Erst die Kanzlerin, nun der Außenminister. Wenn deutsche Spitzenpolitiker in Afghanistan zum vorher streng geheimgehaltenen Truppenbesuch erscheinen, hagelt es gezielt Raketen. Zwar sind Angela Merkel und Franz-Walter Steinmeier den Taliban-Angriffen zum Glück entgangen, einfache Soldaten haben hier meist mehr Pech. Doch wie kommt es, dass ein Sprecher der Islamisten nach dem Angriff auf Steinmeier in Kundus stolz verkünden konnte: "Wir wussten von der Visite". Die mörderische Attacke sei "ein Zeichen für den deutschen Außenminister gewesen".
Trotz der extremen Geheimhaltung des Überraschungsbesuchs des SPD-Kanzlerkandidaten am Hindukusch muss - so ist heute zu hören - nach den Erkenntnissen westlicher Geheimdienste der Aufenthaltsort Steinmeiers den Taliban "fast minutiös" bekannt gewesen sein. Das wirft eine Menge Fragen auf. Haben die Gotteskrieger einen Maulwurf in der SPD-Führung? Oder im deutschen Sicherheitsapparat? In der Bundeswehr-Spitze?
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur ddp gibt es inzwischen "klare Hinweise", dass die Taliban mittlerweile gute Gewährsleute von Islamisten in Deutschland haben, die sie "auf dem Laufenden halten". Doch woher sollen die Kenntnis von den Reiseplänen des Bundesaußenministers haben? "Auf bisher ungeklärter Weise haben die Taliban ihre Finger in deutschen Stellen drin", sagte ein Geheimdienstexperte in Kabul der Nachrichtenagentur.
Nun sind westliche Nachrichtendienste und islamistische Terrorzellen mitunter sehr eng verquickt. Aber dass dies auch in umgekehrter Richtung funktioniert, hätte ich nicht gedacht.
|