Im Bedeutungsverlust der Verlage sieht Bach aber eine große Chance für die Autoren. "Schon jetzt ist es für unbekannte Autoren sinnvoll, raubkopiert zu werden", erklärt Bach unter Berufung auf Cory Doctorow. Schließlich haben sie durch diese Art der Verbreitung eine Chance, bekanntzuwerden. "Unbekannte Autoren haben durch E-Book-Reader nichts zu verlieren, treffen könnte es höchstens einige wenige Bestsellerautoren." Alle anderen könnten am Verkauf eines E-Books sogar mehr verdienen, als das heute mit einem gedruckten Buch der Fall ist. Wenn die Margen für Verlag und Buchhandel wegfallen, könne ein Autor an einem E-Book, das zwei Euro kostet, durchaus 1,80 Euro verdienen.Ich bin da etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite ist es natürlich toll, wenn Autoren nicht mehr vom "Nadelöhr Verlag" abhängig sind und genauso viel oder sogar noch mehr wie beim bisherigen Publikationsmodell verdienen können. Auf der anderen Seite übernehmen die Verlage eine Funktion der Qualitätssicherung. Wenn die Lektorate wegfallen und jeder alles veröffentlichen kann, wird die Unübersichtlichkeit noch größer als bisher. Wie findet man dann spannende und interessente Bücher in diesem Meer an Publikationen? Ich wage mal die These (auch wenn es jede Menge Fehlentscheidungen gibt): Durch die Filterfunktion der Verlage erbleibt den Lesern jede Menge Schrott erspart. Andererseits erblicken aber natürlich auch viele Bücher nicht das Licht der Welt, um die es echt schade ist.
Damit der Autor diese 1,80 Euro aber nicht nur einmalig verdient, schlägt Bach als möglichen Kompromiss ein digitales Wasserzeichen vor. Zum Beispiel könne ein Onlineshop das Wasserzeichen, das Besitz anzeigt, vergeben. Damit wäre das digitale Buch problemlos ausleihbar. "Das Wasserzeichen aber hält vom Hochladen auf Tauschbörsen ab, weil es zu viel Aufwand wäre, es zu entfernen." E-Books mit Wasserzeichen könnten in Tauschbörsen dann auch ganz gesperrt werden.
Nötig für den Einsatz solcher Mittel wäre eine gesellschaftliche Übereinkunft im Sinne des "fair use", wobei die Interessen der Nutzer oder der Öffentlichkeit und die des Autors gegeneinander abgewogen werden. "Zu klären wäre da etwa noch die Frage des Weiterverkaufs. Was verkaufe ich? Mein Nutzungsrecht an dem Buch - das ich aber theoretisch in Kopie weiter nutzen kann?", fragt Bach. Antworten darauf müssten noch gesucht werden. "Eine perfekte Lösung ist nicht nötig, nur eine besser funktionierende als die traditionelle."
In meinem Fall kommt noch ein anderer Punkt hinzu. "Aktion Störtebeker" ist ein Regional-Krimi, der sich auch an Spontan-Leser im Urlaub richtet. Die zum Beispiel den Roman in einer der Buchhandlungen auf Rügen zufällig entdecken und mit an den Strand zum Schmökern nehmen. Die haben 1. keinen E-Book-Reader dabei und 2. selbst wenn, vermutlich keine Möglichkeit sich das Buch kurzfristig dort hinauf zu laden. Deshalb werde ich weiter nach einem traditionellen Verlag suchen. Ohne die E-Book-Variante zu ignorieren.
Dazu passt eine Meldung, die gerade reingeschneit kam:
Der Psychothriller "Symptome" von Peter Nimtsch entpuppt sich als regelrechter Verkaufsschlager im Internet. Unkonventionelle Werbemethoden, wie beispielsweise der Versand von kostenlosen Leseproben, haben ihren Teil zur wachsenden Beliebtheit des Thrillers beigetragen. Jeder Interessierte, der eine Kostprobe des Romans wünscht, kann sich kostenlos in die spannende Story einlesen. Die Leseproben könnt Ihr Euch unter folgender E-Mail-Adresse bestellen: info@krimi-leseprobe.deDer Fuhrmann-Verlag, in dem das Buch erschienen ist, scheint ein Eigenverlag des Autors zu sein. Bei der Recherche danach bin auch noch auf eine weitere interessante Marketing-Aktion gestossen. Peter Nimtsch hat vor Veröffentlichung des Thrillers in einem Amazon-Forum nach "Testlesern" gesucht und ist offensichtlich auf große Resonanz gestossen. Vielleicht sollte ich auch so eine Aktion starten?
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