29.06.09

Ulf Ulfkotte warnt vor bevorstehendem Bürgerkrieg: Notstands-Mapping mit herausnehmbarer Deutschlandkarte

Da habe ich kürzlich über die Idee eines Drehbuchautoren geschrieben, der sich für einen TV-Thriller bürgerkriegsähnliche Zustände in Mecklenburg-Vorpommern ausgedacht hat. Und was lese ich heute im Springer-Blatt "Die Welt"? Der umstrittene "Terrorismus-Experte" Udo Ulfkotte, der sich den Kampf gegen die Islamisierung Deutschlands auf die Fahnen geschrieben hat, macht mit einem Bürgerkriegsszenario in der "Leipziger Volkszeitung" von sich reden. Wohl, um sein neues Buch "Vorsicht Bürgerkrieg!" zu promoten. Das erscheint morgen im wenig vertrauenserweckenden Kopp Verlag – dem nach eigener Darstellung "Verlag und Fachbuchversand für Enthüllungsliteratur, Verschwörungen, unterdrückte Informationen und Erfindungen und Geheimgesellschaften".

Nach Ulfkottes Angaben kursieren bei deutschen Sicherheitsbehörden streng vertrauliche Listen, die soziale Brandherde quer durch Deutschland benennen. Sie seien 2005 als Reaktion auf die schweren Unruhen in französischen Vorstädten erstellt worden. Dieser sogenannte "Atlas der Wut" umfasse eine Liste mit 165 Stadtteilen und Orten, in denen Sicherheitsexperten starke soziale Unruhen, Krawalle und Revolten in absehbarer Zeit für wahrscheinlich halten.

Schwerpunkte sind danach das Ruhrgebiet sowie mehrere "problembelastete Stadtteile" in Hamburg, Bremen, Berlin, Frankfurt, München und Hannover. In den neuen Ländern werden Unruheherde vor allem in Sachsen vermutet. Danach rechnen Staats- und Verfassungsschutz laut Ulfkotte mit der Gefahr sozialer Unruhen vor allem in den Leipziger Stadtteilen Leutzsch und Kleinzschocher und in Dresden-Prohlis und -Pieschen, sowie in Hoyerswerda und Chemnitz-Kaßberg.  In Thüringen wird Jena-Nord genannt, in Sachsen-Anhalt Wolfen-Nord und Halle-Silberhöhe, in Mecklenburg-Vorpommern Rostock-Lichtenhagen. Immerhin: Stralsund, wo der TV-Thriller "Die Grenze" seine bürgerkriegsähnlichen Unruhen ansiedelt, bleibt hier außen vor.

In der Ankündigung von Ulfkottes Buch wird vor allem Angst geschürt: "Linke gegen Rechte, Arme gegen Reiche, Ausländer gegen Inländer, mittendrin religiöse Fanatiker – das explosive Potential ist gewaltig. … Fakt ist: Es gärt im Volk, die Wut wächst und die Spannungen nehmen zu. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann sich aufgestauter Ärger und Hass entladen werden." Das sind Thesen, die heute auch vom rechtsradikalen Störtebeker-Netz begeistert aufgenommen wurden.

"Notstands-Mapping" nennt ein Artikel in telepolis die Methode Ulfkottes. Denn der empfiehlt seinen Lesern, "in den Risikoorten möglichst nicht zu investieren. Wer dort wohnt, sollte überlegen, ob er nicht woandershin zieht." Dazu ist dem Buch laut Verlagsangaben "eine große Deutschlandkarte zum Herausnehmen mit allen bürgerkriegsgefährdeten Gebieten" beigelegt. Mal abgesehen von seinem rechten Hintergrund und der offensichtlichen PR-Aktion zur Verkaufssteigerung des Verschwörungsmachwerks ist eine Aussage in der Verlagswerbung noch recht interessant:
Lesen Sie, wie Polizeiführer derzeit insgeheim auf die Bekämpfung von schweren Unruhen und auf die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in deutschen Städten vorbereitet werden. Von Internierungslagern bis zu Zwangsdurchsagen im Radio wird derzeit alles vorbereitet. Einige der Polizeiführer sprechen ganz offen über den erwarteten »Bürgerkrieg«, den sie mit allen Mitteln abwehren müssen.
Von einem Dementi aus dem Bundesinnenministerium zu diesen Behauptungen - ebenso wie zur Existenz des "Atlas der Wut" ist bisher noch nichts zu hören. Das gibt zu denken.

28.06.09

Letzter Polizeiruf 110 aus Schwerin: Wurde Kommissar Hinrichs weggemobbt?

Als im Januar 1994 der Kabarettist Uwe Steimle als Kommissar Hinrichs in der Folge „Bullerjahn“ seinen ersten Auftritt hatte, fand ich das irgendwie typisch für diese Zeit: Der altgediente DDR-Volkspolizist Kurth Groth (Kurt Böwe) bekam einen neuen jungen dynamischen, besserwisserischen Vorgesetzten vor die Nase gesetzt. Zwar keinen "Wessi", sondern "nur" einen Sachsen. Aber das ist im Nordosten der Republik fast genauso schlimm. Es prallten Welten aufeinander: Hier der norddeutsche Sturkopf Groth, der auch nach der Wende immer noch mit dem DDR-Einkaufsbeutel aus Dederon unterwegs war. Da der blonde Jüngling mit seinen frisch erworbenen Kenntnissen aus der Polizeischule.

Kurt Böwe - so seine eigene Aussage - wollte immer einen Kommissar spielen, der  in der DDR etwas geleistet hatte und der aus Überzeugung SED-Mitglied gewesen war. Für den  Schauspieler am Deutschen Theater in Berlin schien das „aus Überzeugung“ wie eine Rechtfertigung und Lebensläufe auch solcher Leute verteidigenswert. Für mich war der bedächtige Bauerndickschädel, der sich durch die neuartigen Ermittlungsmethoden seines jungen Kollegen nicht aus der Ruhe bringen ließ, ein Vorbild für meinen Kommissar Bratfisch in "Aktion Störtebeker". Mit dem sächselnden Blondschopf und Hobby-Vogelkundler wurde ich dagegen lange nicht richtig warm.

Als Kurt Böwe dann im Juni 2000 starb, stand Uwe Steimle alleine da und bekam dann doch wechselnde Kollegen aus dem Westen. Plötzlich war er der einzige Ossi im Schweriner Polizeiruf-Ermittlerteam. Damit ist es nun auch vorbei. Heute abend läuft die letzte Folge der beliebten Serie, dann wird der MeckPom-Polizeiruf Ende des Jahres nach Rostock umziehen. Mit einem rein westdeutschen Ermittlerteam ( (u.a. der Elmshornerin Anneke Kim Sarnau). Vielleicht hat sich der Ost-West-Gegensatz im Polizeidienst der neuen Bundesländer ja inzwischen tatsächlich überlebt. 


Uwe Steimle jedenfalls ist überzeugt, dass er aus politischen Gründen und wegen Aufmüpfigkeit als Fernsehkommissar abgelöst wurde. Er habe für die Linke Peter Sodann als Bundespräsident mitgewählt und sich oft über den „Polizeiruf“ beschwert. Die Krimi-Reihe sei politisch nicht gewollt und deshalb schlecht gemacht. Im Gegensatz zum „Tatort“ werde der „Polizeiruf“ mies plaziert und kaum beworben; Drehbücher kämen zu spät, Drehzeiten würden verkürzt, und weder Produzenten noch Autoren interessierten sich für die soziale Wirklichkeit im Osten.


Was an diesen Vorwürfen dran ist, kann ich nicht beurteilen. Steimles Fehden mit dem NDR sind auf jeden Fall legendär. Aber er bleibt uns ja - wenn auch nicht als Kommissar - weiter erhalten. Als Günther Zieschong, jenem wendegeschädigten, rechthaberischen Ex-DDR-Brigadier aus Sachsen, den Steimle Anfang der neunziger Jahre erfand und den er seitdem im Fernsehen und auf der Bühne so brillant wie erfolgreich spielt.

 

25.06.09

Die Grenze: Bürgerkrieg in Meck-Pom

Ein Horrorszenario: 

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich in den letzten Jahren extrem verschlechtert und die gesellschaftliche Stimmung brodelt. Chaotische Zustände treten ein und treiben die Menschen auf die Barrikaden. Der soziale Kitt, mit dem die Gräben zwischen Arm und Reich mühsam verspachtelt sind, bröckelt. Die extremen politischen Kräfte schüren die Ressentiments, um daraus unter anderem Kapital für anstehende Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern zu schlagen.

Die extreme Rechte sammelt sich in der DNS („Deutsch. National. Stolz“), der Partei des charismatischen Populisten Maximilian Schnell. Der versteht es mit seinem Sinn für mediale Inszenierung und vor allem dem massiven Einsatz von Geldmitteln sehr geschickt, die Menschen auf seine Seite zu ziehen. Schnell geht es vor allem um das Spiel mit der Macht - er ist unberechenbar und für die politischen und wirtschaftlichen Kräfte nicht einzuschätzen. Die DNS schließt die wirtschaftliche und gesellschaftliche Abspaltung Mecklenburg-Vorpommerns von der Bundesrepublik nicht aus - und es besteht die reale Gefahr, dass Schnell die Wahl gewinnt.

Ein Szenario, das in der Bundesregierung extreme Unruhe hervorruft. Um diesen Albtraum zu verhindern und die bürgerkriegsähnlichen Zustände in den Griff zu bekommen, sieht der Krisenstab der Regierung nur die Möglichkeit: den Spitzenkandidaten der linken Gegenpartei ("Neue Linke") unter ihrem Chef Franz Geri heimlich aufzubauen und zu unterstützen. Von zwei Übeln scheint dies das kleinere zu sein. Der Verfassungsschutz tritt auf den Plan und unterwandert die sich bekämpfenden Gruppen. Und zwar mit Hilfe von
Rolf Haas, der von heute auf morgen seiner Existenz beraubt wird und nun im Auftrag der Schlapphüte Schnell, seinen alten Intimus aus linksradikalen Tagen, ausspionieren und ans Messer liefern soll.

Die Rechten und die Linken liefern sich Straßenschlachten wie im Bürgerkrieg, ein Rockkonzert endet in einer wüsten Schießerei, bei der ein kleiner Junge zu Tode kommt. Und mittendrin findet sich die ehemalige Geliebte von Haas, die Ex-Polizistin Nadine Manz, und deren Vater Erich. Der ehemalige NVA-Fallschirmjäger, der gerade als Fischer durch die Wirtschaftskrise sein Auskommen verloren hat, wirkt aktiv bei der Bekämpfung der DNS mit. 
Soweit klingt der Sat.1-Thriller "Die Grenze", für den in der vergangenen Woche in Stralsund unter reger Beteiligung der Bevölkerung etliche Massenszenen gedreht wurden, ganz spannend und plausibel. Mal abgesehen von dieser unsäglichen Rechts-Links-Gleichsetzung. Im Ergebnis der Auseinandersetzungen haben sich die Drehbuchschreiber dann aber auch noch ausgedacht, dass sich Mecklenburg-Vorpommern nach einem Sieg der "Linken" tatsächlich von der BRD abspaltet. Als sozialistische Volksrepublik - mit einer innerdeutschen Grenze inklusive Mauer, Posten, Visum und Zwangsumtausch. 

Diese Wiederkehr der DDR im Kleinen wollen sie als ironische Pointe verstanden wissen: Mit dem sozialistischen Mecklenburg-Vorpommern erhält die Bundesrepublik ein Billiglohnland direkt vor der Haustür, dessen Regime sie an der kurzen Leine hält. Und die sozialen Unruhen sind plötzlich weg. 

Mit einem großen Aufgebot an Star-Schauspielen - unter anderem Benno Fürmann, Thomas Kretschmann, Marie Bäumer, Anja Kling, Uwe Kockisch, Inka Friedrich, Roland Zehrfeld und Katja Riemann (als Bundeskanzlerin) soll der Zweiteiler im Januar 2010 die Massen vor die Glotze locken. 

Nico Hofmann, Chef der Produktionsfirma teamWorx beschreibt seine Überlegungen für das 8-Millionen-Euro-Projekt so: "Mit die Film skizzieren wir ein radikales Zukunftsszenario: Was wäre, wenn das Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich in Deutschland zu sozialen Unruhen führt? Was bedeutet es, dass sich immer mehr Deutsche in West und Ost die Mauer wieder zurückwünschen? 'Die Grenze' geht der Frage nach, was in Deutschland passieren könnte, wenn die bürgerlichen Parteien ihre Anziehungskraft verlieren und sich dieses Land mit radikalen Links- und Rechtsparteien weiter auseinanderlebt: ein Bundesland spaltet sich als 'kleine DDR' ab, und die Mauer wird wieder aufgebaut."

Schon vor zweieinhalb Jahren entstand die Idee für den Thriller. Dass die Fiktion von zunehmenden sozialen Verwerfungen so schnell von der Realität eingeholt werde könnte, hat Hofmann sich damals nach eigenen Worten nicht vorstellen können. Jetzt, meint er, erscheine „Die Grenze“ angesichts der globalen Wirtschaftskrise geradezu gegenwärtig. Auch wenn der Plot mir etwas haarsträubend vorkommt, dürften im kalten Januar 2010 auf jeden Fall zwei spannende Fernsehabende zu erwarten sein.

24.06.09

ISBN 978-3-86785-086-5 - "Aktion Störtebeker" hat jetzt eine Nummer

Es geht voran. Die letzten Änderungen am Manuskript sind auf dem Weg zur Lektorin. Den Titelbildvorschlag des Verlages und den Klappentext finde ich gut. Der Ladenpreis ist auf 13,90 € (incl. 7 % MwSt.) festgelegt. Und eine ISBN hat mein Buch inzwischen auch: 978-3-86785-086-5. Ihre Eingabe in Suchmaschinen bringt allerdings noch kein Ergebnis.

Es kann sich trotzdem nur noch um wenige Tage handeln, bis "Aktion Störtebeker" gedruckt vorliegen wird. Deshalb starte ich auch einen morgendlichen Erinnerungsticker auf Twitter. Tagtäglich um 7.30 Uhr begrüße ich ab sofort alle Fans und mache auf das baldige Erscheinen des Rügen-Krimis aufmerksam.

Und noch eine freudige Überraschung: Kurt Bratfisch ist der einzige Kommissar mit einer eigenen Gewürzmischung. Wie dieses Foto mit dem neuen Cover eindeutig beweist.

23.06.09

DKP-Militärorganisation: Nicht viel Neues von der "Gruppe Ralf Forster"

Groß angekündigt lief gestern Abend im ersten Programm im MDR-Magazin "Fakt" der Beitrag (Video) "Die geheime Kampftruppe der DKP" (Skript als pdf). Warum gerade jetzt, weiß allerdings keiner so genau. Denn wirklich Neues zu dieser in der DDR ausgebildeten westdeutschen Partisanengruppe haben die Fakt-Journalisten nicht recherchiert. In der Programmvorschau heißt es:
Die Gruppe "Ralf Forster" war eine von der DDR finanzierte und ausgebildete paramilitärische Organisation, die im Erstfall in der Bundesrepublik operieren sollte. Etwa 200 DKP-Mitglieder gehörten der geheimen Organisation an. Ihre Aufgabe war es, Sabotage-Akte auszuführen, Anschläge zu verüben und Menschen zu töten. Dafür wurden die Männer im Schießen, Sprengen, Tarnen und Täuschen ausgebildet - und zwar in der DDR. Das geht aus Akten der Staatssicherheit hervor, die nach der Wende zerkleinert und später in mühevoller Kleinarbeit wieder zusammengesetzt wurden. FAKT hat einen der damals ausgebildeten Kämpfer getroffen.
Doch der in der Sendung vorgestellte "Lothar Oertel" hat seit 1990 so oder ähnlich schon in zahlreichen Medien über seine Erfahrungen als Unterkommandeur der Truppe berichtet. Auch was Roberto Welzel von der Stasi-Unterlagenbehörde beizutragen hatte, war nicht wirklich neu. Und die authentisch wirkenden Aufnahmen, die zur Illustration der Nahkampfausbildung in den Beitrag hineingeschnitten wurden, stammten aus alten Schulungsfilmen der NVA.

Allerdings eine Neuigkeit habe ich in dem MDR-Film doch entdeckt. In den Hintergrundinfos des Senders heißt es:
Die Ausbildung fand sowohl in der Zentralen Pionierausbildungsbasis "Am Springsee" als auch auf dem Truppenübungsplatz Streganz sowie anderen Objekten der NVA und des MfS statt.
Vielleicht also sogar auch in Prora auf der Insel Rügen? Wer darüber etwas erfahren will, muss sich noch ein paar Tage gedulden. Denn dann erscheint mein Polit-Thriller "Aktion Störtebeker". Und der enthält auch ein paar überraschende Neuigkeiten zur "Gruppe Ralf Forster". 

20.06.09

Verhüllung in Prora: Colorbeach wird die größte Freiluftgalerie der Welt

An dem Spektakel hätte bestimmt auch Verhüllungskünstler Christo seine Freude: Ab dem 11. Juli soll  die Fassade der Blöcke I bis V des "Koloss von Prora" zur größten Open-Air-Galerie der Welt werden und ins "Guiness-Buch der Rekorde" Einzug halten. Colorbeach heißt die Aktion des Dresdners Arne Nowak. Bis zu 800 Kunstwerke sollen auf beiden Seiten des Betongiganten angebracht werden — jedes 5,20 x 3,80 Meter groß und wenn möglich von Künstlern aus der ganzen Welt.

Jeder Interessierte kann mitmachen und seinen digitalisierten Beitrag aus den Genres Malerei, Grafik, Fotografie und Bildhauerei an das Projektbüro einsenden. Nach einer Überprüfung wird das Bild dann zunächst auf der Colorbeach-Website in die (derzeit noch leere) virtuelle Galerie übernommen. Im nächsten Schritt erzeugen die Veranstalter ein Blow-up, das auf feuerbeständiges Gewebe gedruckt wird. Diese Vergrößerung wird dann an der Fassade des Gebäudes befestigt. Details stehen im Exposee (pdf).

Zunächst soll Block V des Gebäudes künstlerisch verhüllt werden, danach geht es Schritt für Schritt weiter. Bis zum August 2010. Die Landseite - so die Planung - soll etablierten Künstlern überlassen werden. Mit einer "Zeitreise durch die deutsche Kunstgeschichte — von 1936 bis heute." Die Seeseite wird dagegen für junge Künstler reserviert, darunter auch für Schüler von der Insel. Das Thema ist hier „Meine Welt“.  „Alles ist erlaubt, es kann gar nicht unterschiedlich genug sein. Nur plakative politische Botschaften wollen wir nicht“, hat Nowak angekündigt.

Das übergreifende Motto der Aktion heißt "Individualität contra Konformität". Der "Hauch des Deutsch-Nationalen" von Prora - so die amerikanische Galeristin Jill Clark, die als Kuratorin der Ausstellung engagiert wurde -  soll einer neuen, „globalen Identität“ weichen. Ein gute Idee, wie ich finde. Denn auch wenn jetzt wieder manche Leute meckern, weil sie das Konzept nicht verstehen: Besser als mit dem "Kratzputz gräulich" aus NVA-Zeiten werden die Fassaden des Betongiganten, der in meinem Krimi "Aktion Störtebeker" ja auch eine ziemliche Rolle spielt, allemal aussehen. Und Rügen hat eine Touristenattraktion mehr.

14.06.09

Störtebeker-Festspiele 2009: Am 22. Juni ist die 1000. Aufführung

Eine Szene meines Rügen-Krimis "Aktion Störtebeker" spielt ja in Ralswiek bei den diesjährigen Störtebeker-Festspielen. Um den Ablauf auf der Bühne möglichst authentisch beschreiben zu können, habe ich mich frühzeitig um das Drehbuch bemüht. Damals war das aber noch gar nicht geschrieben. Inzwischen ist auch mein Manuskript längst fertig und im Lektorat.

Und am vergangenen Montag konnten nun Journalisten aus ganz Deutschland erste Szenen des neuen Störtebeker-Stückes auf der Freilichtbühne in Ralswiek erleben. In der neuen Triologie „Störtebekers Gold“ wird vom 20. Juni bis 5. September der erste Teil „Das Vermächtnis“ von montags bis samstags allabendlich um 20 Uhr das Publikum begeistern. Rund 400.000 Besucher werden erwartet. Im letzten Jahr waren es 380.000 Zuschauer. Die Vorreservierung verzeichnete am vergangenen Montag mit 181.256 Karten einen Gesamtanstieg um über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz Wirtschaftskrise also Grund zu Optimismus.

Gut 5,5 Millionen Euro - so war zu hören - kostet die aufwändige Inszenierung in diesem Jahr, die sich um die Templerburg Calais und das Landschloss bei Dover zwischen Frankreich und England dreht. Am 22. Juni wird es übrigens die 1000. Aufführung der "neuen" Störtebeker-Festspiele geben, die dieses Jahr ihr 17-jähriges Jubiläum feiern. Aber auch schon zu DDR-Zeiten war die Freilichtbühne auf Rügen Schauplatz von gewaltigen Störtebeker-Inszenierungen. 

"Aus dem Bauch heraus haben wir mit der Trilogie ’Störtebekers Gold’ zum passenden Zeitpunkt die Gier nach Gold und Geld zum Thema gemacht", stellte Intendant Peter Hick auf der Pressekonferenz einen aktuellen Bezug her. Dass diese Thematik aber auch komische Seiten haben könne, zeige die kreative Aufarbeitung durch Regisseur Holger Mahlich. Damit hat Hick hoffentlich nicht nur die Gesänge von Wolfgang Lipppert gemeint, der auch dieses Jahr wieder als Barde dabei ist. 

Das Festspiel-Team wird auch 2009 von Sascha Gluth (Störtebeker) und Dietmar Lahaine (Goedeke Michels) angeführt. Blickfang auf Bodden und Bühne sind neben den 150 Schauspielern 30 Pferde und vier Schiffe, halsbrecherische Stunts und unzählige Spezialeffekte. Neu im Ensemble ist die Tochter des Schauspielers Horst Janson, Sarah-Jane Janson, die bei den Karl-May-Festspielen in Bad Seegeberg die Häuptlingstochter Ribana verkörpert hatte. Im neuen Festspielstück auf Rügen wird sich die 24-Jährige als Johanna von Gloucester in den Haupthelden verlieben und ihm das Leben retten.

13.06.09

So ein Zufall: Kommissar Bratfisch hat einen Doppelgänger

Ja, kann es so einen Zufall wirklich geben? Da fällt mir das Herbstprospekt des Frankfurter Societäts-Verlag in die Hand. Und bei den Ankündigungen eines neuen Frankfurt-Krimis von Martin Beer muss ich lesen:
Wie wird man Aushilfsdetektiv? Es hilft, wenn man nicht besonders clever ist – das gilt jedenfalls für Kurt Bratfisch, bekennender Kneipensitzer, eingefleischter Frankfurter und Hauptfigur im neuen Roman von Martin Beer. Als er seinen neuen Job für die Detektei Müller annimmt, hofft er auf ein kleines Abenteuer und ein paar Euro. Dass er schließlich mitten in Frankfurt mit einer Pistole in der Hand zu sich kommt und als Mörder gesucht wird, ändert schlagartig seine Lebensperspektive. Nun gilt es erst einmal, die eigene Unschuld zu beweisen. „Der Blitzer“ ist ein echter Frankfurt-Krimi. Er riecht nach Apfelwein, schmeckt nach Handkäs’ und zeigt eines ganz deutlich: Wenn man Kurt Bratfisch heißt, dann kann alles noch viel schlimmer kommen.
Als ich mir den Namen "Kurt Bratfisch" für den Helden von "Aktion Störtebeker" ausgedacht habe, sollte der möglichst unverwechselbar sein. Darum habe ich bundesweit im Telefonbuch recherchiert und natürlich auch danach gegoogelt. Insgesamz taucht der Nachname "Bratfisch" bundesweit nur 155mal auf, davon nie in Verbindung mit "Kurt". Und wenn man heute bei Google danach sucht, entfallen 29 der insgesamt 39 Treffer auf "meinen" Kommissar. Dreimal wird noch ein Schweinezüchter aus Gera erwähnt, der Rest sind andere - meist verstorbene - Träger dieses seltenen Namens.

Selbst wenn ein - mir völlig unerklärlicher - Zufall zu einer zeitlichen Parallelität der Namensfindung geführt haben sollte, müsste dem Autor oder dem Lektorat des Verlages doch die Namensgleichheit aufgefallen sein? Die haben doch bestimmt auch im Web danach gesucht. Und die ersten Nennungen von "Kurt Bratfisch" als Kommissar sind schon im September 2008 zu finden.

Na egal, ein Name eines Ermittlers in einem Regional-Krimi ist keine geschützter Name (obwohl: Was würde passieren, wenn ich meinen Helden einfach "Wallander" nennen würde?) und zum Glück gibt es noch genug andere Unterscheidungsmerkmale. Während der Doppelgänger aus Frankfurt meistens in der Kneipe hockt, Äppelwoi trinkt und Aushilfsdetektiv ist, arbeitet mein "Bratfisch" bei der Kripo in Stralsund, engagiert sich in der Linken und war Fallschirmjäger bei der NVA. Außerdem bloggt er seit ein paar Wochen und wird so seine Online-Reputation weiter aufbauen. 



07.06.09

Selbstinszenierte Terroranschläge vor der Bundestagswahl?

Ich habe als Krimi-Autor natürlich eine blühende Phantasie. Andererseits bin ich aber auch kein Anhänger von Verschwörungstheorien. Eine solche habe ich gerade womöglich über meinen Netzwerkpartner “AmSel-Gedanke” in die Mailbox bekommen. Trotzdem möchte ich sie den Leserinnen und Lesern von "Aktion Störtebeker" nicht vorenthalten. Zumal sie sehr stark an den Plot meines Politthrillers erinnert, der nächsten Monat veröffentlich wird. Der Link auf die dubiose Goldseite unten spricht sehr dafür, dass es sich um einen makabren Scherz handelt. Andererseits machen Bild und Spiegel heute genau zu diesem Thema Stimmung. Jochen Hoff hat in seinem Blog heute auch auf ein Interview mit Brandenburgs Innenminister und Ex-Bundeswehrgeneral Jörg Schönbohm verwiesen, der mehr zu wissen scheint.

Ich hoffe natürlich, dass sich das Ganze als “Ente” entpuppt. "Meiner Pflicht, die Info weiterzuleiten, bin ich nachgekommen und brauche mir später  keine Vorwürfe machen, wenn tatsächlich etwas passieren sollte", schreibt meine Netzwerkpartnerin Julie in ihrem Blog. Dem schließe ich mich hiermit ausdrücklich an.

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Von moltaweto
Sehr geehrte Leserinnen und Leser des AmSeL-Gedanken … heute erhielt ich eine Rundmail, die einerseits unglaublich klingen sollte, andererseits aber zu perfekt in das von Herrschaften wie vor allem unserem BIM Schäuble gezeichnete Bild – und noch besser zu den hektischen Aktivitäten der Berliner Junta passen, Deutschland und sein Volk aufgrund des „Überhand nehmenden internationalen Terrorismus“ mittels Kriegsrecht in den Ausnahmezustand zu versetzen. Die Frage, die ich mir unwillkürlich stellen, im nächsten Moment aber bereits als absurd erkennen musste … würden die dabei wirklich so weit gehen?

Auf die leichte Schulter nehmen und/oder mal eben in die Schublade Verschwörungstheorie oder subversive Spinnerei packen, sollte man diese Sache nicht! Das sind wir angesichts der seit geraumer Zeit für einen sich zusammenbrauenden Sturm nie dagewesenen Ausmaßes schlicht und ergreifend uns selbst schuldig – und noch mehr sollte uns die Verantwortung für unsere Kinder, Familien und Mitmenschen generell zu höchster Aufmerksamkeit und mehr als angebrachtem Misstrauen anhalten.

Dass wir auf eine Zeitenwende zusteuern, die insbesondere für die „Mächtigen unserer Welt“ bedrohliche Ausmaße annimmt und sie – das lehrt uns die Geschichte doch wahrlich, oder – deshalb zum Äußersten „befähigen“ wird, bekommt man nirgendwo so hautnah und deutlich mit wie hierzulande zu spüren.

Und es sei bei dieser Gelegenheit auch noch mal an die Fakten rund um die Recherchen des Schweizer Friedensforschers und Historikers Daniele Ganser zum Themenkomplex „Gladio“, geheimdienstliche Spezialeinheiten und verdeckte Kriegsführung erinnert. Dabei wurde auch mehrfach angedeutet, dass in der nächsten Zeit mit einem „Großereignis“ zu rechnen sei, dass terroristischen Gruppen in die Schuhe geschoben werden solle, in Wahrheit aber von geheimen Spezialeinheiten westlicher Geheimdienste geplant und durchgeführt werden würde! – Nur Verschwörungstheorie? Nun, das möchte ich bei den akribisch zusammengetragenen und ausführlich belegten Erkenntnissen doch stark bezweifeln!

Zum besseren Verständnis möchte ich hier zunächst einmal die besagte Mail folgen lassen …

Sehr dringend! Bombenwarnung für Deutschland / eventuell false flag – Massenmord im Sommer!

Liebe Mitmenschen ,
unten zitierte Warnung wurde mir von Lynn zugesendet ; siehe weiter geleitete Email unten ….
Zitat:
"In den Sommermonaten wird eine “False Flag”-Operation in Deutschland durchgeführt, welche die Verhinderung der Bundestagswahl und somit das Inkrafttreten der Notstandsverfassung zum Ziel hat. Dabei ist der Einsatz einer schmutzigen Bombe geplant, die je nach Großwetterlage im Ruhrgebiet oder Franken zur Detonation gebracht werden soll"
Zitat Ende
Dies würde die Ermordung zahlloser unschuldiger Menschen bedeuten, mitten in unserem Land. Ich bin den Links in der Email unten gefolgt, aber  konnte nicht auf das Posting zugreifen, weil ich nicht Abonnent der Goldseiten bin. Hier ist jetzt Handeln notwendig.  Es müssen die Polizei u. alle anderen “Behörden” informiert werden; desgleichen alle Politiker vor Ort, besonders in Franken und im Ruhrgebiet – aber natürlich auch alle “Bundestagsabgeordneten”.

Jeder kann diese Email kopiern und an entsprechende E-Postfaecher weiter leiten. Dieser Plan muss sofort ÜBERALL enthüllt werden, um unsere Bevölkerung zu schützen. Sollte es sich um eine “Ente” handeln, umso besser. Doch darauf kann sich niemand verlassen.
Gott mit Euch.
Klaus Jäger
Clustervision
Hier noch die oben genannte weitergeleitete Mail zum Beleg für die dargelegte Argumentation …

—–Original Message—–
Date: Sun, 07 Jun 2009 07:35:25 +0200
Subject: lg lynn
From: xxxxxxxxx
#10 joseph 2009-06-07 06:42 ..
In den Sommermonaten wird eine “False Flag”-Operation in Deutschland durchgeführt, welche die Verhinderung der Bundestagswahl und somit das Inkrafttreten der Notstandsverfassung zum Ziel hat. Dabei ist der Einsatz einer schmutzigen Bombe geplant, die je nach Großwetterlage im Ruhrgebiet oder Franken zur Detonation gebracht werden soll. Diese Information bekam ich von einem Jugendfreund der heute beim BND “arbeitet” und mir ausdrücklich riet, das Land zu verlassen. Zitieren

Nun gut, liebe Leute … ich möchte natürlich auch nicht glauben, dass unsere vollends in Panik geratende „Bundesregierung“ in ihrem verzweifelten Ringen um Machterhalt und ihrer parallel dazu gegebenen devoten Abhängigkeit gegenüber den „mehr oder weniger geheimnisvollen“ Schattenherrschern der globalen Geld- und Machtelite so weit gehen würde … aber gerade die Geschichte der „westlichen Wertegemeinschaft und Demokratien“ hat in dieser Hinsicht eine Menge mittlerweile belegte Beispiele für die Skrupellosigkeit und Menschenverachtung dieser speziellen Gattung zweibeiniger Raubtiere zu bieten!

Insofern kann man unterschwellig zwar darauf hoffen, dass diese monströse Meldung von jemandem ausgeht, der sich nur wichtig machen oder auch im Sinne von „ungenannt bleiben wollenden“ anderen Kräften Stimmung erzeugen will … aber einer solchen Hoffnung sollten wir uns besser nicht anvertrauen und stattdessen bis zum Beweis des Gegenteils lieber vom schlimmsten denkbaren Fall ausgehen.

Mit dieser Veröffentlichung habe ich meine Pflicht der Weiterleitung zwecks Informierung unserer Mitmenschen erfüllt … von jetzt an müssen Sie alle für sich selbst entscheiden, wie Sie mit dieser Sache umgehen wollen oder sollten. Aber … sagen Sie bitte nicht, falls etwas in der oben angedeuteten Art passieren sollte, Sie seien nicht gewarnt und darauf vorbereitet worden!


Quelle: Der AmSel Gedanke

05.06.09

Obama in Buchenwald: Selbstbefreiungsaktion der Häftlinge wird totgeschwiegen

Es war schon sehr beeindruckend, wie Barak Obama heute zusammen mit zwei ehemaligen Häftlingen in der Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald der Opfer des Nazi-Terrors gedachte. Und gleichzeitig beschämend für die deutsche Bundeskanzlerin, dass sie erst der ausdrückliche Wunsch des US-Präsidenten dazu gebracht hat, ihren Fuß in eines der ehemaligen Konzentrationslager zu setzen und zaghaft an die Verbrechen der NS-Zeit zu erinnern.

Etwas untergegangen im Rummel um Obamas Großonkel Charlie Payne, der als Angehöriger der 89. Infanteriedivision der 3. US-Armee das Außenlager Ohrdruf mit befreien half, ist heute die Selbstbefreiung des KZ Buchenwald am 11. April 1945 durch bewaffnete Häftlinge unter Führung des Internationalen Lagerkomitees. Nur wenige Medien erwähnen diese Tatsache. 


Für die FAZ ist die mutige Aktion der ausgemergelten und geschwächten Häftlinge, die sich nicht einfach ihrem Schicksal ergeben haben, sogar nur ein "Mythos von der Selbstbefreiung Buchenwalds durch das kommunistische Lagerkomitee, auf den sich wiederum das Selbstverständnis des SED-Staates gründete." Und in einem anderen Artikel wird gelästert: "Buchenwald wurde zur Nationalen Gedenkstätte mit pseudo-religiösen Symbolen und pseudo-religiöser Aura, die für Generationen von Jugendlichen in der DDR zu einem sozialistischen Wallfahrtsort wurde. Das Mahnmal mit der Plastik bewaffneter, siegender Häftlinge erhebt sich, triumphierend über Leid und Tod, wie eine Kreuzigungsszene über Weimar."


 

In meinem Politthriller "Aktion Störtebeker" kommt ganz kurz auch Ernst Haberland vor. Der Schriftsteller Bruno Apitz ("Nackt unter Wölfen") nannte ihn den "Pelerinenmann", weil Haberland im KZ Buchenwald unter seiner Pelerine einen Karabiner zur Ausbildung in die Gruppe der illegalen Militärorganisation trug. Unter den Augen der SS schaffte er die Waffe durch das Lager und half damit den bewaffneten Aufstand der Häftlinge vorzubereiten.

Bei der Selbstbefreiung durchbrach er mit polnischen und jugoslawischen Häftlingen den Lagerzaun und nahm Verbindung zu den amerikanischen Truppen auf. Nach der Befreiung war er als Funktionär der KPD im Ruhrgebiet tätig und siedelte 1955 in die DDR über. Ab 1957 ging er als Offizier in die NVA, baute in Prora deren Fallschirmjägertruppe mit auf und engagierte sich auch noch an verschiedenen anderen Frontabschnitten des Kalten Krieges. Um was es dabei genau ging, ist bald in "Aktion Störtebeker" zu lesen.


Obama hat heute immerhin den Widerstand im Lager erwähnt und über den Latrinenbau geredet, in dem sich die illegalen Kämpfer zur Vorbereitung ihrer Aktion getroffen haben. Und er zitierte eine Strophe des Buchenwald-Liedes: "Oh Buchenwald, wir jammern nicht und klagen, und was auch unsre Zukunft sei - wir wollen trotzdem ja zum Leben sagen, denn einmal kommt der Tag, dann sind wir frei!" Ein bewegender Moment. Hoffentlich ist auch bei Angela Merkel etwas davon hängengeblieben.

04.06.09

BS-Verlag-Rostock: Das Happy End meiner Verlagssuche

Wie versprochen, nun das Happy End meiner Odyssee auf der Suche nach einem Verlag für "Aktion Störtebeker". Begonnen hatte sie ja letzten Herbst mit der überraschenden Zusage eines auf Krimis spezialisierten Kleinverlages, dem ich als erstes mein Exposee und drei Musterkapitel schickte. Alle Experten, mit denen ich darüber gesprochen habe, halten das für einen ausgesprochenen Glückstreffer. Denn üblicherweise schreibe man - gerade als Neu-Autor - etliche Verlage parallel an.

Nachdem sich nach Fertigstellung des Manuskripts - warum auch immer - die ursprüngliche Zu- in eine Absage verwandelt hatte, stand mir diese Ochensentour nun auch bevor. Das Ergebnis ist wohl das Übliche: Von etlichen Verlagen, bei denen ich angeklopft habe, gibt es bis heute keine Reaktion. Einige haben immerhin freundliche Absagen geschickt. Andere verlangten eine finanzielle Beteiligung in erheblicher Höhe.

Auf der Leipziger Buchmesse lernte ich dann eher durch Zufall den BS-Verlag-Rostock kennen, der dort seine "MV-Taschenbücher" ausstellte. Die Leute dort waren sehr sympathisch und offen. Auch was die Nachteile eines solchen Kleinverlages angeht: Zum Beispiel kein bundesweites Vertriebssystem oder nur ein sehr geringes Marketingbudget. Ebenso beschränkte Lektoratskapazitäten, was zu Zeitverzögerungen führen kann.

Aber letztendlich überwiegen für mich die positiven Seiten einer Zusammenarbeit:
  • Der BS-Verlag-Rostock ist durch seinen Standort an der Ostseeküste und eine Reihe von Heimatbüchern, die er verlegt hat, im Nordosten der Republik durchaus eine Größe und hat gute Kontakte zu Buchhandlungen in der Region. Da 90 Prozent der Regionalkrimis - so Erfahrungen - in der jeweiligen Umgebung der Handlung verkauft werden, passt das für einen Rügen-Krimi sehr gut.

  • Der Verlag hat bereits eine Reihe von Krimis herausgegeben. Etwa die Zelenka-Reihe von Kurt Mühle, die in Duisburg spielt, oder Kriminalromane der DDR-Legenden Wolfgang Schreyer und Dorothea Kleine.

  • Überhaupt bin ich hier mit meinem Buch in bester Gesellschaft: Von der in der DDR mit einigen Schwierigkeiten kämpfenden revolutionären Schriftstellerin Elfriede Brüning, über Ulrich Frohriep (von dem viele Drehbücher der TV-Reihe "Polizeiruf 110" stammen) bis hin zum Schweizer Kommunisten Jean Villain. Der beschreibt in seinem Buch, was ich bisher überhaupt nicht wußte, wie in der DDR eine Handvoll Edeljournalisten im Auftrag der Partei ein Pendant zum westdeutschen "Spiegel" aufziehen wollte und dabei durch Grabenkämpfe im SED-Politbüro gestoppt wurde. Zu den Autoren des Verlages gehören auch die LINKE-Abgeordnete  Dr. Johanna M. Scheringer-Wright und ihr Vater, der legendäre Köschinger Bauer und Kommunist Richard Scheringer.

  • Zu den besonderen Verdiensten von Verlegerin Angelika Bruhn zählt auch die Reihe "Das verbrannte Buch", in der die Werke der von den Nazis verfemten Schriftsteller neu herausgegeben werden. Möglich macht das ein Book-on-Demand-Verfahren, mit dem auch sehr kleine Auflagen in guter Qualität auf Bestellung produziert werden können.

Auch für meinen Rügen-Krimi wird es eingesetzt. Das heißt: Es gibt eine bestimmte Anzahl von gedruckten Büchern auf Lager, um schnell Nachfragen von Buchhändlern oder Journalisten erfüllen zu können. Ansonsten müssen Besteller mit 2-3 Tagen Wartezeit rechnen, bis das Buch im Briefkasten ist. Für ganz Ungeduldige wird es aber auch eine eBook-Variante geben, die sofort am Bildschirm gelesen oder heruntergeladen werden kann. Wie das technisch genau aussieht, muss man noch sehen. Aber das ist ein Pluspunkt: Dieser Verlag ist flexibel und offen für neue Ideen. 

Bis spätestens Mitte Juli - so das optimistische Herangehen in Rostock - soll das Buchprojekt realisiert sein. Ein ehrgeiziges  Ziel, denn es werden wohl noch einige Überarbeitungen anstehen. Derzeit hat die Lektorin das Manuskript in Arbeit, danach geht es weiter. Die nächsten Wochen werden bestimmt sehr spannend.

03.06.09

Endspurt bei der Verlagssuche: Ein unseriöses Angebot

Auch wenn der Sommer jetzt eine Pause macht, sollte mein Krimi "Aktion Störtebeker" eigentlich in diesen Tagen bereits gedruckt in den Regalen der Buchhandlungen stehen. Ich bin auch guter Dinge, dass dem schon bald so sein wird. Aber bevor ich dazu Einzelheiten berichte, soll erst noch einmal der Chronistenpflicht in Sachen Verlagssuche Genüge getan werden.

Von ein paar Verlagen, die zum Teil das ausgedruckte Manuskript per Post angefordert hatten, habe ich immer noch nichts gehört. Von einem kam letzte Woche diese freundlich formulierte Absage:
Vielen Dank für Ihr Interesse und Vertrauen, das Sie unserem Verlagshaus mit der Einreichung Ihres Manuskripts "Aktion Störtebecker" entgegengebracht haben. Ihre Unterlagen haben wir mit Wohlwollen gelesen und gründlich geprüft. Leider müssen wir Ihnen dennoch eine Absage erteilen, da wir zu dem Schluss gekommen sind, dass Ihr Projekt nicht in unser Programm passt. 
Schade, wäre ein netter Verlag gewesen. Aber dann war heute wieder eine Zusage im Briefkasten:
Unser Lektorat hat ihr eingereichtes Manuskript gelesen und räumt einer Veröffentlichung dem Genre entsprechende, vor allem regionale Marktchancen ein. Bei knapp 100.000 Neuerscheinungen pro Jahr ist es bekanntlich schwierig, neue oder weniger bekannte Autoren auf den Markt zu bringen. Große Verlage verzichten bereits völlig darauf und konzentrieren sich mehr auf die risikolosen Bestsellerautoren oder preiswerte Auslandslizenzen. Bei guten Manuskripten mit reelen Marktchancen sind wir trotzdem bereit, drei Viertel der Kosten in Höhe von brutto € 20.301,40 als Risiko zu übernehmen. Dafür dürfen wir Ihnen versichern, dass wir uns besonders intensiv für die Vermarktung des Buches einsetzen werden, denn erst nach Erscheinen des Buches beginnt die eigentliche Arbeit, nämlich der Verkauf.
Aber hallo. Mal abgesehen davon, dass ich bis zum jetzigen Stand des Manuskriptes auch recht fleißig gearbeitet habe, soll ich also diesem Verlag "netto € 4.265,00 - zahlbar in drei Raten" in den Rachen stecken, damit er seine Arbeit tut und den Gewinn aus dem Projekt einstecken kann. Für mich - so die Verlegerin in Ihrem Brief - seien diese Kosten ja "relativ gering". Wie bitte?

Der Gipfel kommt dann aber im P.S.:
Sollten Sie kein Interesse an einer Veröffentlichung Ihres Manuskripts haben, bitten wir um Überweisung von € 10,00 zur Kostendeckung der Rücksendung Ihrer Unterlagen. Andernfalls werden diese nach sechs Wochen vernichtet.
Man kann es sich denken: Auch wenn ich diesen Verlag auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig als durchaus seriös empfunden habe und einige renommierte Autoren bei ihm Bücher herausbringen (zu welchen Konditionen?) verzichte ich auf dieses Angebot. Zum Glück stehe ich auch nicht mit dem Rücken zur Wand oder am Abgrund. Denn für mich ist die Verlagssuche bereits seit einigen Tagen beendet. Wie es dazu kam und was nun als nächstes passiert, berichte ich morgen.