17.10.10

Inspire: Gotteskrieger mit Hochglanzmagazin

Über die diversen Drohvideos der selbst ernannten Gotteskrieger wurde hier im Blog schon öfters berichtet. Vor einiger Zeit hat nun das österreichische Bundesheer eine Studie "Der Dschihad und das Mitmach-Netz" (PDF-Download) veröffentlicht, in der die weltweiten Aktivitäten von Islamisten im Web 2.0 untersucht werden. Im Vorwort dazu heißt es:
"Virtuelle Dschihadisten" bedienen sich hierbei jener interaktiven Tools - wie zum Beispiel Facebook, YouTube oder MySpace -, die sich insbesondere bei einer wichtigen Zielgruppe, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, größter Beliebtheit erfreuen. Nicht selten glorifizieren und heroisieren sie dabei die Terroraktionen und Taten der "realen" Dschihadisten und ermutigen andere User, sich dementsprechenden sozialen Netzwerken anzuschließen und bei der Verbreitung dieses Propagandamaterials mitzuwirken.
Allerdings scheinen sich die technisch auf dem neuesten Stand befindlichen Anhänger der Scharia nicht alleine auf die Online-Propaganda verlassen zu wollen. Die "Welt am Sonntag" berichtet heute ausführlich über "Inspire", ein englischsprachiges Hochglanzmagazin von al-Qaida für ein Zielpublikum in den westlichen Metropolen. Hier kann man einen Blick hineinwerfen:


Denn da kaum ein Kiosk das Magazin vertreiben wird, setzen die Herausgeber auch hier auf das Internet zur Verbreitung. Die "Welt am Sonntag" schätzt das Blatt so ein:
"Inspire" ist eine mediale Smart Bomb, ein intelligenter Sprengsatz, ausgerichtet auf entfremdete Migrantenkinder und westliche Konvertiten. Damit steht das Magazin für eine neue Offensive, eine Verlagerung des Schwerpunkts im globalen Dschihad jenseits der staubigen Schlachtfelder von Irak und Afghanistan. Auf 74 Seiten bietet "Inspire" mehr als Koranverse und verwackelte Videos. Sorgfältig haben die Macher einen Mix von unterhaltsamen Anekdoten aus dem Untergrund und praktischen Anschlagstipps kreiert, Storys über den heroischen Kampf in Afghanistan, Seite an Seite mit Osama Bin Laden in Tora Bora. Der Heilige Krieg wird zum geistigen Abenteuerspielplatz, zum umfassenden, vielfältigen Lifestyle.
Mit Spiel hat das Ganze allerdings nichts zu tun, wenn man sich den gewaltsamen Tod des jungen Saarländers Eric Breininger vor Augen hält, der ja in meinem Krimi "Aktion Störtebeker" eine gewisse Nebenrolle spielt. Und auch der Islamist Bekkay Harrach, der mit einem eher skurilen Drohvideo im letzten Jahr für hektische Aktivitäten der deutschen Sicherheitsorgane gesorgt hatte, soll letzten Monat bei einer Attacke durch eine US-Drohne ums Leben gekommen sein. Auch für Bünyamin E. - einem 20jährigen aus Wuppertal - ist es mit dem "Lifestyle-Terrorismus" schon vorbei, bevor er überhaupt begonnen hat. Eine vom US-Geheimdienst ferngesteuerte Rakete zerfetzte ihn vorletzte Woche im pakistanischen Grenzgebiet in tausend Stücke. Das sollte man beim Betrachten der Dschihad-Hochglanzfotos immer im Kopf haben. 

16.10.10

Vorbeugende Todesstrafe für Bünyamin E.

Meldungen wie diese häufen sich in letzter Zeit:
Bei einem US-Raketenangriff in Pakistan sind nach Angaben pakistanischer Geheimdienstler mehrere deutsche Islamisten getötet worden. Über die Zahl der Getöteten und die Hintergründe gehen die Angaben auseinander - auch die Bundesregierung wurde am Abend von der Nachricht überrascht.
Der Krieg in Afghanistan fordert inzwischen regelmäßig auf beiden Seiten deutsche Opfer. Aus der Ferne im CIA-Hauptquartier in Langley gesteuerte Raketen greifen immer häufiger "Terroristen" in Afghanistan und Pakistan an, um angebliche Terroranschläge in Europa zu vereiteln. Die Geheimdienstleute an ihren Monitoren und Joysticks haben dabei offensichtlich eine "Lizenz zum Töten". Wobei die Kollateralschäden dieses "Cyberwar" immens sind, wie unlängst sogar die FAZ einräumte:
Die "New America Foundation" kommt zu folgendem Ergebnis: Die 180 bisher registrierten Drohnen-Angriffe hätten zwischen 1188 und 1825 Menschen das Leben gekostet. Bei etwa 30 Prozent der Opfer habe es sich um Zivilisten gehandelt.
Heute hat sich nun die WAZ auf Spurensuche begeben und Details zu einem der getöteten jungen Männer mit deutschem Pass ausgegraben. Der 20 Jahre alte Bünyamin E. hat seit seiner Geburt im Bergischen Land gelebt, mehr oder minder also vor meiner Haustür. Vielleicht bin ich ihm sogar schon mal begegnet. Vor drei Wochen erst ist er nach Pakistan aufgebrochen. Bekannte beschreiben ihn als "lieben Jungen, der sehr gut deutsch sprach". Also das Musterbeispiel für eine gelungene Integration. Was aber macht aus "einem weltoffenen jungen Türken, der Deutschland als seine Heimat ansah", einen "Terroristen"? Vielleicht war Bünyamin E. auch nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Bauer, auf dessen Hof der junge Türke bis vor zwei Jahren in den Ferien gejobt hat, stellt die richtige Frage: "Wir kennen doch gar keine vorbeugende Todesstrafe?" Offensichtlich doch.

Kanzlerin Angela Merkel, die ja in meinem Rügenkrimi "Aktion Störtebeker" Ziel eines Anschlags (von womöglich islamistischen) Terroristen ist, hat jedenfalls ihren gestrigen Rügenbesuch trotz der verschärften Warnungen der Sicherheitsbehörden unbeschadet überstanden und die Insel in bester Gesundheit wieder verlassen. Obwohl sie sich in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes von Bergen aufgehalten, auf dem ja in meinem Thriller der Show-Down stattfindet.