07.08.10

Neonazi-Anschlag auf Angela Merkel?

Wer "Aktion Störtebeker" aufmerksam liest, wird feststellen, dass Kommissar Bratfisch längere Zeit auch eine Spur zu möglichen Attentätern aus der Neonazi-Szene verfolgt. Ein nicht unbedingt aus der Luft gegriffenes Szenario. Denn gestern berichtete die italienische Zeitung L’Espresso von Anschlagsplänen auf Kanzlerin Angela Merkel an deren derzeitigen Urlaubsort Sulden im Vinschgau in Südtirol. 

Demnach schleicht "der deutsche Neonazi H.P. (50) aus Bremerhaven" in Norditalien herum. Schon vor einem Jahr habe er sich mehrere Monate in Meran aufgehalten und vergebens Unterstützung bei einer bewaffneten Neonazi-Gruppe dort gesucht. „Es sieht so aus, als ob der über diskrete finanzielle Mittel verfügende H.P in diesen Tagen nach Südtirol zurückgekehrt ist. Vielleicht in Erwartung der Ankunft von Kanzlerin Merkel?“ schließt das Blatt seine Exklusivstory. Dabei beruft sich L“Espresso auf einen der Redaktion bekannten Italiener, der im Text "Andreas" genannt wird und in rechtsradikalen Kreisen zwischen Deutschland, Österreich und Italien verkehren soll.

16 Mitglieder der Neonazi-Gang wurden inzwischen laut Presseberichten von den italienischen Behörden festgenommen und weitere 100 angezeigt, einige sollen bei Verhören von dem deutschen Neonazi berichtet haben. Fast alle sind kaum älter als 20 Jahre und deutschstämmige Südtiroler. Sie werden beschuldigt, Aktionen gegen Ausländer, politische Gegner und vor allem gegen Italiener unternommen zu haben. Gegen die Kanzlerin hätten sie nichts, sagt der angebliche "Andreas", auch deshalb hätten sie H.P. nicht geholfen. Er behauptet auch, die deutsche Polizei habe bei dem Mann daheim in Bremerhaven, obwohl von italienischen Behörden über dessen Treiben informiert worden, nicht einmal eine Hausdurchsuchung gemacht.

Aus Berlin kommt inzwischen ein Dementi. An dem Bericht sei nichts dran, alles nur "heiße Luft". Eine erhöhte Gefährdung für die Kanzlerin gebe es nicht und eine echte Gefahr gehe von dem Neonazi, der aus dem Raum Cuxhaven stammen soll, nicht aus. Hoffen wir, dass dem wirklich so ist und die Kanzlerin ihren Italienurlaub genauso heil übersteht wie ihre letzten Rügen-Besuche.

Die deutsche Neonaziszene macht sich auf jeden Fall über die Aufregung lustig und unterstellt gar politisches Kalkül: "Anschläge dieser Art steigern bekanntlich das Engagement des träge gewordenen Wählers. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Attentate auf Oskar Lafontaine am 25. April 1990 und Wolfgang Schäuble am 12. Oktober des gleichen Jahres."