wird, ist allerdings noch eine der offenen Fragen. Bisher halten sich die Anmeldungen bei Xing und auf Facebook noch in Grenzen. Aber das ist nicht so sehr verwunderlich. In erster Linie werden wohl Hotelgäste kommen. Ansonsten hängt alles von der Werbung in der Umgebung ab. In einigen Buchhandlungen gibt es Plakate dazu und die örtliche Presse wird hoffentlich noch berichten. Die Kurverwaltung Sellin hat in ihrem Terminkalender leider eine Krimi-Lesung aus "Das Mädchen mit dem Blumenkorb" mit Dr. Gabriele Heidenreich angekündigt (im Internet zum Glück inzwischen korrigiert). Hoffentlich führt das nicht allzuviele Leute in die Irre.



Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie meine erste Lesung auf Rügen wohl verlaufen wird?

LESUNG aus dem Rügen-Krimi "Aktion Störtebeker"
Datum: Montag, 19. Oktober 2009
Zeit: 20:00 - 22:00
Cliff Hotel Rügen Spiegelsaal
Siedlung am Wald 22 a
18586 Ostseebad Sellin
 

10.10.09

Amazon Kindle: Mein Blog ist schon drauf

Die Ankündigung des Online-Buchhändlers Amazon, pünktlich zur Buchmesse in Frankfurt auch in Deutschland seinen E-Book-Reader Kindle auf den Markt zu bringen, hat diese Woche für Furore gesorgt. Es gibt durchaus gute Gründe, das Gerät selbst für nicht so toll zu halten. Der Trend zum eBook dürfte aber unaufhaltsam sein. Die aktuellen Verkaufszahlen des neuen Dan Brown-Bestsellers in den USA weisen bereits in diese Richtung: Auf zwei gedruckte Exemplare des Wälzers kommt schon ein eBook.

Allerdings ist auch die Vertriebspolitik von Amazon etwas eigenartig. Gerne ist ja in den Medien diese Woche oft darauf verwiesen worden, dass derzeit im europäischen Kindle-Shop nur die FAZ zu überteuerten Preisen elektronisch erhältlich ist - und sonst nichts. Das stimmt zwar nicht ganz, aber auch im amerikanischen Kindle-Shop gibt es durchaus schon einiges an deutschsprachiger Literatur. Etliche Bücher und auch einige Weblogs. Darunter seit einigen Monaten auch "Aktion Störtebeker".


Aktuell nimmt es Rang 206.411 in den Verkaufscharts ein. Es gibt wohl nicht allzuviele Amerikaner, die sich das Blog für 1,99 $ im Monat auf ihr Lesegerät übertragen lassen. Und die Europäer schauen ohnehin in die Röhre. Die "Aktion Störtebeker (German Edition) (Kindle Edition)" hat nicht nur keinen Preis ("Pricing information not available"), sondern ist auch  "not available for customers from your location in Europe". Schade eigentlich.
Europe

06.10.09

Der geheime Info-Krieg gegen die DDR

Schon wieder ist ein Zeitungstext aus dem Web verschwunden. Gestern abend war er wenigstens noch im Google-Cache zu finden. Heute ist selbst das nicht mehr möglich. Nur noch diese Meldung: The requested URL /article/politik/Der-geheime-Info-Krieg-gegen-die-DDR/54046 was not found on this server.

Was ist geschehen?

Unter der Überschrift "Der geheime Info-Krieg gegen die DDR" hat der Journalist Helmut Michelis in der Rheinischen Post einen Artikel zum Jubiläum "50 Jahre Operative Operation" geschrieben. Der Reserveoffizier, der sich kürzlich als "Embedded Journalist" an einer NATO-Bürgerkriegsübung beteiligte und schon mal sein eigenes Buch über die "Special Forces" der Bundeswehr in dem konservativen Blatt über den grünen Klee lobt, war sichtlich stolz, dass ihm gegenüber "die Medientruppe der Bundeswehr jetzt erstmals den Schleier der strengen Geheimhaltung über die Aktionen der 60er und 70er Jahre gelüftet hat". Offensichtlich ist er dann aber im Eifer des Gefechts etwas  zu weit gegangen, so dass die Spuren des Artikels im Web nun getilgt wurden

Unter anderem berichtete Michelis darüber, dass "westdeutsche Soldaten von Tarnadressen aus Tausende von aufklärenden Briefen an Parteifunktionäre, Gewerkschafter und Offiziere in der DDR schrieben." Besonders wird in dem Artikel von den "maritimen Operationen" der kalten Krieger geschwärmt. So habe ein Minensuchboot der Bundesmarine am 18. Juli 1962 26.000 Zeitungen in Klarsichtfolien vor die Ostseeküste der DDR gebracht, wo sie ans Ufer trieben. Oder ein U-Boot setzte vor den DDR-Badestränden Gummibälle mit der Aufschrift "Freiheit kennt keine Mauer" ab. Auch Sportflugzeuge, Raketen und Heißluftballone waren im Propaganda-Einsatz, um Flugblätter über die Grenze zu transportieren.

Das ist ja nun alles Schnee von gestern, der höchstens noch Historiker interessiert. Aber Autor Helmut Michelis hat zum Schluss seines verschwundenen Artikels selbst auf den aktuellen Bezug hingewiesen: Nach Ende der Ost-West-Konfrontation sei die Truppe in "Operative Information" (OpInfo) umgetauft worden und seit 1993 an fast allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt. "In Afghanistan werden Zeitungen in den Sprachen Dari und Paschtu produziert", zitiert der Journalist den OpInfo-Kommandeur Oberst Wolfgang Richter. Man biete den örtlichen Fernsehanstalten Videobeiträge an und schalte auch Internet-Auftritt. Hoffentlich sind nicht solche Videos auf dem Mist der Psycho-Krieger in Uniform gewachsen? Denn deren technische Qualität ist manchmal schon sehr erstaunlich.

Die Rheinische Post ist übrigens nicht die einzige Zeitung, bei der sich Online-Artikel plötzlich in Luft auflösen oder sich zumindest im Laufe der Zeit stark verändern. Im Pottblog kann man das am Beispiel der WAZ-Berichterstattung über den Düsseldorfer Droste-Verlag, der einen etwas heiklen Krimi einer Bochumer Autorin kurz vor Drucklegung gestoppt hat, sehr schön nachvollziehen. Offensichtlich ist es nicht ganz so einfach, sämtliche Spuren im Web zu beseitigen.

05.10.09

Video-Terroristen besorgen das Regierungsgeschäft

Wie sich die Zeiten ändern: Früher haben Terroristen in tiefster Konspiration ihr blutiges Handwerk erlernt und waren froh, wenn Verfassungsschutz, BND und CIA möglichst nichts davon mitbekamen. Heute dagegen schicken sie am laufenden Band Videobotschaften aus ihren Trainingscamps. Wie jetzt ein gewisser „Abu Askar“ oder ein „Abu Safiyaa“ mit einem - laut Bild - "schockierenden Video".


Gezeigt werden in dem Propagandafilm hauptsächlich Kampfszenen im pakistanischen Grenzgebiet, das Alltagsleben in den Trainingslagern sowie eine längere Predigt eines deutschsprachigen Dschihadisten. "Zu sehen ist erstmals eine deutsche Kolonie mutmaßlicher Terroristen. In bislang unbekanntem Ausmaß wird dadurch die Anwesenheit deutscher Islamisten in Terrorlagern im pakistanischen Grenzgebiet deutlich", vermeldet dpa.

Nachdem nun sowohl die Einheitsfeiern in Berlin und auch das Oktoberfest in München unbeschadet zu Ende gegangen sind (die Rügen-Brücke steht bekanntlich auch noch!), ist jetzt "auf einer Internetseite, auf der schon mehrfach Nachrichten von al Qaida hinterlassen wurden, ein Text in arabischer Sprache aufgetaucht, in dem mit einem blutigen Anschlag in Deutschland gedroht wird, angeblich für einen Sonntag noch in diesem Monat." Was heute in den Medien sofort reflexartig Schlagzeilen wie "Droht Deutschland im Oktober ein Terroranschlag?" zur Folge hat.

Und was tun wir im November? Da warten wir vermutlich auf eine Bombenattacke an Weihnachten und haben uns an das Bild schwerbewaffneter Bundespolizisten an Bahnhöfen, in U-Bahnstationen und Airports längst gewöhnt. Denn das erhöht unser subjektives Sicherheitsempfinden. Und die Regierung freut sich, weil sich dagegen kaum ein Protest regt.