30.08.09

Tabuthema: Von Wessis, die in den Osten rübermachten

Als zwei Staaten in Deutschland existierten, gab es auch immer Menschen, die das Land wechseln wollten. Die Mehrheit - rund 5,2 Millionen - ging von Ost nach West. Nach dem Bau der Mauer war dies nur unter Lebensgefahr und mit hohem persönlichem Risiko möglich, wie das gerade erschienene Buch "Das Haus am hohen Ufer" meines Kollegen George Tenner eindrucksvoll schildert. Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls werden diese Fälle im Mittelpunkt der Erinnerungen stehen.

Aber auch das Umgekehrte gab es: Rund 500.000 Bundesbürger sind zwischen Staatsgründung und Auflösung in die DDR übergesiedelt. Dies fand der Historiker Bernd Stöver von der Universität Potsdam nach rund siebenjähriger Forschungsarbeit unter anderem in bisher verschlossenen Geheimdienstarchiven heraus. "Der Wechsel von West nach Ost ist bis heute ein deutsch-deutsches Tabuthema", sagte Stöver am vergangenen Donnerstag in Düsseldorf bei der Präsentation seiner Forschungsarbeit vor der Gerda-Henkel-Stiftung, die sein Projekt finanziell unterstützt hat (wozu Waschmittel-Konzerne doch manchmal gut sind).

Bernd Stöver beschreibt auf gut 380 Seiten erstmals, wovor die Übersiedler flohen, mit welchen Erwartungen sie in die DDR kamen und wie es ihnen im Arbeiter- und Bauernstaat ergangen ist. Sein besonderes Augenmerk gilt dabei prominenten Auswanderern wie dem ersten westdeutschen Verfassungsschutzchef Otto John, den Spionen Günter Guillaume und Hans Wax, den Bundeswehroffizieren Bruno Winzer und Adam von Gliga, Politikern sowie den Terroristinnen Inge Viett und Susanne Albrecht, deren abenteuerlichen West-Ost-Biographien er auf der Grundlage von bisher unbekannten Akten von beiden Seiten der Grenze schildert.

Nach Stövers Erkenntnissen waren zwei Drittel der Wessis, die Richtung Osten "rübergemacht" haben, Männer im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Die meisten von ihnen seien Handwerker oder Arbeiter gewesen und häufig von den versprochenen sozialen Besserstellungen wie Arbeitsgarantie oder geringe Mieten in der DDR angelockt worden.

Andere trieben Schulden oder eine zu erwartende Gerichtsstrafe in die DDR. Auch ein erhoffter Studienplatz sei - wie etwa beim Parteichef der LINKEN Lothar Bisky - Grund für den Weg gen Osten gewesen, sagte der Potsdamer Wissenschaftler. Nur in vergleichsweise wenigen Fällen hätten direkt politische Gründe die Westdeutschen zur DDR-Übersiedlung veranlasst. Dies sei etwa bei dem Liedermacher Wolf Biermann der Fall gewesen, den der antifaschistische Kurs der DDR überzeugt habe, erklärte der Historiker.

Bei genauer Betrachtung der Übersiedlungsgründe sei der Weg der Westdeutschen in die DDR jedoch "kein Sonderfall der Migrationsgeschichte", bei der in allen Zeiten grundsätzlich der Wunsch nach persönlicher Besserstellung sowie nach ökonomisch-sozialer Sicherheit im Vordergrund stehe. Erst die ideologischen Auseinandersetzungen des Kalten Krieges hätten dieses Phänomen politisch aufgeladen, betonte Stöver. Die Zahl der Übersiedler nach Osten zeige aber auch, dass die politischen Kämpfe des Kalten Krieges im persönlichen Leben der Deutschen kaum eine Rolle gespielt hätten.


Bernd Stöver
Zuflucht DDR. Spione und andere Übersiedler
Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung
München 2009. 383 Seiten mit 47 Abbildungen
Leinen, € 24,90
C.H. Beck ISBN 978-3-406-59100-6

27.08.09

Brauner Bombenbauer in Lörrach festgenommen

Während bisher als Täter für mögliche Terroranschläge vor der Bundestagswahl meist islamistische Gotteskrieger oder auch eine "neue RAF" ins Spiel gebracht wurden, ging den Sicherheitsbehörden am Mittwoch ein ganz anderer Fisch ins Netz: Bei einer Hausdurchsuchung im baden-württembergischen Weil am Rhein fanden sie Chemikalien, Zündschnüre, elektrische Bauteile für Fernzünder, Teile zum Bau von Rohrbomben, Fachliteratur über Sprengstoffe, Gewehre, Pistolen, zahlreiche Messer, Dolche und Bajonette.

Das Waffenarsenal gehört einem 22-jährigen Mitglied der NPD-Jugendorganisation JN. Der Neonazis, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt, ist bereits vorher als eine Schlüsselfigur in der Südbadener braunen Szene aufgefallen. So war er in der Neonazi-Kameradschaft "Freie Kräfte Lörrach" aktiv und trat bei regionalen Aufmärschen von Rechtsextremisten als Helfer für den "Nationalen Sanitätsdienst" auf. 

Über die geplanten Anschlagsziele haben die Polizei in Lörrach oder das LKA Baden-Württemberg (deren Websites im Moment wegen Überlastung nicht erreichbar sind) noch nichts verlauten lassen. Bei den sichergestellten Chemikalien soll es sich unter anderem um Kalkammonsalpeter, Wasserstoffperoxid, Schwefelsäure, Nitromethan und Calciumkarbid handeln, mit denen sich in der richtigen Mischung schon ein erheblicher Schaden anrichten lässt.

Also: So ganz falsch lag ich in "Aktion Störtebeker" nicht, als ich auch militante Neonazis in den Kreis der Verdächtigen aufgenommen habe. Zuzutrauen sind diesen brauen Kameraden solche Anschläge allemal, wie schon vor 29 Jahren das Attentat auf dem Münchner Oktoberfest gezeigt hat.

24.08.09

Überraschung: Fremdes Buch unter meinem Cover

Als Autor bei Books on Demand braucht man nicht nur manchmal etwas Geduld, sondern erlebt auch interessante Überraschungen. Als ich heute aus dem Paket mit gedruckten Exemplaren, die ich mir vorsichtshalber bestellt hatte, ein Buch zum Signieren herausnehmen wollte, sah erst einmal alles ganz normal aus. Das bekannte blaue Cover mit der Rügenbrücke. Allerdings war das Buch etwas dicker als sonst.

Aber als ich dann die erste Seite aufschlug, wollte ich meinen Augen nicht trauen: "Wendezeit - Segelreise in Abgründe der Finanzwelt" stand da zu lesen. Offensichtlich hat man in der Druckerei etwas verwechselt und in das Störtebeker-Cover einen Segel- und Wirtschaftskrimi von Heinz Harling mit 264 Seiten gepackt. In meiner Lieferung war das zum Glück, wie die Kontrolle zeigte, ein Einzelfall. Aber es gingen ja auch Pakete direkt an verschiedene Buchhandlungen. Und ist dieser Fehler womöglich auch umgekehrt passiert: Steckt in Wendezeit-Exemplaren nun etwa der Kommissar Bratfisch? Bis jetzt hat sich allerdings noch niemand beschwert.


Und ich weiß nicht so recht, was ich jetzt tun soll? Mich beschweren und Austausch fordern? Oder den unverhofft ins Haus geschneiten Krimi des Kollegen erst mal lesen und dann den raren Fehldruck aufheben? Denn vielleicht wird er ja mal so wertvoll wie die Blaue Mauritius.

22.08.09

Als Autor braucht man viel Geduld

Wenn man sein Buch bei Books on Demand (BoD) veröffentlicht, braucht man vor allem eines: Geduld. Da ruft eine Buchhandlung an und will 50 Exemplare von "Aktion Störtebeker". "Aber noch in dieser Urlaubssaison, danach verkaufe ich nichts mehr". Ja, schön und gut, sehe ich ein. Liebend gerne würde ich die Bücher losschicken. Aber die müssen erst produziert werden. Und das kann dauern.
Besonders ärgerlich war bisher die Anzeige bei Amazon.de "lieferbar in 5-6 Tagen". Das kann einen potenziellen Leser schon abschrecken. In diese Lücke hinein stoßen offensichtlich Drittanbieter mit ihren Amazon-Shops - dort kann man das Buch sofort bekommen (allerdings für 3 Euro Versandkosten zusätzlich). Erstaunlichweise wird mein Rügen-Krimi dort sogar schon als "gebraucht" angeboten.

Aber immerhin hat Amazon jetzt nicht nur - nach fast einer Woche - die erste Rezension des Buches und weitere Texte samt Leseprobe veröffentlicht (darum muss man sich als BoD-Autor natürlich selbst kümmern). Sondern am Donnerstag und Freitag waren sogar die Lieferzeiten verkürzt. "Sofort lieferbar" stand da zu lesen. Da aber inzwischen die Zahl der Bücher im Lager dank neuer Käufer wieder auf Null zurückgegangen ist, kommt es seit ein paar Stunden wieder zu längeren Wartezeiten. Wie gesagt: Als BoD-Autor (und auch als Leser) braucht man Geduld.

Zwei schöne Rezensionen in Weblogs kann ich auch noch vermelden: Bei Datenhamster und im Rügen-Blog. Klemmeisen hat den Buch-Trailer veröffentlicht. Und Leander Wattig erwähnt in einem Beitrag zum neuen Social Media Newsroom von Books on Demand auch das Pressezentrum von "Aktion Störtebeker".

10.08.09

Fernsehtipp: Zwei TV-Ermittler auf Rügen

Heute abend geht die neue Website http://www.einsatzort-mv.de/ an den Start. Parallel zur Ausstrahlung des Films "Zwei Kommissare auf Spurensuche - Axel Prahl und Jan Josef Liefers wandern durch Mecklenburg-Vorpommern"(NDR 21.45 Uhr). Er zeigt das Tatort-Duo aus Münster, wie es im Juni eine Woche lang auf Schusters Rappen durch das Bundesland getourt ist. Zwar spielt in dem Münster-Krimi nur einer der beiden Protagonisten einen Kommissar, der andere mimt den Rechtsmediziner - aber egal.

Ihr Streifzug führte die beiden Schauspieler entlang von Sandstränden und Steilufern genauso wie auf Pfade in Naturlandschaften und in Küstenwäldern. Auf den Inseln Usedom und Rügen, der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, an der Mecklenburgischen Ostseeküste und rund um den Schweriner See suchten sie anders als im "Tatort" nicht nach Straftätern, stießen jedoch auf den einen oder anderen schwierigen Fall - etwa von versunkenen Städten, Bernsteinhexen oder bedeutungsvollen Inschriften. 
 
Auf dem Zeltplatz in Göhren, wo gerade ein Bluescamp mit Dutzenden Musikern Station machte, beteiligten sich die beiden spontan und bis in die frühen Morgenstunden an einer Session. "Anscheinend hat vielen Campinggästen mein Gesang gefallen – oder aber sie hatten einen äußerst unempfindlichen Schlaf …", freut sich Axel Prahl.


Auch die neue Website zeigt Filmszenen, Fotos, Dialoge sowie die Wanderrouten des Ermittlerduos im Überblick. Über Links zu den Wanderseiten des Tourismusverbandes können Urlauber die Strecken nachwandern oder ihre eigenen Routen planen. Zur Reisemesse ITB und rechtzeitig zur neuen Wandersaison erscheint im März des kommenden Jahres schließlich ein Buch zum Thema im Hinstorff Verlag Rostock, in dem die Wanderepisoden von Jan Josef Liefers und Axel Prahl beschrieben und Tourenempfehlungen gegeben werden.

Eine Wiederholung des 45-minütigen Filmes ist am 13. August 2009 um 6.00 Uhr vorgesehen. Im Vorweihnachtsprogramm plant der NDR zudem eine einstündige Variante des Wanderstreifens zu zeigen. Ich finde: Eine gelungene Marketingaktion der Fremdenverkehrswerber in MeckPom. Die auch teilweise vor Ort aufgegriffen wurde, wie zum Beispiel am Tatort Weststrand.

06.08.09

Mein Buchtrailer: Virales Marketing

Ein Lob in den Kommentaren heute morgen hat mich daran erinnert, dass ich meinen Videotrailer für "Aktion Störtebeker" ja noch gar nicht im Blog vorgestellt habe. Nun, hier ist er:


Er ist natürlich dazu gedacht, weiterverbreitet zu werden - "virales Marketing" für meinen Rügen-Krimi sozusagen. Youtube hat da inzwischen viele Möglichkeiten: Von der E-Mail über Twitter bis zu Facebook. Einfach direkt auf YouTube gehen - unter dem Video sind die entsprechenden Buttons.

Also, nur zu und vielen Dank.

04.08.09

Aktion Störtebeker: Die doppelte Premiere und ein paar kleine Probleme

Heute gab es ein wirklich einzigartiges Erlebnis, das vermutlich nur wenigen Autoren vergönnt ist: Nachdem ich vor etwas über drei Wochen das erste Mal den frisch gedruckten Krimi auspacken durfte, hatte ich heute nochmal die Gelegenheit dazu. Alle Befürchtungen, dass die "Neuauflage" von "Aktion Störtebeker" nach der plötzlichen Vertragskündigung des bisherigen Verlags mit irgendwelchen Fehlern behaftet sein würde, waren zum Glück grundlos.
Das Buch ist jetzt etwas größer geworden und enthält einen Barcode auf der Rückseite (für die Scanner-Kassen). Ansonsten ist die Druckqualität von Einband und Inhalt bei "Books on Demand" (BoD) mindestens genauso gut wie beim bisherigen Verlag. Wenn nicht sogar einen kleinen Tick besser.


Dank des (seit dieser Woche von  BoD übernommenen) Autorenforums habe ich mich in den letzten Wochen zu einem regelrechten BoD-Experten entwickelt. Wobei die Erfahrungen der Autoren sehr unterschiedlich sind: Von vollster Begeisterung bis zu riesengroßer Enttäuschung. Ich bin allerdings - im Nachhinein betrachtet - eigentlich mit den Abläufen sehr zufrieden. 

In drei Wochen vom Hochladen des Manuskripts bis zur vollen Verfügbarkeit im Buchhandel und das zu einer guten Qualität, da gibt es nichts zu meckern. Nur die (noch) fehlende Cover-Abbildung bei diversen Online-Buchhändlern ist nicht so schön. Bei Amazon wurde dieses Problem heute aber schon behoben. Ein weiterer Wermutstropfen ist die erstaunliche lange Lieferzeit für die Bücher. Mein Belegexemplar ist am 28.6. in Norderstedt losgeschickt worden und erst heute bei mir angekommen. Aber das ist wohl kein Problem von BoD.

Ebenso wie ein weiterer Schreck, der mich heute morgen überraschte. Eine Buchhandlung wollte über ihr Libri-System 50 Exemplare von "Aktion Störtebeker" ordern, um sie im Laden präsent zu haben. Doch der Computer spuckte eine Fehlermeldung aus. Was eigentlich nicht sein dürfte. Denn Libri ist die Mutter von BoD und ein großer Vorteil dieses Dienstleisters besteht ja darin, dass Buchhandlungen dort sehr komfortabel BoD-Bücher mit ihren anderen Bestellungen ordern können. Und dass mit vollem Remissionsrecht. Im Moment wird noch nach dem Fehler gesucht. Es bleibt also weiter spannend.

  

01.08.09

Rügen braucht für Chaos keine Massengeiselnahmen

Nachdem der Terror bereits  durch die Hintertür in eines der deutschen Ferienparadiese gekommen ist, setzt nun heute Hessens Innenminister Volker Bouffier noch einen drauf. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte er, dass "alle vorliegenden Erkenntnisse dafür sprechen, dass islamistische Terroristen den Bundestagswahlkampf spektakulär nutzen wollen, um mit Anschlägen den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan zu erzwingen."
Der CDU-Politiker bestätigte außerdem, das die GSG 9 und Sondereinsatzkommandos (SEK) der Länder bereits für den Fall von Massengeiselnahmen trainieren. Was das Blog Duckhome unter der Überschrift "Massengeiselnahme: Bundestagsabgeordnete im Bundestag mit Mistgabeln festhalten?" zu der Frage verleitet:
Wen würden Sie als Geisel bevorzugen, wenn Sie einen Abzug derBundeswehr aus Afghanistan erpressen wollen würden? Vermutlichwäre die Antwort genau jene, die man als Szenario seitens derSicherheitsbehörden gar nicht erst in Betracht ziehen würde.
Wenn man sich die Bilder anschaut, wie die Sicherheitsbehörden auf Mallorca die Insel auf der Jagd nach den Attentätern von der Außenwelt abgeriegelt haben und welches Chaos dabei entstand, kann sich leicht ausrechnen, was bei Bouffiers Horror-Szenario wohl hier zu Lande passieren würde. Etwa auf Rügen.

Obwohl: Wir brauchen gar keinen Anschlag auf die Rügen-Brücke, um die Insel für Stunden unerreichbar zu machen. dpa meldet heute nachmittag über die Staus auf den Ferieninseln: "Nach Angaben der Polizei war besonders Usedom betroffen. Teilweise staute sich der Verkehr auf manchen Straßen bis auf 20 Kilometer. Kleinere Auffahrunfälle hätten die Verkehrslage noch verschlimmert. Auch auf Rügen, zwischen Altefähr und Bergen, ging zeitweise so gut wie nichts mehr, hieß es.