30.05.10

Tatort: Geheimdienst ohne Staat

Ich bin ja sehr für viel Phantasie bei Krimiautoren. Aber der Bremer Tatort "Schlafende Hunde" heute war dann doch etwas übertrieben. Fiese Stasioffiziere, die inzwischen in der nordwestdeutschen Hafenstadt eine florierende Security-Firma betreiben und im als Mini-DDR gestylten Keller finstere Giftmordpläne schmieden. Das kaum nachweisbare Gift, übrigens in einem "Stasi-Labor in Prora" auf Rügen entwickelt, haben sie aus der Konkursmasse des untergegangenen Staates in die Gegenwart hinübergerettet.

Dazu noch ein DKP-Aktivist, der in den 70er-Jahren Berufsverbot bekam und daraufhin mit DDR-Hilfe eine Import-Export-Firma gegründete, um das Embargo des Westens zu unterlaufen. Ein Orden, den ihm damals Stasi-Chef Mielke verlieh, wird dem auch nach der Wende erfolgreichen Unternehmer nun als Videoaufzeichnung zum Verhängnis. Schließlich noch seine Tochter, die damals der leiblichen Mutter weggenommen und von einem MfS-Offizier zwangsadoptiert wurde. Nach der Wende ging sie nach Cuba ins Exil und unterstützt heute den bewaffneten Widerstand der Indios in Lateinamerika.

Da schließt sich dann zwar der Kreis der Story, da der Export-Import-Unternehmer im Auftrag des "Geheimdienstes ohne Staat" die Waffen über den Atalantik schmuggeln soll. Eine spannende Geschichte hat Drehbuchautor Wilfried Huismann (früher selbst in der linken Bewegung der BRD aktiv) aber aus diesen Versatzstücken nicht gebastelt. Und dass auch noch Kommissarin Inga Lürssen unter den falschen Verdacht gerät, seinerzeit als Friedensaktivistin in Bremen ihre Mitkämpfer im Stasi-Auftrag ausgespäht zu haben, trägt auch nicht zu mehr Übersichtlichkeit bei. Der Tatort heute war einfach wirr und völlig an den Haaren herbeigezogen.

Übrigens: Im Chat zur Sendung geht es übrigens gerade heiß her.