28.09.08

Nahkampfausbildung bei NVA und Staatssicherheit im Film

Das Mordopfer in meinem Rügen-Krimi "Aktion Störtebeker" wird ja erstochen - allem Anschein nach von einem Profi. Also von jemanden mit einer Nahkampf-Ausbildung. Dementsprechend ermittelt Kommissar Bratfisch auch. Allerdings gab es eine ganze Reihe von Spezialkampfkräften in der DDR. Die Liste reicht von den Fallschirmjägern über Spezialaufklärungskompanien und Fernaufklärungszüge der Armee bis zu einer „Wartungseinheit 22“, die als Personenschutz- und Terrorabwehrtruppe der NVA fungierte. 

Auch die „Verwaltung Aufklärung" der Armee verfügte über einer spezielle Sondereinheit. Das Kampfschwimmerkommando 18 der Volksmarine, die Grenzaufklärer der Grenztruppen und die Antiterroreinheiten der Volkspolizei hatten ebenfalls eine solche Ausbildung. Dazu kamen diverse Abteilungen des Ministeriums für Staatssicherheit: die Arbeitsgruppe des Ministers/Sonderfragen – kurz AGM/S, das Wachregiment Berlin „Feliks Dzierzynski", die Antiterrorabteilung, die Hauptabteilung Personenschutz und die „Gruppe Ralf Forster“.

Wie diese Nahkampfausbildung aussah, zeigt dieser Schulungsfilm (etwas unpassend musikalisch untermalt):


Auf insgesamt 157 Filme aus der Reihe "Damals bei der NVA", die man auf DVD kaufen kann, weist übrigens das Blog LSK/LV in einem Posting hin.
 

26.09.08

Islamistische Terrorzelle vom Geheimdienst erfunden?

Seit gestern werben nicht nur Fahndungsplakate für den neuen RAF-Film in den Kinos, auch im realen Leben tauchen plötzlich wieder Steckbriefe im Straßenbild auf. Gesucht werden die zwei deutschen Staatsbürger Eric Breininger und Houssain al Malla, die als Dschihadisten eine militärische Ausbildung in Pakistan absolviert haben sollen und womöglich gerade einen Terroranschlag irgendwo in Deutschland vorbereiten.

Da in meinem Rügenkrimi "Aktion Störtebeker" auch islamistische Attentäter für den Anschlag auf die neue Rügen-Brücke in Frage kommen und das Bundeskriminalamt (im Buch) ganz massiv in diese Richtung ermitteln wird, beschäftige ich mich natürlich mit diesem Thema intensiv. Und stoße auf Widersprüche.


Hinter den beiden Gesuchten soll - wie übrigens auch hinter der im letzten Jahr verhafteten "Sauerland-Terrorzelle" die Islamische Dschihad Union (IJU) stecken. In einer "Analyse" schreibt die Süddeutsche Zeitung heute zu diesem Thema: 

"Gemeinsam zogen sie ins Grenzland zwischen Afghanistan und Pakistan, wo das Räderwerk des Terrors ineinandergreift. Dort agiert die IJU, der zwischen 100 und 300 Kämpfer zugerechnet werden - sie gilt als eine der zahlreichen Filialen von El Kaida. Ursprünglich auf nationale Terrorziele in Usbekistan ausgerichtet, hat sie sich dem internationalen Dschihad verschrieben und dazu wohl einen Pakt mit El Kaida geschlossen: El Kaida liefert Knowhow und vermutlich auch Geld; im Gegenzug schwört die IJU den Treueeid auf Osama bin Laden und übernimmt Terroraufträge".

Das kann man so oder ähnlich heute überall lesen. Und wo steckt der Widerspruch? Gestern abend hat das TV-Magazin "Monitor" einen Beitrag gesendet, in dem die Existenz der IJU als ein "Phantom" in Frage gestellt wird. Ein Zeuge dafür ist Benno Köpfer, Leiter der Forschungsgruppe für islamistischen Terrorismus beim baden-württembergischen Verfassungsschutz. Der hat "erhebliche Zweifel", ob diese Vereinigung überhaupt existiert. Weder die Anschläge, die ihr in Usbekistan zugeschrieben werden, noch Bekennerschreiben für versuchte Anschläge in Deutschland sind für ihn glaubhaft. Die Website der IJU wirke fast wie ein "djihadistischer Hoax", ein Schwindel, die ganze Gruppe wolle offenbar mehr Schein als Sein erzeugen.

Auch Craig Murray, ehemaliger britischer Botschafter in Usbekistan vertritt nicht die Mainstream-Position:

"Ich persönlich glaube, dass die Islamische Jihad Union höchstwahrscheinlich von den usbekischen Geheimdiensten erschaffen wurde. Entweder dadurch, dass sie Anschläge wie in Taschkent selbst inszeniert haben oder indem Agents Provocateur naive Menschen dazu verleitet haben, Terroranschläge zu verüben."
Und gestern bestätigte ein usbekischer Geheimdienstoffizier vor der Kamera diese Vermutung: Die Islamische Jihad Union, die erstmals im Jahr 2004 mit Anschlägen in Erscheinung trat, sei damals vom usbekischen Geheimdienst SNB ins Leben gerufen worden. Den IJU-Anschlag im Frühjahr 2004 in der Hauptstadt Taschkent habe der SNB selbst organisiert.

Ein ziemliches Verwirrspiel, in dem auch noch der US-Geheimdienst CIA mitmischt. Wem soll man glauben? Es wäre nicht das erste Mal, dass Bundeskriminalamt und Bundesanwaltschaft auf eine Erfindung der Amerikaner reinfallen, wenn sie jetzt per Großfahndung Jagd auf IJU-Dschihadisten machen. Wie gut, dass ich keinen Tatsachenroman schreibe, sondern meiner Phantasie freien Lauf lassen kann.


Mehr dazu auch hier und hier.



25.09.08

Ozeaneum in Stralsund - Greenpeace mischt beim Thema Walfang aktiv mit

Heute hat stern.de eine schöne Fotostrecke zum Ozeaneum in Stralsund veröffentlicht. Vor allem der Heringsschwarm (siehe Foto oben) ist einfach faszinierend. Nachdem ich ja im Ozeaneum für "Aktion Störtebeker" eine Szene - in Form einer Verfolgungsjagd quer durch das Gebäude - eingeplant habe, beobachte ich natürlich alles, was sich dort tut.

Eine gute Quelle dafür ist dafür auch das Blog "1:1 - Riesen der Meere" von Greenpeace, das sich mit dem Schutz der größten Meeressäuger auf der Erde und den Aktivitäten gegen den Walfang beschäftigt. Und da die Umweltaktivisten bei diesem Thema mit dem Ozeaneum eng kooperieren, werde ich sie in meinem Regional-Krimi ebenfalls kurz auftauchen lassen.

23.09.08

Mit Google online in Büchern stöbern

Neben dem Schreiben des Buches mache ich mir natürlich auch schon Gedanken über die Werbung für "Aktion Störtebeker". Heute meldet Google, dass man über eine "Embedded-Viewer-AP" die Buchsuche des Unternehmens und eine Vorschauversion der Bücher in die eigene Website einbinden kann. Bis zu 20 Prozent eines Buches können Besucher auf diese Weise am Bildschirm durchblättern. Ich habe es mal mit dem Buch "Auf Spurensuche: Der Kriminalroman und seine Entwicklung von den Anfängen bis zur Gegenwart" von Alexandra Krieg ausprobiert:


Es funktioniert sehr einfach über einen "Preview Wizzard", lediglich die Breite muss für dieses Blog etwas reduziert werden. Kernfrage für den Buchverkauf ist, ob die Durchblättermöglichkeit potenzielle Käufer eines Buches eher abhält oder ob sie davon befügelt werden? In einer normalen Buchhandlung blättern die Besucher ja auch die Bücher durch, lesen den Klappentext und stöbern herum. Und dann gehen sie mit dem Buch zur Kasse. Warum soll das online nicht funktionieren?

22.09.08

Störtebeker-Festspiele in Ralswiek mit langer Tradition

Übers Wochenende habe ich etwas an den Szenen des Buches gearbeitet, die bei den Störtebeker-Festspielen 2009 spielen. Unter anderem geht es dabei auch um einen Rückblick auf die ersten Aufführungen des Störtebeker-Epos in Ralswiek in der DDR-Zeit.

1959 wurde die dramatische Ballade des Dichters Kurt Bartel, der sich Kuba nannte, anlässlich der Rügenfestspiele mit großer Besetzung erstmals auf die Bühne gebracht. Das von fünf DDR-Preisträgern gestaltete Stück spielte in Ruschwitz, Stralsund, Rostock, Ralswiek, Lindholm, Marienhafe, Wittmund und Hamburg und war mit 67 Schauspielern, 12 Chören, 15 Tanzgruppen, drei Theaterorchestern, Kleindarstellern aus Rügen und Angehörigen der Land- und Seestreitkräfte besetzt.

Insgesamt waren damals über 1000 Leute auf der Bühne, darunter 80 Tänzerinnen. Dazu jede Menge Pferde und Koggen auf dem Wasser hinter der Naturbühne. Im Vergleich zu heute war das seinerzeit ein regelrechtes Monumentalereignis, dessen Höhepunkt aber auch schon damals das Feuerwerk am Schluss gebildet hat. Dafür sorgten die Armee-Sprengexperten vom Standort Prora.

In den Jahren 1960 und 1961 sowie später noch einmal 1980 und 1981 wurde dieses Spektakel dann im Sommer für die Einheimischen und Urlauber wiederholt. Dann kam aus Kostengründen die Einstellung und erst 1993 wurde die Tradition zu neuem Leben erweckt. Von der Aufführung 2008 gibt es übrigens einen netten Videoclip, der die schönsten Augenblicke noch mal in Erinnerung ruft:


20.09.08

Störtebekers Schädel - mit Hilfe modernster Kriminaltechnik rekonstruiert

Ein sehr interessanter Artikel in einer Ärztezeitschrift, in dem es um die Rekonstruktion des so genannten "Störtebeker-Schädels" aus Hamburg mit modernsten Mitteln der Kriminaltechnik geht. Durch eine dreidimensionale Gesichtsrekonstruktion per Computertomographie, Videoprojektion und Bildbearbeitung konnte das originalgetreue Abbild des Schädels auf dem Bildschirm entstehen.

Nur der in dem Artikel beschriebene Versuch einer DNA-Analyse mit Hilfe kanadischer Forensik-Experten ist leider nicht gelungen. Das gut 600 Jahre alte Knochenmaterial hat kein brauchbares Erbgut mehr hergegeben. Die DNA aus dem Schädel – so der ursprüngliche Plan – sollte mit der von möglichen Nachkommen von Klaus Störtebeker verglichen werden. Alleine in Norddeutschland leben nach einer Schätzung etwa 200 Menschen mit dem Namen Störtebeker.

Ich schreibe daraus eine kleine Szene für meinen Regional-Krimi "Aktion Störtebeker". Ein begeisterter Kriminaltechniker vom LKA in Schwerin-Rampe berichtet darin Kommissar Bratfisch über die neuesten Ergebnisse der Schädel-Untersuchung.

18.09.08

Doppelherztod: Kommissar Ehrlicher ermittelt wieder

Eigentlich ist der Ex-Tatort-Kommissar Bruno Ehrlicher ja im Ruhestand. Doch der Leipziger Krimi-Autor Henner Kotte hat ihn jetzt nach seinem Abschied vom Fernsehen wieder zum Leben erweckt und heute das erste Buch einer geplanten Reihe vorgestellt. Es heißt "Doppelherztod" und schließt direkt an die letzte Folge des MDR-Tatorts an.

In dem Krimi geschieht ein geheimnisvoller
Doppelmord in einem Leipziger Seniorenheim, zeitnah wird auch noch die Tochter einer Besucherin von Frederikes "Waschsalon" entführt. Klar, dass es nicht lange dauert, bis das Ex-Kommissarsduo Kain und Ehrlicher in der Messestadt wieder den Spuren der Verbrecher folgen. Als sie auch noch einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten feststellen, ist es mit der Beschaulichkeit vorbei.

Peter Sodann, der Bruno Ehrlicher im Fernsehkrimi gespielt hat, ist ja sowas wie
ein Vorbild für meine Romanfigur des Kommissars Kurt Bratfisch. Denn auch er hat eine bewegte DDR-Vergangenheit und wäre um Haaresbreite sogar als Spitzenkandidat der Linkspartei in Sachsen angetreten, wenn nicht die ARD massiven Druck auf den Schauspieler ausgeübt hätte. Und auch Ehrlicher war schon vor 1989 Kriminalpolizist in der DDR - ebenfalls eine Parallele.

Einen Unterschied gibt es allerdings: Peter Sodann, der den ersten Entwurf von "Doppelherztod" gelesen und Anmerkungen dazu gemacht hat, wollte Ehrlicher lieber in einem Häuschen leben lassen, statt im Plattenbau. Kommissar Bratfisch dagegen, das steht fest, wird in Bergen auf Rügen in einem unrenovierten DDR-Plattenbau in der Störtebeker-Strasse wohnen.

Den neuen Leipzig-Krimi mit Kommissar Ehrlicher kann man sofort online im Störtebeker-Buchladen bestellen.

16.09.08

Polizei-Poeten erzählen aus eigenem Erleben

Bei der Recherche nach Details zum Sitz des Landeskriminalamtes (LKA) Mecklenburg-Vorpommern in Rampe bei Schwerin, das naturgemäß in einem Rügen-Krimi wie "Aktion Störtebeker" eine Rolle spielen muss, bin ich auf die "Polizei-Poeten" gestossen. Das sind Polizeibeamte, die literarisch tätig sind und ihre persönlichen Erfahrungen meist in Form von Krimis verarbeiten.

Aus Mecklenburg-Vorpommern ist allerdings nur einer dabei: Ulrich Hinse. Der ehemalige Leiter der Staatsschutzabteilung des LKA in Rampe hat sich für seinen Krimi "Die 13. Plage" einen ähnlichen Plot wie ich für die "Aktion Störtebeker" ausgedacht. Nur ist dort von vorneherein klar, dass es sich um eine islamistische Terrorzelle handelt, die einen Anschlag gegen die "Hansesail" in Rostock plant. In einem Interview mit der Bild-Zeitung äußert sich der Experte zu der Realitätsnähe eines solchen Szenarios (durch Anklicken des Ausschnitts wird er größer und besser lesbar).

Der Krimi von Ulrich Hinse kann übrigens über den elektronischen Störtebeker-Buchladen bestellt werden, der jetzt mit dem Relaunch dieses Weblogs direkt unter dem Kopf per Mausklick erreichbar ist. Ich nenne es jetzt "Arbeitsjournal" und das neue Layout erlaubt - neben dem Buchladen - noch ein paar weitere Spielereien. 

So z.B. in der rechten Spalte die Anzeige meiner Fotos von den möglichen Schauplätzen des Krimis in Stralsund und auf Rügen. Oder die Vorstellung der verwendeten Hindergrund-Literatur (via Google Books). Oben - neben dem Link zum Buchlanden - gibt es auch einen (ersten) Link zu Google Knol. Dort werden im Laufe der Zeit Seiten mit all den Hintergrundinfos entstehen, für die im Buch leider kein Platz ist.

14.09.08

Rügen – Brutstätte des Verbrechens?

Durch Zufall entdeckt. "Rügen – Brutstätte des Verbrechens? – Rügenkrimis und kein Ende" - unter diesem Motto hat die Kreisvolkshochschule Rügen im vergangenen Februar einen Vortrag in Bergen veranstaltet. "Angesichts der stattlichen Zahl von Werken der Kriminalliteratur, deren Handlung auf Rügen spielt, stellt Prof. Tietz die nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob Rügen eine Brutstätte des Verbrechens ist", hieß es in der Einladung. "Rufschädigung", klagten die einen Teilnehmer, "Touristenwerbung" freuten sich die anderen. Ich denke auch, dass die Tourismusverantwortlichen auf der Insel den bundesweiten Trend zum Regionalkrimi aufgreifen sollten. Vielleicht können wir ja im nächsten Jahr mit Touren auf den Spuren von Kommissar Bratfisch beginnen. Anderswo - z.B. in der Eifel - funktioniert das schon.

Recherche an der Ostsee ist vorbei


Nach einer langen Zugfahrt wieder zu Hause. Die Bilanz meines Rechercheausflugs nach Stralsund und Rügen: Äußerst positiv. Nicht nur das schöne Wetter (in den ersten Tagen) an der Ostsee, auch die vielen Gespräche. Es war vermutlich genau der richtige Zeitpunkt. Der Plot für den Insel-Krimi stand schon komplett, erste Kapitel waren schon geschrieben. Aber noch nicht so fest gefügt, dass das Ändern zu aufwändig wäre. Also ideal, um sich die gedachten Schauplätze genau anzuschauen, Details aufzusaugen und zu überlegen, ob die Szenen hier wie gedacht funktionieren können? 

Manches habe ich unter dem Eindruck der Realität wieder verworfen, anderes modifiziert. Bestimmte Szenen sind auch ganz gestorben. Aber so ist der Arbeitsprozess. Bis ein Manuskript fertig ist, muss es zigmal geändert und umgeschrieben werden. Normal. Wichtig sind auch die Sinneseindrücke: Riechen, sehen, schmecken, hören, fühlen. Das lässt sich zu Hause am Schreibtisch nur schlecht nachvollziehen. Selbst bei einer blühenden Phantasie. Von daher werde ich nach dem Abschluss des Manuskripts vermutlich nochmal nach Rügen fahren. Feinschliff.
Außerdem hat die Zeit leider nicht ausgereicht, um alle wichtigen Orte für die Handlung zu besuchen. Weil es soviel zu erleben gab und das Wetter größtenteils so sommerlich war, habe ich nicht so oft am Manuskript gearbeitet, wie eigentlich vorgesehen. Irgendwie hatte ich die Illusion, dass ich mit einem fast fertigen Buch nach Hause kommen würde. Dem ist nicht so, aber das lässt sich verschmerzen. Schlimmer wäre es gewesen, bei strahlendem Sonnenschein statt am Strand im Zimmer am Computer zu sitzen. Jetzt kommen ja bald Herbst und Winter – da kann „Aktion Störtebeker“ langsam seine endgültige Gestalt annehmen.

13.09.08

Rügenbrücke im Dunkeln

Oft sind es ja nur Kleinigkeiten. So habe ich im Epilog meines Rügen-Krimis "Aktion Störtebeker" geschrieben, dass die neue Rügenbrücke "nachts in ein gleißend blaues Licht getaucht" ist. Solche Fotos existieren auch - allerdings nur von der Eröffnung.

Wie ich gestern vom Brückenexperten und Fotograf Hans-Georg Reibinger erfahren habe, liegt das Bauwerk normalerweise in der Nacht im Dunkeln. Aus Naturschutzgründen, um die Zugvögel nicht zu irritieren. Zwar wollen die Bundeskanzlerin und der Oberbürgermeister von Stralsund gerne eine tägliche Illumination, aber noch konnten sie sich nicht über die Vereinbarung mit den Naturschützern hinwegsetzen.

Also schreibe ich mein Manuskript an dieser Stelle wieder einmal um. Es sind ja nur Kleinigkeiten.

Wer es selbst überprüfen will: Hier gibt es einige Webcams, mit denen sich die Brücke auch in der Nacht beobachten lässt.

Foto: @pixelio

11.09.08

Ein findiger Journalist sucht den Autor

Noch ist der Vertrag nicht unterschrieben und jede Menge Arbeit erforderlich, bis das Manuskript meines Regional-Krimis "Aktion Störtebeker" endlich steht. Und doch will schon ein Journalist ein Interview mit mir. Er hat wohl dieses Blog entdeckt.

Aber der Autor ist ja anonym und verbirgt sich hinter der Maske von Klaus Störtebeker. Wie kann also der findige Radiojournalist Marcus Richter vom RBB-Jugendsender Radio Fritz, der einen Interviewpartner für die Sendung Trackback sucht, den Kontakt aufnehmen? Er recherchiert, wer die Domain "www.aktion-stoertebeker.de" angemeldet hat und landet bei einer Düsseldorfer Agentur. Die hat allerdings auch nur die E-Mail-Adresse, die hier im Blog unter "Profil" zu finden ist. Immerhin habe ich so von dem Interviewwunsch erfahren.

Den ich aber abgelehnt habe. Das ist mir beim aktuellen Stand des Projekts noch zu früh. Außerdem bin ich am kommenden Samstag, wenn die Sendung produziert wird, den ganzen Tag unterwegs. Denn meine schöne Zeit auf Rügen neigt sich dem Ende zu. Ich habe meine Wege über die Insel ja teilweise mit Twitter und Twitterrouter dokumentiert. Da dieser Dienst aber nur die letzten Tage anzeigt und alles, was davor war, leider wieder löscht, habe ich mal einen Screenshot der letzten drei Tage gemacht.

Jede Menge neue Rügen-Bücher

Schwer beladen und mit leerem Geldbeutel habe ich die Insel-Buchhandlung in Bergen verlassen. Es gibt jede Menge neuer, interessanter Bücher über Deutschlands größte Insel. Zum Glück nur wenige Rügen-Krimis. Die beiden enterhaken-Veröffentlichungen, sind - ohne den Autoren nahe treten zu wollen - keine ernsthafte Konkurrenz für "Aktion Störtebeker".

Spannend dagegen "Sie werden plaziert" - Augenzeugenberichte zum Rügen-Urlaub während der DDR-Zeit. Zusammengetragen von Schülerinnen und Schülern des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in Bergen. Es ist nicht das erste derartige Geschichtsprojekt dieser rührigen Schule.

Prof. Dieter Reinhardt hatte bereits gestern bei einer Veranstaltung in Binz auf das Büchlein "Im Namen der Rose" hingewiesen. Darin geht es um Augenzeugenberichte zur "Aktion Rose" im Jahr 1953, der Enteignung von hunderten Hoteliers und Ferienheim-Vermietern im Küstenbezirk Rostock. Eine "der verbrecherischsten Aktionen der DDR" wie der Referent findet. Die meisten Betroffenen hätten allerdings nicht mehr darüber sprechen wollen, erst bei den Interviews mit den Schülerinnen und Schülern aus Bergen seien sie regelrecht aufgetaut.

Prof. Reinhardt, der sich als "Dozent für angewandte Mathematik" vorstellte, war übrigens Lehrer an der Offiziershochschule "Otto Winzer" in Prora (quasi also ein Kollege des Mordopfers in meinem Rügen-Krimi) und hat darüber ein autobiographisches Buch veröffentlicht. Darin ist allerdings von kritischer Reflexion der Geschichte und seiner Rolle nichts zu spüren.

Auch bemerkenswert: Seit 1980 war er ehrenamtlicher Bürgermeister in Prora und wurde einige Zeit nach der Wende sogar zum 18. Bürgermeister von ganz Binz gewählt, was er bis 2001 blieb. Als unabhängiger Kandidat. Aus dieser Zeit hat Prof. Reinhard auch viele Geschichten zu erzählen. Dass die Uferpromenade von Binz heute wieder im alten Glanz der Bäderarchitektur erstrahlt, ist vor allem sein Verdienst. Da kann man dann auch über das "strahlende Egon-Krenz-Gebiß" hinwegsehen, dass im der "Spiegel" einmal in einem Artikel angedichtet hat.

10.09.08

Ein Kommissar hält sich die Nase zu

Irgendwie ist ein Buchautor ein bisschen wie Gott. Denn er kann Personen und Orte beliebig hin- und herschieben, wie es ihm in den Kram passt. Die einzige Grenze ist die eigene Phantasie. Ich habe heute verschiedene "Tatorte" besichtigt, die in dem Regional-Krimi "Aktion Störtebeker" eine Rolle spielen sollen. Die armen Einwohner dort ahnen noch nicht, dass sie demnächst als Kulisse für ein grausames Verbrechen herhalten müssen. Nur weil ein Autor sich das so in den Kopf gesetzt hat.

Die erste Szene des Buches spielt am Südstrand von Göhren auf Rügen. Dort findet ein Jogger die Leiche eines Mannes im Wasser. Ich hatte die Geschehnisse schon aus dem Gedächtnis beschrieben und wollte jetzt überprüfen, ob die Details stimmen. Im Prinzip ja, nur dass der vor sich hinfaulende Tang am Strand so stinkt, hatte ich wohl verdrängt. Oder der eklige Geruch ist nicht zu jeder Jahreszeit gleich stark. Auf jeden Fall wird mein Kommissar sich jetzt auch die Nase zuhalten, wenn er an den Tatort kommt.


09.09.08

Seifenoper Prora



Nachdem ich mich in den letzten Tagen eher in Prora Süd - der "Touristenmeile" mit Cafés, Museen, Großdisko und Imbissbuden - aufgehalten habe, war gestern ein ausgedehnter Spaziergang in den Nordbereich des insgesamt 4,5 Kilometer langen Gebäudekomplexes angesagt. Dort ist es erheblich ruhiger und selbst der neue Jugendzeltplatz lag gestern nachmittag wie ausgestorben da.

Gelegenheit also, um mir ein paar Gedanken zu Prora zu machen. Ich habe in den letzten Tagen mit einer Reihe von Leuten gesprochen und mir schwirrt der Kopf von den unterschiedlichsten Informationen, die zudem noch sehr widersprüchlich sind. Erst einmal habe ich mich von dem Gedanken "Prora ist ein hässlicher Nazi-Monumentalbau" verabschiedet. Denn die Pläne für eine riesige Bettenburg am Ostseestrand der Prorer Wiek sind schon älter als 1933. Die Nationalsozialisten haben sie später nur übernommen und mit Millionen von Mark, die sie den Gewerkschaften geraubt hatten, umgesetzt. Natürlich im Sinne ihrer Ideologie von der "Volksgemeinschaft" und zur Kriegsvorbereitung.

Zudem war der Kölner Architekt Clemens Klotz, der für die Planung verantwortlich war, von den Ideen der Moderne und des - später von den Nazis vorbotenen - Bauhauses beeinflusst. Das kann man heute noch an der Gestaltung mancher Gebäude sehen. Aber auch die Innenausstattung der Zimmer sollte aus Bauhaus-Werkstätten kommen. Außerdem hat Klotz eine Reihe von architektonischen und ingenieurtechnischen Sachen realisiert, die für die damalige Zeit genial waren. Nicht umsonst ist er dafür auf der Weltausstellung 1937 mit einem Preis ausgezeichnet worden. Und da es an Geld und Arbeitskräften nicht mangelte, wurde ein Bau für die Ewigkeit in den Sand von Prora gesetzt. Mit unzerstörbarem Stahlbeton, einem fünf Kilometer durchgehenden Fundament, Kaianlagen und zum Beispiel Fensterrahmen in den Bettenhäusern, die seit 1939 keinen Anstrich mehr gesehen haben und trotzdem noch voll intakt sind.

Da steht er nun, der "Koloss von Rügen" und die Diskussion über seine zukünftige Verwendung ist - nach zwischenzeitlicher Nutzung als NVA-Kasernen - immer noch in vollem Gange. In der DDR war der ganze Bereich unzugängliches militärisches Sperrgebiet (siehe Karte) und nun gibt es genug Leute, die den Komplex einfach plattmachen wollen. Es handelt sich schließlich um 80 Hektar feinstes Bauland, direkt an einem der schönsten Strände der Ostsee. Doch sämtliche Gebäude stehen aus gutem Grund (siehe oben) unter Denkmalschutz.

Was sich da im Hintergrund abspielt, ist besser als jede Seifenoper. Zumindest wenn ich den Leuten glauben schenke, mit denen ich hier gesprochen habe. In der Rolle des Schurken sind unter anderem Investoren, Immobillienspekulanten und unfähige (oder gar korrupte) Politiker sowie überforderte Beamte beteiligt. Aber auch ein Verleger aus dem Münsterland, der Unterschriften gefälscht haben soll.

Und ein Immobilienentwickler, der zwei Blöcke des Komplexes gekauft hat. Angeblich aus Respekt vor seinem Vater - dem in der DDR sehr beliebten Schauspieler und Arbeitersänger Ernst Busch, der als Kommunist von den Nazis in ein KZ gesperrt worden war. Mittendrin auch noch einige Ex-NVA-Offiziere, die schon sehr lange auf dem Gelände wohnen und hier nicht wegwollen. Dabei kämpft offensichtlich jeder gegen jeden, streut Gerüchte und zerrt sich gegenseitig vor Gericht.

Ich blicke auf jeden Fall dabei nicht durch. Vielleicht sollte ich meinen nächsten Rügen-Krimi in diesem Millieu ansiedeln. Genug Stoff für Mord und Totschlag gibt es hier jedenfalls. Und Wirtschaftskriminalität ist ja auch ein interessantes Thema. Aber jetzt muß ich erst einmal den aktuellen Bratfisch-Fall zu Papier bringen. Auch dort spielt Prora eine wichtige Rolle. Denn das Opfer war hier als Ausbilder in der NVA-Offiziershochschule "Otto Winzer" im Nordflügel tätig. Und der Kommissar hatte in seiner Dienstzeit als Fallschirmjäger in Block 5 einige sehr traumatische Erlebnisse.

Aber zurück ins Jahr 2008. Die Lösung vor Prora könnte in einem Konzept liegen, dass eine Aufteilung des gigantischen Bauwerkes vorsieht. Eine bunte Vielfalt an touristischen Einrichtungen, Kulturintiativen, Museen, Wohnungen, Kleingewerbe usw. Womit man wieder bei Clemens Klotz wäre, dem der Satz zugeschrieben wird, dass man "das Große klein machen" müsse. Deshalb hat er Prora auch so geplant, dass von der Riesenurlaubsmaschine vom Strand aus kaum etwas zu sehen ist. Maximal einen Block hat man im Gesichtsfeld. Nur aus der Luft ist das gesamte Ausmaß der Anlage sichtbar.

Ich kann nur hoffen, dass die düstere Prognose von Eberhard Kauffmann - früher Dozent an der Offiziershochschule der NVA und heute als Guide im Auftrag des Dokumentationszentrums Prora unterwegs - nicht eintrifft. Er befürchtet, dass die Museen in den Gebäuden bis Ende des Jahres geschlossen werden müssen. Denn es ist bereits angekündigt, dass die Mietverträge für nächstes Jahr nicht verlängert werden. Das nette Café Lütlit packt schon Anfang Oktober seine Koffer. Wenn der Rest auch noch schließen muß, wäre das für meinen Regional-Krimi "Aktion Störtebeker" ebenfalls sehr schade. Denn die beiden Kommissare ermitteln unter anderem im NVA-Museum in Block 2.

06.09.08

Gottes Freund und aller Welt Feind

Glück gehabt. Schönstes Sommerwetter gestern Abend, der Regen auf Rügen kam erst Stunden später. Auch deshalb ein ungetrübtes Vergnügen auf der Naturbühne in Ralswiek. Die vorletzte Aufführung der diesjährigen Störtebeker-Festspiele war nahezu ausverkauft. Um was es in dem Stück "Der Seewolf" geht, hat die Nachwuchsbloggerin Katharina in ihrem Blogbeitrag hier sehr schön beschrieben. Kann ich mir also sparen. Wie immer das Motto der Vitalienbrüder: "Gottes Freund und aller Welt Feind".

Man merkte schon überall das bevorstehende Ende der Saison 2008. Etwa in dem Souvenierladen am Eingang, der die Flasche "Störtebeker Schwarzbier" für einen Euro verscherbelte. Alles muss raus! Apropo "Das Bier der Gerechten": Seitdem die Warsteiner Brauerei Sponsor der Festspiele ist, gibt es den Traditionstrunk auf dem Festspielgelände nicht mehr. Stattdessen "König Ludwig Dunkel" (gehört zum Warsteiner-Konzern). Ja, sind wir denn hier in Bayern? Schade, mir schmeckt das Dunkelbier von der Küste sehr gut.

Für die drei Skinheads, die mir auf dem Weg zur Naturbühne begegneten, war das offensichtlich egal. Hauptsache, es dröhnt. Die mit T-Shirts, auf denen zum Beispiel "Freie Kameradschaft Fichtenberg" und "Euer Galgen ist schon errichtet" stand, ausgestatteten Glatzköpfe scheinen auch auf Störtebeker abzufahren. Dabei wurde doch im Stück immer wieder das Thema "Gerechtigkeit" und "Gleichheit" angesprochen.

Also Werte, die der Ideologie und vor allem dem Handeln der Rechtsradikalen diametral entgegenstehen. Etwa wenn Mitglieder dieser "Freien Kameradschaft" wehrlose Ausländer feige überfallen. In meinem Regional-Krimi "Aktion Störtebeker" wird dieser Aspekt auch eine Rolle spielen. Denn schon in der Weimarer Republik haben die Nazis Klaus Störtebeker für sich zu vereinnahmen gesucht.

Ansonsten war das Spektakel gestern abend in Ralswiek beeindruckende Unterhaltung wie immer. Ich war schon drei- oder viermal bei den Festspielen und bin auch jetzt wieder begeistert. Vor allem der Einsatz der Bühnenbildner und der Feuerwerker war in diesem Jahr wieder phänomenal. Die Feuerwand am Strand - Klasse. Einziger Wermutstropfen (wie jedes Jahr): Der Balladengesang von Wolfgang Lippert. Nicht nur ich finde diese Darbietungen eher peinlich. Aber das ist Geschmacksache. "An einigen Tagen kommt tosender Beifall zu seinen Liedern, an anderen wiederum hört man richtig den verhaltenen Höflichkeitsapplaus", berichtete ein Beschäftigter in der Gastronomie auf dem Gelände. Gestern war wohl eher die letztere Variante.

Standing Ovations dagegen für das Abschlußfeuerwerk über dem Großen Jasmunder Bodden und den Störtebeker-Darsteller Sascha Gluth. Auch wenn heute Abend erst die letzte Vorstellung für dieses Jahr ist, zieht die Leitung der Festspiele für 2008 eine positive Bilanz: Neuer Rekord mit 370.000 Besuchern.

Dank des Einsatzes der Pressestelle hatte ich einen schönen Platz relativ weit vorne an der Bühne und kam so auch schnell vom Gelände herunter, so dass diesmal sogar der obligatorische Stau auf der B96 für mich ausfiel. Jetzt muss ich nur noch die Szene zu den Störtebeker-Festspielen in meinem Buch weiter ausmalen und zu Papier bringen - ohne die Details des Programms vom nächstem Jahr zu kennen. Eine echte Herausforderung.

05.09.08

Ohne Dach über die neue Rügenbrücke

Das Pyloneum in Stralsund ist zwar nur ein kleines Museum, aber die Mitarbeiter dort kennen sich mit der neuen Rückenbrücke sehr gut aus. So konnten sie mir alles schön erklären und ich weiß jetzt, welcher Pfeiler wohl Ziel des Terroranschlags wird. Natürlich nur im Regional-Krimi "Aktion Störtebeker".

Da der Autoverleiher mir dankbarer Weise auch ohne Bestellung ein Cabriolet zur Verfügung gestellt hat, war bei dem perfekten Sommerwetter heute meine erste Überquerung der neuen Rügenbrücke ein besonderes Erlebnis. Da oben pfeift ganz schön der Wind.

Und weil das Golfzentrum Karnitz auf dem Weg nach Prora ja quasi auf dem Weg liegt, habe ich die Gelegenheit genutzt schnell eine Runde Golf auf dem öffentlichen 9-Loch-Platz zu spielen und mich im Clubhaus etwas umzusehen. Denn schließlich wird hier einer der wichtigsten Protagonisten des Krimis ein- und ausgehen. Auch dort sollen die Details stimmen.

04.09.08

Die Zeit ist stehengeblieben

Stralsund, nach eigenem Bekunden die „grüne Stadt am Wasser“, gefällt mir ausnehmend gut. Zumal an einem herrlichen Sommertag wie heute. Schade, dass ich morgen schon weiter muss. Aber Rügen ist ja auch sehr schön. Nur manchmal, wenn man durch die Seitenstraßen von Stralsund läuft, scheint die Zeit einfach stehen geblieben zu sein. An den Gebäuden (und auch so manches Straßenpflaster) hat sich seit 30 Jahren nichts geändert. So wie bei diesem Gebäude hier direkt neben dem Hafen.

Kommissare, Brücken und Giganten der Meere

Ein erlebnisreicher Tag. Zuerst das Gespräch mit dem Leiter der Stralsunder Kriminalpolizeiinspektion, Polizeioberrat Peter Balschmiter, in dessen Büro. Wirklich sehr nett, hilfsbereit und auskunftsfreudig. Da mein Romanheld, EKHK (Erster Kriminalhauptkommissar, wie ich heute gelernt habe!) Kurt Bratfisch, in diesem Ex-Plattenbau der DDR-Transportpolizei seinen Arbeitsplatz haben soll, war auch der persönliche Eindruck von diesem tristen Gebäude sehr wichtig.

Eine Kantine gibt es hier nicht und die langen, dunklen Gänge finde ich bedrückend. Der Kripo-Chef gab mir eine Reihe von konkreten Hinweisen zu Abläufen und Strukturen. Auch wenn ein Krimi natürlich keine Reportage ist, sollten die Fakten schon stimmen. Deshalb werde ich jetzt die schon geschriebenen Seiten meines Manuskriptes nochmal überarbeiten. Aber mit den meisten Formulierungen, das hat das Gespräch heute morgen bestätigt, liege ich bereits richtig. Von der fehlenden Kantine einmal abgesehen.

Da heute ein strahlender Sonnentag ist, nutzte ich die Gelegenheit zu einer Tatortbesichtigung. Per Schiff – zuerst nach Altefähr auf Rügen, dann rund um den Dänholm und an der Volkswerft Stralsund vorbei. Zweimal sind wir zwischen den Pfeilern der neuen Rügenbrücke hindurchgefahren. Die sollen ja als Anschlagsziel von Terroristen in meinem Regionalkrimi eine wichtige Rolle spielen. Deshalb habe ich sie mir genau angeschaut und fotografiert. Aber welchen Pfeiler ich nun für das Anbringen der Sprengladung aussuchen soll? Keine Ahnung? Ich muss mir das nochmal genauer ansehen.

Auch wenn der Bootsführer mindestens dreimal betont hat, dass das neue Ozeaneum nicht hierher passt und das Stadtbild von Stralsund verschandelt (gegen einen sanften Rügen-Tourismus ist er übrigens auch), musste ich mir dieses architektonische Meisterwerk natürlich anschauen. Ich finde es sowohl von außen wie innen sehr eindrucksvoll und gelungen. Besonders das Becken mit dem riesigen Heringsschwarm hat wirklich was. Und als ich in der von Greenpeace gestalteten dreistöckigen Halle „1:1 Riesen der Meere“ auf einer Liege lag, die lebensgroßen Walskulpturen an der Decke bestaunte und dem Gesang der Meeressäuger lauschte, kam mir die Idee für eine schöne Szene im Roman. Ich werde sie nachher gleich ausformulieren. Vielleicht wird „Aktion Störtebeker“ im nächsten Jahr im Souvenirshop des Ozeaneums liegen – neben dem „Schwarm“ von Franz Schätzing.

03.09.08

In Stralsund unterwegs

Jetzt bin ich unterwegs nach Rügen. Zuerst mache ich Station in Stralsund und schaue mir die Rügenbrücke von unten und das neue Ozeaneum an. Außerdem hat ja nun auch der Termin bei der Kripo in Stralsund geklappt. Ab und zu werde ich was bloggen, aber in erster Linie will ich recherchieren und am Manuskript weiterschreiben. Zumal das mit dem versprochenen WLAN auf dem Zimmer nicht funktioniert. Es ist zwar ein schnuckeliges kleines Hotel am Rande der Altstadt, aber für den Internet-Zugang muss man ins Foyer oder in den Garten. Da es aber gerade zu regnen angefangen hat, ist das auch keine Lösung. Deshalb steige ich die nächsten Tage auf Twitter um. Das hat auch den Vorteil, dass sich mit Hilfe von TwitterRouter auch mein Weg über Deutschlands größte Insel nachvollziehen lässt.

Überraschung auf dem Weg nach Stralsund

Überraschung im Zug. Ich bin gerade dabei, meine Erfahrungen mit der Stralsunder Polizei aufzuschreiben, als von eben der ein Anruf kommt. Ob ich morgen früh um 9.00 Uhr zu einem Gespräch mit dem Leiter der Polizeiinspektion in das Gebäude in der Barther Straße kommen will? Na klar, will ich. Schließlich soll hier auch mein Kommissar Bratfisch seinen Arbeitsplatz haben und ich möchte die Räumlichkeiten gerne mal von innen sehen.

Toll, dass der Termin zu Stande kommt. Zwar sollen die meisten Polizeibehörden, so die Erfahrung der Autoren in den von mir besuchten Krimi-Workshops, gegenüber den Schreibern von Kriminalromanen sehr aufgeschlossen und hilfsbereit sein. Aber in Stralsund machte das zunächst nicht den Eindruck. Ich hatte den Termin sogar schon fast abgeschrieben.

Zwar gibt die Polizeidirektion Stralsund regelmäßig Pressemitteilungen heraus und man sollte annehmen, dass die sich irgendwo im Internet finden lassen – inklusive Ansprechpartner mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse. So ist es zumindest bei den meisten Unternehmen und Behörden üblich. Doch hier? Pustekuchen. Nirgendwo, nirgends etwas.

Also bleibt nur das gute, alte Telefon. Aber auch das klingt einfacher als es ist. Mit der zentralen Nummer, die ich habe, lande ich in einem Stralsunder Polizeirevier. Bei einer hilfsbereiten Beamtin, für die auch die Frage nach dem Pressesprecher keine Hürde darstellt. „Klar, ich verbinde Sie“. Gesagt, getan. Doch das Telefon klingelt und klingelt und klingelt. Ob der Pressesprecher gerade eine Telefonkonferenz hat, dem Spiegel ein Interview gibt oder einfach nur am Kaffeeautomaten mit seinen Kollegen plaudert? Wir werden es nie erfahren.

Denn der Mann mit dem gemütlichen norddeutschem Akzent, der endlich das Telefon abnimmt, kennt ihn auch nicht. „Haben wir hier nicht“. Ich soll es bei der Polizeidirektion versuchen. Er gibt mir die Nummer der Zentrale, die ich allerdings schon habe. Also nochmal von vorne. Diesmal nimmt überhaupt niemand mehr ab. Für die Polizeibehörde einer Großstadt schon merkwürdig. Oder die sehen meine Rufnummer, sind bereits gewarnt und heben bewusst nicht ab? Derart gefrustet suche ich nochmal im Netz nach einer E-Mail-Adresse. Und siehe da, ich werde fündig. Zwei Adressen lassen sich mit der Polizei in Stralsund in Verbindung bringen – erstaunlicherweise zwei T-Online-Accounts. Ob es bei der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern nicht für einen eigenen Mailserver reicht?

Egal. Frohen Mutes schreibe ich mein Anliegen auf. Mit der Bitte um schnelle Reaktion, da ich ja am Ende der Woche in Stralsund sei und gerne mal vorbeikommen würde. Daraufhin passierte erst mal nichts. Aber offensichtlich hatte doch jemand die Mail gelesen und organisierte bereits hinter den Kulissen eifrig. Und so kam es dann zu dem überraschenden Anruf im Zug. Eine positive Wendung. Ich bin gespannt und freue mich auf das Gespräch.