11.09.08

Jede Menge neue Rügen-Bücher

Schwer beladen und mit leerem Geldbeutel habe ich die Insel-Buchhandlung in Bergen verlassen. Es gibt jede Menge neuer, interessanter Bücher über Deutschlands größte Insel. Zum Glück nur wenige Rügen-Krimis. Die beiden enterhaken-Veröffentlichungen, sind - ohne den Autoren nahe treten zu wollen - keine ernsthafte Konkurrenz für "Aktion Störtebeker".

Spannend dagegen "Sie werden plaziert" - Augenzeugenberichte zum Rügen-Urlaub während der DDR-Zeit. Zusammengetragen von Schülerinnen und Schülern des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in Bergen. Es ist nicht das erste derartige Geschichtsprojekt dieser rührigen Schule.

Prof. Dieter Reinhardt hatte bereits gestern bei einer Veranstaltung in Binz auf das Büchlein "Im Namen der Rose" hingewiesen. Darin geht es um Augenzeugenberichte zur "Aktion Rose" im Jahr 1953, der Enteignung von hunderten Hoteliers und Ferienheim-Vermietern im Küstenbezirk Rostock. Eine "der verbrecherischsten Aktionen der DDR" wie der Referent findet. Die meisten Betroffenen hätten allerdings nicht mehr darüber sprechen wollen, erst bei den Interviews mit den Schülerinnen und Schülern aus Bergen seien sie regelrecht aufgetaut.

Prof. Reinhardt, der sich als "Dozent für angewandte Mathematik" vorstellte, war übrigens Lehrer an der Offiziershochschule "Otto Winzer" in Prora (quasi also ein Kollege des Mordopfers in meinem Rügen-Krimi) und hat darüber ein autobiographisches Buch veröffentlicht. Darin ist allerdings von kritischer Reflexion der Geschichte und seiner Rolle nichts zu spüren.

Auch bemerkenswert: Seit 1980 war er ehrenamtlicher Bürgermeister in Prora und wurde einige Zeit nach der Wende sogar zum 18. Bürgermeister von ganz Binz gewählt, was er bis 2001 blieb. Als unabhängiger Kandidat. Aus dieser Zeit hat Prof. Reinhard auch viele Geschichten zu erzählen. Dass die Uferpromenade von Binz heute wieder im alten Glanz der Bäderarchitektur erstrahlt, ist vor allem sein Verdienst. Da kann man dann auch über das "strahlende Egon-Krenz-Gebiß" hinwegsehen, dass im der "Spiegel" einmal in einem Artikel angedichtet hat.