20.11.10

Terroranschläge: Reichstagsbrand 2.0

So nun ist es raus. "Der Spiegel" verkündet in seiner neuen Ausgabe:
"Al-Qaida und assoziierte Gruppen planen nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden angeblich einen Anschlag auf das Reichstagsgebäude in Berlin, in dem der Deutsche Bundestag untergebracht ist. Im Zuge des Angriffs wollen die Terroristen Geiseln nehmen und mit Schusswaffen ein Blutbad anrichten."
Auf der zweitägigen Innenministerkonferenz, die gestern in Hamburg zu Ende ging, isst dagegen über die akute Bedrohungslage nur wenig bekannt geworden. Befreundete Geheimdienste hätten konkrete Warnungen ausgesprochen, dass in den nächsten Wochen mit einem Anschlag zu rechnen sei - so war dort zu hören. Diese Hinweise hätten sich mit Recherchen aus deutschen Geheimdienstkreisen gedeckt. Konkret ist von einer 6-köpfigen Gruppe von Islamisten die Rede, die nach Deutschland unterwegs sei, um einen gezielten Anschlag zu verüben. Außerdem soll die Nummer Drei des Terrornetzwerks al-Qaida, Younis al Mauretani, nach ARD Informationen über 100 paramilitärische Kämpfer in Deutschland koordinieren, die Anschläge auch auf weiche Ziele wie Hotelanlagen ausüben oder Sprengsätze in Zügen und U-Bahnschächten legen könnten.

Mal abgesehen vom Symbolcharakter eines neuen Reichstagsbrandes stellt sich schon die Frage, warum ein in Pakistan ausgebildetes Terrorkommando sich ausgerechnet auf das wohl am stärksten gesicherte Gebäude in Deutschland stürzen sollte? Die Erfolgsaussichten einer solchen Aktion dürften relativ gering sein und den sicheren Tod der Attentäter zur Folge haben. Da ist sogar ein Anschlag auf die Rügenbrücke, wie in meinem Thriller "Aktion Störtebeker" beschrieben, viel wahrscheinlicher.

Überhaupt Wahrscheinlichkleit. In der TV-Sendung "Quarks & Co." wurde kürzlich einmal ausgerechnet, dass man eher den Lotto-Jackpot knackt, als in Deutschland einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen:


Aber das Schüren der Terrorangst, wie wir es derzeit so massiv erleben, hat ja ohnehin einen anderen Hintergrund. Der Grünen-MdB Christian Ströbele brachte ihn heute im Radiosender hr-iNFO auf den Punkt und äußerte sich skeptisch über die Glaubwürdigkeit der Terrorwarnungen:
"In den vergangenen Jahren sind schließlich immer wieder derartige Warnungen herausgegeben worden. Ich habe vielmehr den Verdacht, die Regierung verstärkt die Terrorangst, um die Sicherheitsgesetze zu verschärfen und die Vorratsdatenspeicherung durchzusetzen."