Wer ist dieser maskierte Mann, der sich "Al Hafidh Abu Talha - Der Deutsche" nennt und vor der Kamera mit einer russischen Panzerfaust RPG-7 possiert? Über die Fußball-EM und abgeschlagene Ballak-Köpfe schwadroniert er auf deutsch ebenso wie über die aktuelle Finanzkrise und die Bundeswehreinsätze in Afghanistan. Ist das Ganze nur ein Fake oder gibt es den deutschsprachigen Taliban, der nach eigenen Worten "seit 1993 den Wunsch hat, sich für Allah in die Luft zu sprengen" wirklich?
"Eure Soldaten sind nirgends sicher", warnt der Vermummte in dem al-Qaida-Werbefilm mit dem Titel "Germany's Rescue Plan" (Rettungsplan für Deutschland) und fordert den Abzug der Bundeswehr vom Hindukusch, da der Krieg dort eh nicht zu gewinnen sei. Angeblich hat er bereits im Irak gekämpft und sollte auch vom Verfassungsschutz angeworben werden. Das dreiteilige Video ist mit arabischen Untertiteln und dem Logo von As Sahab unterlegt - einer Organisation, die bereits mehrfach Al-Qaida-Filme produziert hat.
Das Bundesinnenministerium nimmt die Sache offensichtlich ernst und erklärte dazu heute:
"Den deutschen Sicherheitsbehörden ist das Video bekannt. Es wird derzeit ausgewertet. Seine Diktion bestätigt erneut die Einschätzung der Sicherheitsbehörden, dass sich Deutschland im Zielspektrum des islamistischen Terrorismus befindet."Wenn er tatsächlich von einem Verfassungsschutzmitarbeiter kontaktiert worden ist, dessen (Tarn)name "Thilo Karov" der Vermummte im Video nennt, sollte seine Identität ja wohl schnell herauszubekommen sein. Oder ist das Ganze eine Geheimdienst-Aktion, um die Angst im Land zu schüren?
Dieser Film und sein Inhalt passt ganz gut zu meinem Regional-Krimi "Aktion Störtebeker", wo ja ein Anschlag auf die neue Rügen-Brücke geplant wird und auch eine RPG-7 zum Einsatz kommen soll (die der Mann übrigens in dem Film tatsächlich vor laufender Kamera abfeuert). Islamistische Terroristen können da durchaus hinter den Angriffen stecken - mehr kann ich leider jetzt noch nicht verraten.
Aber ich muss gestehen: Mit einem solchen Video Werbung für meinen Krimi zu machen, käme mir dann doch nicht in Sinn - auch wenn der PR-Effekt sicher ziemlich groß wäre. Aber dazu ist das Thema viel zu ernst.
Nachtrag: Inzwischen hat das Bundeskriminalamt den Dschihadisten, der im Video ständig drohend seinen Zeigefinger reckt, nach eigenen Angaben identifiziert. Demnach verließ er in der ersten Hälfte des Jahres 2007 Deutschland und ließ sich in einem Ausbildungslager im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet zum bewaffneten Gotteskrieger ausbilden. Der Mann soll außerdem Kontakte zu Führungskreisen von al-Qaida haben. Zum Video sagte BKA-Sprecher Christian Brockert: „Wir halten es für authentisch.“ Gegen Deutschland werde eine erhebliche Drohkulisse aufgebaut. Auffällig sei der detaillierte deutsche Bezug und die explizite Nennung des deutschen Afghanistan-Engagements.
Bei dem Vermummten soll es sich um Bekkay Harrach handeln, der 1977 in Marokko geboren wurde, aber schon länger im Rheinland lebte. Er ist in Bonn aufgewachsen, war Student der Mathematik und hat einen deutschen Pass. Deutschen Sicherheitskreisen soll er unter dem Kampfnamen "Abu Talha al-Maghribi" bekannt sein, was "der Marokkaner" oder "der Maghrebiner" bedeutet. Er stand in Bonn schon lange unter Beobachtung, weil er sich in radikal-islamischen Kreisen tummelte. Dann tauchte er plötzlich 2007 im Grenzgebiet Pakistan/Afghanistan auf, wo wohl auch das Drohvideo entstand. Angeblich soll er dort eine Ausbildung in einem Trainingslager von al-Qaida durchlaufen haben und heute zu deren Führung gehören.
Eine Analyse des Videos gibt es auch im Sicherheitsblog.