25.04.09

Fallschirmjäger üben im Saarland den Bürgerkrieg

Während die Politik noch darüber streitet, ob die Warnung vor "sozialen Unruhen" angesichts von Wirtschaftskrise und wachsender Arbeitslosigkeit unverantwortliche Panikmache ist, bereiten sich Fallschirmjäger aus Belgien, Frankreich und Deutschland derzeit im Saarland schon mal auf den Einsatz im Inneren vor. Noch bis zum 30. April werden im Rahmen der 42. internationalen Gefechtsübung "Colibri" Luftlandeoperationen gegen "radikale Rebellen" geübt.

Das Bürgerkriegs-Szenario

In einem grenznahen Gebiet "Provinz Lothringen des Landes Westfrankien“ sind - so das Szenario - Unruhen zwischen verschiedenen Ethnien zweier Länder entstanden. Darüber hinaus existiert ein soziales Ungleichgewicht und es gibt wertvolle Ressourcen (in Form von Uran) in dem Gebiet. All dies bringt Politik und militante Gruppierungen dazu, gegeneinander zu kämpfen. Bürgerkriegsähnliche Zustände führen schließlich zu einer UN-Resolution. Die radikal operierenden Rebellen geben jedoch nicht klein bei und planen die Entwicklung und den Einsatz einer "schmutzigen Bombe". Das müsse zum Schutz der Bevölkerung und Stabilisierung der gesamten Grenzregion verhindert werden.


"Diese Lage kann jederzeit Wirklichkeit werden", glaubt Claus Peter Schulz, Presseoffizier der Luftlandebrigade 26. Deshalb - so der Kampfauftrag - ist die Bombenfabrik der "islamistischen Rebellen" auf dem Truppenübungsplatz Merzig bis Dienstag einzunehmen. Morgen früh - am Sonntag - setzen dazu vier Transall-Maschinen über 300 Fallschirmspringer über dem saarländischen Weierweiler ab, die dann mit Booten den Stausee Losheim überqueren und das Gelände in Merzig besetzen sollen. Wer auf dem Laufenden bleiben will: Die Flugzeug-Spotter aus Zweibrücken beobachten das Ganze.

Kampf gegen "irreguläre Kräfte"

In der Vergangenheit durchgeführte Colibri-Übungen beinhalteten meist Aufgaben, die im militärischen Sprachgebrauch als „Spezielle Operationen“ bezeichnet werden. In der Bundeswehr-Division "Spezielle Operationen" (DSO), zu der auch die Saarlandbrigade gehört, heißt das entweder die Evakuierung von gefährdeten Personen aus einer Bedrohungssituation oder der Kampf gegen "irreguläre Kräfte" (also bewaffnete Guerilla-Kämpfer). "Die hier geübte multinationale Zusammenarbeit ist bei einem realen Fall durchaus vorstellbar", sagt Claus Peter Schulz. Und es ist längst nicht die erste derartige Übung.

Nach dem Willen der CDU/CSU soll die Bundeswehr zukünftig auch unterhalb der Kriegsschwelle – also in Friedenszeiten – zur "Bekämpfung organisierter und militärisch bewaffneter Aufständischer" im Inland eingesetzt werden können. Begleitet wird das "Colibri"-Mannöver von einer intensiven Propagandaarbeit. So betreibt die DSO ein eigenes Weblog und sogar ein "embedded Journalist" ist eingebunden: Helmut Michelis, Oberst d.R. und Redakteur der Rheinischen Post berichtet live vom Kampfgeschehen im Saarland.

DDR-Fallschirmjäger blieben friedlich

Warum schreibe ich über dieses Thema? Die Fallschirmjäger - sowohl in der NVA als auch in der Bundeswehr - spielen in meinem Politthriller "Aktion Störtebeker" (hier eine Leseprobe) gleich an mehreren Stellen eine Rolle und wie der Zufall es will, sendet der MDR am kommenden Dienstag um 20.15 Uhr den Film "Honeckers Elitetruppe - Die Fallschirmjäger". Angekündigt wird er so:
Sie waren Honeckers Elitetruppe, eine perfekt ausgebildete Spezialeinheit - die Fallschirmjäger der NVA. Gedrillt, um zu töten - im Nahkampf, Mann gegen Mann, hinter den feindlichen Linien. Zu so einem Einsatz kam es nie. Hätte es jedoch gekracht zwischen Ost und West, hätten sie den Feind da bekämpft, wo es am meisten schmerzt - in dessen eigenem Land, dessen eigenen Städten. Doch am Ende sollte sich ihre Kampfkraft gegen das eigene Volk richten.

Als im Herbst 1989 zehntausende Menschen in Leipzig für mehr Demokratie auf die Straße gingen, schickte die DDR-Führung die "harten Jungs" in die Messestadt, damit sie den Sozialismus gegen die Konterrevolution verteidigen. Doch den Einsatz gegen das eigene Volk lehnte die Mehrheit der NVA-Fallschirmjäger ab, die Wende blieb friedlich.

Hoffentlich lassen sich auch die Männer mit den roten Baretten, die derzeit im Saarland für den Bürgerkrieg gedrillt werden, im Ernstfall nicht gegen die eigene Bevölkerung einsetzen.