Über die diversen Drohvideos der selbst ernannten Gotteskrieger wurde hier im Blog schon öfters berichtet. Vor einiger Zeit hat nun das österreichische Bundesheer eine Studie "Der Dschihad und das Mitmach-Netz" (PDF-Download) veröffentlicht, in der die weltweiten Aktivitäten von Islamisten im Web 2.0 untersucht werden. Im Vorwort dazu heißt es:
"Virtuelle Dschihadisten" bedienen sich hierbei jener interaktiven Tools - wie zum Beispiel Facebook, YouTube oder MySpace -, die sich insbesondere bei einer wichtigen Zielgruppe, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, größter Beliebtheit erfreuen. Nicht selten glorifizieren und heroisieren sie dabei die Terroraktionen und Taten der "realen" Dschihadisten und ermutigen andere User, sich dementsprechenden sozialen Netzwerken anzuschließen und bei der Verbreitung dieses Propagandamaterials mitzuwirken.
Allerdings scheinen sich die technisch auf dem neuesten Stand befindlichen Anhänger der Scharia nicht alleine auf die Online-Propaganda verlassen zu wollen. Die "Welt am Sonntag" berichtet heute ausführlich über "Inspire", ein englischsprachiges Hochglanzmagazin von al-Qaida für ein Zielpublikum in den westlichen Metropolen. Hier kann man einen Blick hineinwerfen:
Denn da kaum ein Kiosk das Magazin vertreiben wird, setzen die Herausgeber auch hier auf das Internet zur Verbreitung. Die "Welt am Sonntag" schätzt das Blatt so ein:
"Inspire" ist eine mediale Smart Bomb, ein intelligenter Sprengsatz, ausgerichtet auf entfremdete Migrantenkinder und westliche Konvertiten. Damit steht das Magazin für eine neue Offensive, eine Verlagerung des Schwerpunkts im globalen Dschihad jenseits der staubigen Schlachtfelder von Irak und Afghanistan. Auf 74 Seiten bietet "Inspire" mehr als Koranverse und verwackelte Videos. Sorgfältig haben die Macher einen Mix von unterhaltsamen Anekdoten aus dem Untergrund und praktischen Anschlagstipps kreiert, Storys über den heroischen Kampf in Afghanistan, Seite an Seite mit Osama Bin Laden in Tora Bora. Der Heilige Krieg wird zum geistigen Abenteuerspielplatz, zum umfassenden, vielfältigen Lifestyle.
Mit Spiel hat das Ganze allerdings nichts zu tun, wenn man sich den gewaltsamen Tod des jungen Saarländers Eric Breininger vor Augen hält, der ja in meinem Krimi "Aktion Störtebeker" eine gewisse Nebenrolle spielt. Und auch der Islamist Bekkay Harrach, der mit einem eher skurilen Drohvideo im letzten Jahr für hektische Aktivitäten der deutschen Sicherheitsorgane gesorgt hatte, soll letzten Monat bei einer Attacke durch eine US-Drohne ums Leben gekommen sein. Auch für Bünyamin E. - einem 20jährigen aus Wuppertal - ist es mit dem "Lifestyle-Terrorismus" schon vorbei, bevor er überhaupt begonnen hat. Eine vom US-Geheimdienst ferngesteuerte Rakete zerfetzte ihn vorletzte Woche im pakistanischen Grenzgebiet in tausend Stücke. Das sollte man beim Betrachten der Dschihad-Hochglanzfotos immer im Kopf haben.