17.09.09

Frau Merkel und die Fischer: Eine PR-Aktion der Bildzeitung

Der überraschende Besuch der Bundeskanzlerin bei den Fischern von Lobbe auf der Insel Rügen und ein verschwundener Beitrag in der Ostsee-Zeitung mit kritischen Bemerkungen haben mir ja schon in der letzten Woche ein Rätsel aufgegeben. Heute nun die Auflösung: In der Bildzeitung. Das Springer-Blatt feiert groß die "Reise in die Vergangenheit" der Kanzlerin. Denn es hat sie wohl selbst organisiert.
BILD hat zwei dieser Männer wiedergefunden und ein Treffen mit Angela Merkel arrangiert – 19 Jahre danach, im gleichen Ort, in der gleichen Hütte!
Von den kritischen Bemerkungen der Fischer über nicht gehaltene Wahlversprechen der damaligen Bundestagskandidatin - die in der Ostsee-Zeitung wenigstens ansatzweise vorkamen - ist in Bild nun keine Rede. Der Artikel ist eine einzige Jubelarie über eine verständnisvolle Kanzlerin, die aufmerksam zuhört und sich im Interview als "eine von uns" präsentieren darf. Der Höhepunkt dieser Art von PR-Journalismus ist aber der Abschluß der Lobeshymne:

„Klar hat sie viel wichtigere Dinge im Sinn als uns hier in Lobbe“, sagt Bull. „Trotzdem ist es toll, dass sie hier war. Und eins steht fest: Ich habe sie damals gewählt, ich werde sie auch diesmal wählen.“
Was jetzt nicht besonders verwunderlich ist, denn Fischer Hans-Joachim Bull ist langjähriges CDU-Mitglied. Aber das braucht der Bild-Leser ja nicht zu wissen. 

In der Ostsee-Zeitung wird Bull zu den neuen Hilfsversprechen seiner Parteifreundin übrigens so zitiert: "Diesmal sollte sie sich aber keine 19 Jahre Zeit lassen, dann gibt es nämlich keine Fischer mehr bei uns."