16.10.10

Vorbeugende Todesstrafe für Bünyamin E.

Meldungen wie diese häufen sich in letzter Zeit:
Bei einem US-Raketenangriff in Pakistan sind nach Angaben pakistanischer Geheimdienstler mehrere deutsche Islamisten getötet worden. Über die Zahl der Getöteten und die Hintergründe gehen die Angaben auseinander - auch die Bundesregierung wurde am Abend von der Nachricht überrascht.
Der Krieg in Afghanistan fordert inzwischen regelmäßig auf beiden Seiten deutsche Opfer. Aus der Ferne im CIA-Hauptquartier in Langley gesteuerte Raketen greifen immer häufiger "Terroristen" in Afghanistan und Pakistan an, um angebliche Terroranschläge in Europa zu vereiteln. Die Geheimdienstleute an ihren Monitoren und Joysticks haben dabei offensichtlich eine "Lizenz zum Töten". Wobei die Kollateralschäden dieses "Cyberwar" immens sind, wie unlängst sogar die FAZ einräumte:
Die "New America Foundation" kommt zu folgendem Ergebnis: Die 180 bisher registrierten Drohnen-Angriffe hätten zwischen 1188 und 1825 Menschen das Leben gekostet. Bei etwa 30 Prozent der Opfer habe es sich um Zivilisten gehandelt.
Heute hat sich nun die WAZ auf Spurensuche begeben und Details zu einem der getöteten jungen Männer mit deutschem Pass ausgegraben. Der 20 Jahre alte Bünyamin E. hat seit seiner Geburt im Bergischen Land gelebt, mehr oder minder also vor meiner Haustür. Vielleicht bin ich ihm sogar schon mal begegnet. Vor drei Wochen erst ist er nach Pakistan aufgebrochen. Bekannte beschreiben ihn als "lieben Jungen, der sehr gut deutsch sprach". Also das Musterbeispiel für eine gelungene Integration. Was aber macht aus "einem weltoffenen jungen Türken, der Deutschland als seine Heimat ansah", einen "Terroristen"? Vielleicht war Bünyamin E. auch nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Bauer, auf dessen Hof der junge Türke bis vor zwei Jahren in den Ferien gejobt hat, stellt die richtige Frage: "Wir kennen doch gar keine vorbeugende Todesstrafe?" Offensichtlich doch.

Kanzlerin Angela Merkel, die ja in meinem Rügenkrimi "Aktion Störtebeker" Ziel eines Anschlags (von womöglich islamistischen) Terroristen ist, hat jedenfalls ihren gestrigen Rügenbesuch trotz der verschärften Warnungen der Sicherheitsbehörden unbeschadet überstanden und die Insel in bester Gesundheit wieder verlassen. Obwohl sie sich in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes von Bergen aufgehalten, auf dem ja in meinem Thriller der Show-Down stattfindet.